Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0363 - Der Gnom mit den sieben Leben

0363 - Der Gnom mit den sieben Leben

Titel: 0363 - Der Gnom mit den sieben Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
in dem du dich einem anderen hingabst. Du warst die Geliebte eines Widerlings, und das sollst du büßen, auch wenn du meine Tochter bist.« Während der Worte hatte er seinen Kopf gedreht und in eine Richtung geblickt, die von mir nicht einsehbar war.
    Der Gnom stand relativ günstig, denn das aus einer Nische fallende Licht streifte auch sein Gesicht. Ich sah in den Augen einen glänzenden Ausdruck, der nicht allein auf das Licht zurückzuführen war. Dieser Glanz besaß eine andere Ursache. Eine innerliche. Es war ein Ausdruck des Triumphes, des Sieges…
    Und der Gnom begann zu reden. Mit wem oder zu wem er sprach, wußte ich ebenfalls nicht, aber seine Worte ließen mich plötzlich aufhorchen, denn in dem Satz tauchte ein auch mir bekannter Name auf, der mich schaudern ließ.
    »Ich werde dir beweisen, großer Shimada, daß ich allein zu deinen festen Dienern gehöre. Ich spürte die Kraft, die mich erreichen wird. Es ist der Würfel. Er kommt, er kommt zu mir…« Der Gnom hatte immer lauter gesprochen und breitete die Arme aus, um den Körper nach hinten zu drücken.
    Den Blick hielt er nach vorn gerichtet, und er schaute etwas an, das nur er sah.
    Verdammt, was konnte das sein?
    Ich zerbrach mir den Kopf. Er hatte von Shimada gesprochen und von dem Würfel. War es möglich, daß er einen der beiden sah?
    Das wäre natürlich ein Hammer gewesen, aber nicht ausgeschlossen. Schließlich waren wir in die gleiche Richtung geflogen, in die der Würfel gewandert war.
    Die Sache wurde spannend.
    Nur etwas störte mich ganz gewaltig. Es war das mir unbekannte Mädchen oder die junge Frau, die auf der Decke lag, sich nicht rührte und den Kopf nach links gedreht hatte, so daß ich ihr Gesicht nicht erkennen konnte und nur mehr die dunklen, halblangen Haare sah.
    »Der Würfel!« sprach der Gnom weiter. »Ich wußte genau, daß du mir helfen würdest. Ich habe die Magie der Erde angesprochen. Sie kann mich nicht im Stich lassen, weil ich ihr treuer Diener bin. Sieben Leben hatte ich. Sieben Leben!« schrie er, bevor er auf die Knie fiel, die Arme hob und die Hände rang. »Sechs davon sind vorbei, einfach vergessen. Aber das siebte besteht. Ich kann nicht mehr wiedergeboren werden, doch ich bleibe mächtig, das weiß ich genau. Ich bleibe mächtig, denn die Geister der Erde haben mich nicht verlassen. Sie sorgen dafür, daß der Würfel zu mir gelangt, und er ist mehr wert als sieben Leben. Das letzte werde ich behalten und mit dem Würfel die Welt verändern. Das Grauen überkommt die Erde, der Schrecken wird regieren, und ich werde der Herr des Schreckens sein, das verspreche ich.«
    Noch immer hatte ich nicht genau mitbekommen, mit wem er redete. Es war einfach unklar, ob er mit einem seiner Dämonen sprach oder mit einer menschlichen Person.
    Ich mußte weiter vor.
    In diesem Augenblick – ich hatte soeben den Fuß auf die nächste Stufe gesetzt –, drehte sich der Gnom um. Es war eine wirbelnde Bewegung, und seine rechte Hand fuhr nach unten, damit sich die Finger um den Griff des Messers krallen konnten.
    Blitzschnell riß er die Waffe hervor.
    Auch ich reagierte. Es war praktisch ein Reflex, der mich die Beretta ziehen ließ.
    Einzusetzen brauchte ich sie nicht, denn nicht mich hatte der Gnom entdeckt und sich auch nicht mich als Ziel ausgesucht. Er war in der Bewegung stehengeblieben und starrte eine andere an.
    Seine Tochter!
    Ich sah ihn, er sah mich nicht. Um ihn jedoch am besten erkennen zu können, mußte ich mich weiter vorbeugen, und ich entdeckte dabei den kalten, brutalen Zug auf seinem Gesicht. Überhaupt besaß er ein Aussehen, das man als schrecklich bezeichnen konnte.
    Okay, er war verwachsen, ein Fehler der Natur, dafür konnte er nichts.
    Ich spürte, daß dieser Mensch innerlich verdorben war.
    Ich spürte ebenfalls, daß er sein Messer nicht umsonst gezogen hatte. Er würde es seiner eigenen Tochter in den Körper stoßen.
    Meine Kehle wurde eng. Wie konnte ein Mensch nur so grausam und schlecht sein? Das wollte einfach nicht in meinen Kopf. Wenn es ein Dämon gewesen wäre, okay, aber ein Mensch, der sein eigenes Fleisch und Blut umbrachte, das war nicht faßbar für mich.
    Leblos lag die junge Frau auf der Decke. Sie bekam überhaupt nicht mit, in welch schrecklicher Gefahr sie schwebte, und sie sah auch nicht, wie sich der Gnom tiefer beugte.
    Die beiden Skelette in seinem Rücken bildeten die stummen Beobachter. In ihren Knochenfratzen rührte sich nichts. Da kein Windzug in die Höhle

Weitere Kostenlose Bücher