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0363 - Der Gnom mit den sieben Leben

0363 - Der Gnom mit den sieben Leben

Titel: 0363 - Der Gnom mit den sieben Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erfahren hatte. Es erinnerte ihn ein wenig an seinen Lebensweg, und so hatte Yakup beschlossen, den marokkanischen Jungen bei sich zu behalten und ihn auch auszubilden. In der kurzen Zeit waren beide zu Freunden geworden, und auch die anderen im Kloster lebenden Mönche hatten Ali akzeptiert. Sie würden ihm sehr gute Lehrer sein und ihn nicht nur in den Kampftechniken unterrichten, sondern auch die Lebensphilosophie beibringen, die so wichtig fürs Leben und den Frieden war.
    »Kann ich mit?« fragte Ali.
    Yakup hob die Schultern. »Eigentlich nicht, aber ich habe nicht die Zeit, erst am Kloster vorbei zu fahren. So muß ich dich praktisch mitnehmen.«
    »Danke.«
    Yakup Yalcinkaya winkte ab. »Es wird kein Spaziergang, das kann ich dir versprechen.«
    »Du wirst schon das Richtige tun!«
    Yakup lächelte, als er die Worte hörte. Er freute sich über das Vertrauen, das Ali in ihn gesetzt hatte.
    »Und jetzt werden wir ihn uns holen!« flüsterte der Kämpfer, bevor er startete…
    ***
    Der Gnom umklammerte das Lenkrad wie ein Rettungsanker. Er hatte den offenen Mund verzogen und gab Laute von sich, die schon mehr einem Stöhnen glichen.
    Dann wechselte er.
    Plötzlich begann der Verwachsene zu kichern. So schrill, als hätte er in seinem Hals eine Pfeife stecken. Della hatte noch nie zuvor ihren Vater so schrill lachen hören, es mußte der akustische Ausdruck des höchsten Triumphs sein.
    Tatsächlich hatte er es geschafft. Beide waren sie dem Verfolger entkommen. Zufall, Glück, Bestimmung, das spielte alles keine Rolle, und jetzt befanden sie sich auf dem direkten Weg zur Golden Gate.
    Die Sonne stand schon sehr tief. Manchmal blendete sie, so daß die Sichtklappen nach unten gedrückt werden mußten.
    Mit Della hatte der Gnom nicht gesprochen. Sie interessierte ihn nicht mehr. Er hatte innerlich mit ihr gebrochen. Seine Tochter war sie nicht mehr.
    Und auch Della schaute kaum auf ihren Vater, obwohl sie neben ihm kauerte und hielt ein Taschentuch gegen die Nase gepreßt.
    Diesen Schlag würde sie dem Gnom nicht vergessen. Aber Della traute sich einfach nicht, vor ihrem Vater zu fliehen. Er würde sie immer bekommen, egal, wo sie sich aufhielt. Er war unbesiegbar, denn er hatte sieben Leben.
    Sieben verdammte Leben!
    Obwohl sie seine Tochter war, konnte sie es nicht begreifen. Wie viele Leben noch vor ihm lagen, hatte er ihr nie gesagt. Das war und blieb sein Geheimnis.
    Sie rauschten über die Brücke. Ein herrliches Panorama nahm sie auf, doch das Mädchen hatte keinen Blick dafür. Zudem kannte sich Della hier aus.
    »Er hat es nicht geschafft!« flüsterte der Gnom plötzlich und rutschte ein wenig vor. »Er hat es wirklich nicht geschafft. Ich werde ihm schon beweisen, wie…« Er verschluckte die weiteren Worte und drehte den Kopf, um seine Tochter scharf anzuschauen.
    Della fühlte für einen Moment den Blick auf sich gerichtet, und sie hatte das Gefühl, nicht in Augen, sondern auf Eiskugeln zu schauen.
    »Du hattest mich betrügen wollen«, flüsterte der Gnom, als er wieder auf die Straße schaute. »Verdammt, du hattest mich betrügen wollen, und das nehme ich dir übel. Hast du verstanden?«
    »Ja, ich weiß.«
    »Und ich werde dafür sorgen, daß so etwas nicht mehr vorkommt. Jeder, der nicht auf meiner Seite steht, ist mein Feind. Hast du gehört, Della? Mein Feind.«
    »Ich weiß…«
    Wieder lachte er. »Weißt du eigentlich auch, was das bedeutet, mein Feind zu sein?«
    »Ich kann es mir denken!« krächzte sie.
    »Feinde werden sterben!« Als er diese Antwort gab, hatten sie soeben die lange Brücke hinter sich gelassen. »Feinde werden sterben, das kann ich dir versichern.«
    Della erschrak. Das Blut wich aus ihrem Gesicht. Sie wirkte plötzlich leichenblaß.
    Meckernd klang das Lachen des Gnoms. »Du sagst ja gar nichts, kleine Della.«
    »Ich… ich kann es nicht begreifen.«
    »Aber ich, meine Tochter. Ich sage dir dies, obwohl ich dich nicht mehr als Tochter anerkenne. Du bist für mich eine Fremde geworden. Jawohl, eine Fremde.«
    »Aber…«
    »Und ein Feind!« schrie er.
    »Du willst mich töten?«
    »Genau, kleine Della. Ich werde dich umbringen. Töten oder opfern, denn ich will Shimada zeigen, welch ein würdiger Diener ich bin. Er allein ist mein großes Vorbild und kein anderer. Hast du gehört, Della? Nur er allein.«
    »Ja!« hauchte sie. »Das habe ich verstanden.«
    »Dann ist es gut.« Der Gnom glaubte fest daran, daß es Della nicht wagen würde, ihm mit Worten oder Taten zu

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