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0361 - Gangstermord vor hundert Zeugen

0361 - Gangstermord vor hundert Zeugen

Titel: 0361 - Gangstermord vor hundert Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gangstermord vor hundert Zeugen
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wenn ich dich allein lasse.«
    Er stand auf und ging in die Ecke des Zimmers, wo ein Wasserhahn aus der Wand ragte. Langsam ließ Hartwright einen kleinen Wassertopf halbvoll laufen. Mit einem niederträchtigen Lächeln trat er zu mir, seine farblosen Augen musterten mich geringschätzig.
    »Nun, wie fühlen wir uns?« höhnte er. »Gut? Verlaß dich darauf, das wird sich bald ändern. Ich habe da so meine speziellen Methoden, um Leute wie dich kleinzukriegen. Bei Brett Hartwright lohnt es sich nicht, den starken Mann zu spielen.«
    Ich hatte wortlos dem Treiben des Gangsters zugesehen; auch jetzt, als er mich zu einer Entgegnung provozieren wollte, schwieg ich.
    Der Gangster beugte sich zu mir herab und ließ das Wasser über meine Fesseln laufen.
    Ich kannte den Trick. Er gehörte zu den gemeinsten, die man sich vorstellen kann. Die ohnehin schon straff angezogenen Stricke würden sich durch die Feuchtigkeit des Wassers noch mehr zusammenziehen.
    Nachdem Hartwright den Behälter über meine Fesseln geleert hatte, trat er noch einmal vor mich hin.
    »Wenn du das Bedürfnis hast, mich zu sprechen, dann schrei. Je eher du dich zum Reden entschließt, um so eher bin ich bereit, deine Fesseln zu lockern. Wenn du aber durchaus den Helden spielen willst, bitte. Du kannst mir aber glauben, daß die Sache mit dem Wasser nur ein bescheidener Anfang ist, sozusagen ein Test für deine Widerstandskraft.«
    Er warf mir noch einen höhnischen Blick zu, fischte aus einer zerknautschten Packung eine Zigarette, setzte sie in Brand und verließ, ohne sich noch einmal umzudrehen, den Raum.
    Er ließ die Tür nur angelehnt.
    Ich hörte, wie er sich im Nebenraum krachend auf einen Stuhl fallen ließ, dann herrschte tiefe Stille.
    Ich konzentrierte meine ganze Aufmerksamkeit auf die Stricke, die tief in meine Gelenke einschnitten. Es war mir unmöglich, mich aus der Verschnürung zu befreien. Ich merkte, wie sich die Fasern der Stricke immer enger zusammenzogen und meine Haut einritzten. Ich biß auf die Zähne, um die Schmerzen zu unterdrücken.
    Plötzlich vernahm ich an der Tür, die in den Schuppen führte, ein leises, kratzendes Geräusch. Im ersten Augenblick glaubte ich, daß meine überreizten Nerven mir einen Streich gespielt hatten, aber nach einigen Sekunden hörte ich das gleiche Geräusch noch einmal, diesmal noch deutlicher.
    Ich hielt den Atem an und starrte auf die Tür, die sich langsam, Zoll für Zoll, öffnete. Ich sah im Halbdunkel erst eine Hand, dann einen Arm und zuletzt die Gestalt eines Mannes, der sich beinahe unhörbar durch den Türspalt schob.
    Der Unbekannte näherte sich der Ecke, in der ich lag. Ich hatte die schneidenden Fesseln vergessen.
    ***
    Norma schaute Phil, der sie fasziniert anstarrte, nicht gerade freundlich an.
    »Sie wünschen bitte?« Normas Stimme klang noch genauso unnahbar wie in Steckletts Büro. Phil setzte sein charmantestes Lächeln auf und bat Norma, ihm einige Fragen zu beantworten.
    Sie öffnete die Tür ganz und ließ ihn eintreten. Ihr Gesicht blieb ausdruckslos.
    Sie schloß die Tür hinter Phil und ging voraus. Im Wohnzimmer wies sie auf einen Stahlrohrsessel und nahm dann selbst, die schlanken Beine lässig kreuzend, Phil gegenüber Platz. Sie hielt Phil eine geöffnete Zigarettendose entgegen, mein Freund bediente sich, gab seiner schweigsamen Gastgeberin Feuer und setzte schließlich auch seinen Glimmstengel in Brand. Danach lehnte er sich weit in den Sessel zurück und sah einen Augenblick lang den Rauchwolken nach.
    »Es tut mir leid, daß ich Sie stören muß«, begann Phil, »aber ich brauche von Ihnen einige Auskünfte.«
    Der Eisberg hüllte sich in Schweigen. Lediglich die Augenbrauen zuckten einmal kurz nach oben.
    »Ich muß Sie darauf aufmerksam machen, daß es in Ihrem Interesse ist, meine Fragen genau zu beantworten. Vergessen Sie nicht, daß es um die Aufklärung eines Mordes geht. Wir wissen, daß sich ein Holländer namens Jan van der Moolen telefonisch mit Ihrem Chef verabredet hatte. Wenige Stunden vor diesem Treffen wurde van der Moolen ermordet. Ich nehme an, Sie haben davon gehört. In welcher Beziehung stand Mr. Stecklett zu diesem van der Moolen?«
    Die Kleine ließ eine ganze Weile verstreichen, bis sie antwortete.
    »Ich muß Sie leider enttäuschen, Mister…?«
    »Decker, Phil Decker«, half Phil aus.
    »Also, Mr. Decker, ich kenne diesen Holländer nicht, auch nicht dem Namen nach. Was Mr. Stecklett mit ihm zu tun hatte, kann ich Ihnen nicht sagen.

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