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0364 - Mongolenfluch

0364 - Mongolenfluch

Titel: 0364 - Mongolenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sagte Tendyke bitter. »Himmel, da denkt man, man hat endlich eine Spur - und dann ist sie schon wieder weg…«
    »Wir werden wohl doch aufs Geratewohl fliegen müssen«, sagte Zamorra. »Nach Norden. Irgendwo dort muß ja die Stadt sein, sofern sie existiert.«
    »Es gibt dort keine Stadt«, sagte der Ermittlungsführer. »Es hat dort nie eine gegeben.«
    »Auch nicht auf mongolischem Gebiet?« fragte Zamorra, den eine Ahnung anflog.
    »Auch nicht. Wir wüßten davon.«
    ***
    Im Ablagefach des russischen Geländewagens befand sich eine Landkarte. Wang Lee fand ziemlich schnell heraus, wo er sich befand. Und er fand auch heraus, wohin er sich begeben mußte.
    Die vier Männer mußten einen bestimmten Auftrag zu erfüllen gehabt haben, jene vier, die sich wie Marionetten bewegt hatten. Ein Weg war auf der Karte eingezeichnet, der nach Norden führte. An einer Stelle war eine punktförmige Markierung.
    Wang Lee hatte früher, als er noch Fürst einer Stadt war, nie Landkarten gesehen, die sein kleines Reich und die Umgebung zeigten. Aber seit er in der Neuzeit lebte, war er mit Karten vertraut gewesen, und Leonardo deMontagne selbst hatte ihm gezeigt, wo Wang einst gelebt hatte.
    Es stimmte annähernd mit dem eingezeichneten Punkt überein.
    Dort mußte einst Ghet-Scheng errichtet worden sein.
    Es durchfuhr Wang Lee wie ein Schlag. Die vier Marionetten, die das Mädchen entführen sollten oder wollten und die auch Wang angegriffen hatten, waren aus Ghet-Scheng gekommen! Und dorthin sollten sie das Mädchen bringen!
    Der Mongole fuhr sich mit der Zungenspitze über die spröde werdenden Lippen.
    Ghet-Scheng.
    Der Weg war jetzt klar. Er brauchte sich nur nach dem Kompaß des Wagens zu orientieren, nach dem Stand der Sonne und der Sterne.
    Und zu fahren.
    Dann kam er nach Ghet-Scheng.
    Er vergewisserte sich, daß der Vorrat an Treibstoffkanistern ausreichte, um bis ans Ziel zu gelangen. Er wollte nicht das Risiko eingehen, unterwegs wegen Diesel-Mangel liegenzubleiben. Und den Umweg über die Tiefen der Hölle, um direkt nach Ghet-Scheng zu gelangen, wollte er immer noch nicht machen.
    Mit hoher Geschwindigkeit lenkte er den Wagen durch das unwegsame Gelände nordwärts. Ein paar hundert Meilen, und die Grenze lag zwischen ihm und seinem Ziel.
    Er war gespannt, was ihn dort erwartete. Und - wer…
    Wer war der fremde Dämon?
    ***
    Su Ling gab ihrem Gefühl nach, das sie nach Norden lenkte. Sie ahnte, daß sie es zu Fuß nicht schaffen würde, aber es gab auch keine öffentlichen Verkehrsmittel, die sie benutzen konnte. Welche Möglichkeiten blieben ihr?
    Es dennoch zu Fuß zu versuchen und irgendwann erschöpft zusammenzubrechen. Oder sich ein Verkehrsmittel zu besorgen.
    Kaufen? Wer in dieser Gegend ein Auto besaß, würde es unter keinen Umständen hergeben. Fahrzeuge waren sündhaft teuer. Selbst ein Fahrrad kostete hier das drei- bis fünffache von dem, was Su Ling drüben in den USA dafür hätte ausgeben müssen.
    Ein Fahrzeug stehlen?
    Sie kämpfte mit sich. Und entschied sich dagegen. Kein Diebstahl, unter keinen Umständen. So tief war sie noch nicht gesunken.
    Aber das Drängen in ihr wurde immer stärker. Die Ruinenstadt in ihrer Erinnerung sandte einen Ruf aus und war wie ein Magnet, der Su Ling zu sich zog.
    Jemanden bitten, sie dorthin zu fahren?
    Das war eine Möglichkeit.
    Aber nachdem sie beim zehnten Versuch, jemanden zu Chauffeursdiensten zu überreden, lächelnd, aber mit Bestimmtheit abgewiesen worden war, gab sie auch diesen Versuch auf. Niemand war bereit, sie nach Norden zu fahren, über eine ungewisse Strecke. Sie besaß nur wenige Barmittel, und als sie das Scheckheft zur Hand nahm, lächelte man nur kopfschüttelnd. Schecks wurden hier so gut wie gar nicht entgegengenommen. Die Menschen, die hier wohnten und arbeiteten, bevorzugten bares Geld. Was sollten sie mit einem Scheck, von dem sie teilweise nicht einmal wußten, was das war, und zum anderen vielleicht viele Wochen oder Monate warten mußten, bis ihre Bank in der Lage war, ihn einzulösen? Hier, an der Grenze der Zivilisation, ging alles nicht so schnell…
    »Also gut«, flüsterte sie. »Dann muß ich doch zu Fuß…«
    Wie weit? Hundert Kilometer? Zweihundert? Dreihundert? Sie mußte unterwegs auch leben. Sie brauchte Verpflegung und Wasser! Woher sollte sie es nehmen?
    Und sie konnte auch nicht zu auffällig hier einkaufen. Sie mußte annehmen, daß die Polizei immer noch nach ihr suchte.
    Aber sie mußte zu der Stadt. Der Drang war

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