0361 - Gangstermord vor hundert Zeugen
huschte der Anflug eines Lächelns über ihr Gesicht.
Wir wurden in ein Zimmer gebeten, das als Wohn- und Schlafzimmer zugleich diente. Joan Porter nahm auf der aufgeklappten Bettcouch Platz. Vorher hatte sie uns die um einen kleinen Rauchtisch gruppierten Sessel angewiesen.
Joan Porter sah uns erwartungsvoll an.
»Es wird wahrscheinlich auch in Ihrem Sinne sein, Miß Porter, wenn wir sofort zum Thema kommen. Kennen Sie Mr. Ernest Stecklett?«
Die Frau zuckte erschreckt zusammen. Sie starrte mich aus weit aufgerissenen Augen an.
»Mit Ernest ist doch nichts geschehen? Bitte, sagen Sie es mir!«
»Nein, Miß Porter«, gab ich ruhig zurück. »Sie kennen also Mr. Stecklett?«
»Ja, Mr. Cotton. Ich bin mit Ernest Stecklett befreundet. Wenn Sie es so ausdrücken wollen, sogar ziemlich eng.« Es war genauso, wie ich es erwartet hatte, nachdem ich die Kleine gesehen hatte. Sie wußte offensichtlich nichts von der zwielichtigen Gestalt Ernest Steckletts.
»Wann erwarten Sie Ihren Freund, Miß Porter?« fragte Phil.
»Erst heute abend«, stammelte sie, »wir wollten heute abend nach Florida fliegen.«
»Daraus wird wahrscheinlich nichts werden, Miß Porter. Wir suchen Ernest Stecklett wie eine Stecknadel«, nahm mir Phil die Aufgabe ab, der sympathischen Frau die Illusionen zu rauben.
Joan Porter hatte aus ihrem Morgenmantel ein kleines seidenes Taschentuch gezogen und preßte es vor ihren Mund. Auf ihren Wangen hinterließen die Tränen nasse Spuren. Die Frau achtete nicht darauf, sie starrte vor sich auf den Teppich. Ihre Schultern zuckten in einem nur schlecht unterdrückten Schluchzen.
»Es tut uns leid, Miß Porter, aber Sie hätten es sowieso einmal erfahren müssen«, versuchte ich zu trösten.
Sie nickte mir zu und kämpfte tapfer gegen die Tränen an.
»Es ist schon gut, Mr. Cotton. Ich mußte nur erst den ersten Schreck überwinden. Bitte, fragen Sie weiter.«
»Sie sagten, daß Sie heute abend mit Mr. Stecklett nach Florida fliegen wollten. Wollten Sie einen längeren Urlaub dort machen?«
Sie nickte.
»Wir wollten einige Wochen dort bleiben. Ernest, ich meine Mr. Stecklett, schien ziemlich überarbeitet zu sein, und ich war eigentlich recht froh darüber, daß er sich nun endlich eine längere Pause gönnen wollte.«
»Wo wollten Sie sich treffen?«
»Mr. Stecklett wollte mich gegen 19 Uhr hier abholen. Die Maschine geht um 20 Uhr 15 vom Kennedy-Flughafen.«
»Kennen Sie die Anschrift der Privatwohnung Mr. Steckletts?«
»Nein, Mr. Cotton. Ich habe Mr. Stecklett noch nie in seiner Wohnung besucht.«
»Entschuldigen Sie, Miß Porter, aber ist das nicht ein wenig ungewöhnlich? Im allgemeinen kennt man doch den Mann, den man heiraten will, etwas näher.«
»Das mag Ihnen eigenartig Vorkommen, Mr. Cotton, aber es ist so.«
»Und Sie kennen auch die Adresse nicht?« fragte ich weiter.
Diesmal bestand die Antwort lediglich in einem Kopfschütteln.
Wir würden aus der Frau nichts mehr herausbekommen. Jede weitere Frage hätte sie nur unnötig gequält.
»Besitzen Sie ein Telefon, Miß Porter?«
Sie zeigte mir ein kleines Pult, das draußen im Flur stand. Ich wählte die Nummer des FBI-Distriktgebäudes. Den Kollegen in der Zentrale bat ich, mich mit dem Chef zu verbinden.
»Hallo, Jerry, gibt es etwas Neues?«
»Ja, Chef. Wir sind in der Wohnung von Miß Joan Porter. Wir haben nichts erfahren können, außer, daß Stecklett heute abend nach Florida fliegen will. Die Frau hat mit der Sache nichts zu tun. Wir verschwinden jetzt und fahren nach Brooklyn hinaus. Ich möchte, daß sich zwei Kollegen in der Wohnung von Miß Porter einrichten. Immerhin besteht die Möglichkeit, daß Stecklett hier auf taucht.«
»Okay, Jerry, ich drücke die Daumen. Wenn etwas Unvorhergesehenes passiert, melden Sie sich über Sprechfunk. Zu Ihrer Sicherheit halten sich einige Streifenwagen der City Police in der Nähe des Dyker Beach Parks auf. Sie sind über den Einsatz unterrichtet.«
»Okay, Chef. Wir werden uns anmelden, wenn die Sache in Brooklyn erledigt ist. Hoffentlich können wir damit gleich den ganzen Fall auf klären.«
Ich legte den Hörer auf und ging wieder ins Zimmer.
»Henk Visser hat dein Gespräch mit angehört, Jerry«, sagte Phil, »er ist auf dem Wege, die zwei Kollegen heraufzuholen, die du hier etablieren willst. Er hat den Ehrgeiz, daß wir den Fall beenden, noch bevor seine Maschine heute abend nach Europa geht.«
»Na, dann wollen wir uns teilen«, gab ich zurück.
»Hoffentlich
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