0360 - Ich riß dem Boß die Maske ab
wie verrückt.
Da sah ich den Lichtschein!
Es war keine Bretterbude, wie Phil geglaubt hatte, sondern ein alter Bus, von dem das Fahrgestell abmontiert worden war. Die Fenster waren verhangen, dass man nicht hindurchsehen konnte. Nur der Lichtschein quoll hinaus.
Da war wieder das Schlagen einer Tür. Jetzt konnte ich es mir erklären! Ich hörte Schritte und dann einen halblauten Ruf.
Die Schritte kamen näher. Hinter mir merkte ich an einer Bewegung, dass Phil zurückhuschte. Die Schritte vor dem ausrangierten Bus hörten plötzlich auf.
»Young?«, fragte gedämpft eine heisere Stimme in die Dunkelheit. Noch einmal klang es fragend: »Young? Bist du’s?«
***
Ich ging noch mehr in die Hocke und hielt die Luft an. Bis zum Bus waren es rund 30 Yards. Ich hörte auf einmal wieder die Schritte und sah darin den Schatten vor den schwach erleuchteten Busfenstern.
Die Gestalt war plötzlich in gleißendes Licht getaucht. Deutlich konnte ich das Entsetzen im Gesicht des Mannes vor dem Bus sehen. Ich erkannte ihn auf den ersten Blick, denn ich hatte seinen Steckbrief und eine Menge Fotos von ihm lange geprüft.
Stan Wischkoni!
»Halt! Stehen bleiben! FBI! Heben Sie die Hände, und machen Sie keine Bewegung«, hörte ich die schneidende Stimme von Phil, der sich um den einen Schrottberg herumgeschlichen haben musste und den Erpresser gestellt hatte.
Langsam gingen die Arme des Gangsters hoch. Er hielt den Kopf gesenkt, um dem blendenden Lichtstrahl aus Phils Taschenlampe zu entgehen.
Der weiße. Strahl begann zu wandern. Phil musste demnach näher an den Gangster herangehen. Ich war aus der Hocke hochgekommen und wollte zu dem Bus hinüber.
In diesem Augenblick schoss der Gangster plötzlich herum und raste, Haken schlagend, in eine der schmalen Gassen zwischen den Schrotthaufen. Phil jagte einen Warnschuss in die Luft und brüllte einen Befehl hinter dem Flüchtenden her.
Ich war jetzt an der Stelle, wo der Gangster gestanden hatte. Ich wollte hinter ihm her. Fast stieß ich mit Phil zusammen.
»Licht aus!«, zischte ich. »Wenn er eine Waffe bei sich hat, bietest du ihm das beste Ziel.«
Ich setzte hinter ihm her und rannte die schmale Gasse zwischen den Schrotthaufen hinunter. Phil war dicht hinter mir.
Ich sah den Gangster in einer Seitengasse verschwinden. Ich hielt mich möglichst dicht an den Schrottberg und jagte um die Ecke. Von Wischkoni keine Spur! Er konnte noch nicht weit gekommen sein.
Ich hetzte weiter.
Plötzlich hörte ich ein eigenartiges Geräusch. Links von mir türmte sich ein großer Haufen von verbeulten Blechfässern auf. Der ganze Berg schien auf einmal in Bewegung zu kommen.
Im letzten Augenblick riss ich Phil am Arm zurück. Vor uns prasselte der ganze Berg zusammen. Donnernd polterten sie genau auf die Stelle, an der wir eben noch gestanden hatten.
Ich stieß einen Schrei aus.
»Was ist los?«, fragte Phil besorgt und wollte sich zu mir umdrehen.
»Nichts!«, schrie ich gegen das Donnern der Fässer an. »Er soll annehmen, dass wir drunterliegen!«
Ich rannte zurück. Ich nahm keine Rücksicht auf die Geräusche, weil das Poltern der Fässer sie übertönte. Ich rannte, so schnell ich konnte.
An der nächsten Ecke sah ich ihn. Er war ahnungslos und starrte auf das Durcheinander der rollenden Fässer, die ihm jetzt den Fluchtweg versperrten.
Ich war fast bei ihm, als er sich plötzlich umdrehte. Ich sah seine Bewegung. Ich hätte meine Smith & Wesson schneller gezogen als er, aber ich wollte kein Risiko eingehen.
Ich sprang vor, riss die Rechte hoch und donnerte sie ihm unter das Kinn. Er kippte wie eine Schießbudenfigur nach hinten. Ich fiel auf ihn, packte seine Hand und riss sie hoch. Mit der anderen Hand fischte ich seinen Revolver aus dem Halfter.
»Hast du ihn?«, fragte Phil, der auf einmal neben mir war.
»Alles Okay«, murmelte ich und reichte meinem Freund die Pistole des Gangsters. »Sieh dich schon mal in dem Bus um, Phil. Ich schaffe das hier alleine.«
***
Wischkoni war schlapp geworden. Die Gestalt unter mir war wie leblos.
Ich tastete ihn schnell nach weiteren Waffen ab. In seinem Gürtel fand ich noch ein feststehendes Messer.
Der Mann unter mir machte eine Bewegung. Ich flüsterte ihm eine Warnung ins Ohr und sagte dann das Sprüchlein, das wir bei Verhaftungen immer auf sagen.
Plötzlich warf der Mann sich herum. Ich bekam ihn schnell in den Griff zurück und presste ihn mit den Schultern gegen den Boden, dass er keine Bewegung mehr machen
Weitere Kostenlose Bücher