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0364 - Mongolenfluch

0364 - Mongolenfluch

Titel: 0364 - Mongolenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zum Zwang geworden.
    Mit wachsender Verzweiflung setzte sie sich in Bewegung. An der Stadtgrenze zögerte sie.
    Sie ließ sich auf einem großen Stein am Straßenrand nieder. Wieder spielte sie mit dem Gedanken, ein Fahrzeug zu stehlen.
    Da fiel ein Schatten über sie.
    ***
    Der Dämon von Ghet-Scheng begann wieder logisch zu denken. Nach wie vor galt es, das Mädchen zu ihm zu bringen, damit die Verbindung entstehen konnte. Zugleich aber sann der Dämon auf Rache. Der Mongole mit dem Schwert mußte ausgelöscht werden.
    Er hatte vier der Dämonendiener getötet, und der Dämon hatte sie, um sein Geheimnis zu wahren, aufgelöst wie jenen Mann in Peking, der für sein Versagen zunächst mit dem Vernichten seines Herzens bestraft worden war. Da hatte der Dämon noch nicht geahnt, daß der Mann nach seinem Tod genau untersucht werden würde. Nun, er löste ihn dann auf, und um zu verhindern, daß man sich um die anderen vier Toten kümmerte, tat er dies auch bei ihnen.
    Es gab keine Spuren, die zu ihm nach Ghet-Scheng führten.
    Es sei denn, der Mann aus tiefster Vergangenheit, der rätselhafterweise immer noch lebte, würde eine Spur hinter sich herziehen…
    Auch deshalb durfte er Ghet-Scheng nicht lebend erreichen.
    Der Dämon sandte erneut Diener aus, um seine Befehle auszuführen. Die Glut in seinem Inneren verstärkte sich.
    ***
    Ten Piao erstarrte. Von einem Moment zum anderen ergriff etwas von ihm Besitz. Er sah ein dunkles, verzerrtes Gesicht, das nur noch sehr entfernt menschlich war. Dunkel war es wie die erkaltete Lava der Vulkane, und mörderische Zähne sprangen weit hervor. Aus den Augen schimmerte verzehrende Glut.
    Und Ten Piao wußte, daß er diesem Gesicht, dieser eigenartigen Kreatur, gehorchen mußte, auf Gedeih und Verderb. Er hatte keine Chance, dem geistigen Griff der Magie zu entrinnen.
    Er begriff nicht einmal, daß er innerhalb weniger Augenblicke übernommen worden war.
    Er hatte schon immer die Anlagen besessen, besonders leicht hypnotisierbar zu sein. Er hatte es nie gewußt. Er hatte auch nie gespürt, daß jemand aus der Ferne nach seinem Geist tastete, ihn prüfte und für nützlich befand.
    Jetzt war entschieden worden, daß er, Ten Piao, zum Einsatz kam. Von einem Moment zum anderen wurde er zum Sklaven des Dämons von Ghet-Scheng. Zu einem von unzähligen Dienern des Unheimlichen.
    Ten Piao wußte, was er zu tun hatte.
    Er besaß ein Fahrzeug. Ein altersschwacher Pickup, der auf verschlungenen Pfaden bis hierher nach Ansi gelangt war. Mit ihm belieferte der Händler Ten Piao seine Kundschaft.
    Aber jetzt dachte er nicht mehr daran.
    Er handelte rein mechanisch. Er räumte die kleine Ladefläche des Wagens leer, warf die schon darauf gestapelten Waren einfach achtlos auf den Boden. Er startete, fuhr zur Tankstelle und kaufte dort zehn gefüllte Kanister mit Reservetreibstoff, nachdem er auch den Wagen betankt hatte. Sein Auftrag, den er erfüllen mußte, sah vor, daß er rund fünfhundert Kilometer weit zu fahren hatte. Und es war nicht ausgeschlossen, daß er danach zurückkehren durfte nach Ansi, um dort weiter seinen Geschäften nachzugehen - bis zum nächsten Auftrag des Dämons, zu dessen Knecht Ten Piao gemacht worden war.
    Der Dämon lenkte ihn und sagte Ten Piao lautlos, was er zu tun hatte.
    Der Händler fuhr nordwärts zum Stadtrand. Dort hielt er an. Er sah ein Mädchen in recht großstädtischer Kleidung auf einem Stein am Straßenrand sitzen. Das Mädchen hatte den Kopf gesenkt und schien intensiv nachzudenken.
    Das ist sie, wußte Ten.
    Er stieg aus und ging auf sie zu. Als sein Schatten über sie fiel, schreckte sie auf.
    »Ich soll dich nach Ghet-Scheng bringen«, sagte Ten Piao. »Dort steht mein Wagen. Steig ein, und ich fahre dich dort hin.«
    Ungläubig staunend sah sie ihn an. »Was? Du… wer bist du?«
    »Ein Diener dessen, der dich braucht«, sagte Ten. »Du mußt nach Ghet-Scheng.«
    »Was ist… oh, ich verstehe.«
    Und sie erhob sich und stieg ein.
    »Wer ist es, der mich dort erwartet?« fragte sie.
    »Du wirst sehen«, erwiderte Ten Piao und startete den Wagen. Er fuhr, so schnell es die holperige, staubige Straße zuließ, die kaum mehr als eine festgefahrene Piste war.
    Es war einfacher gegangen, als er gedacht hatte.
    ***
    Der Dämon ging diesmal klüger vor als zuvor.
    Er hatte zunächst nach dem Geist des Mädchens getastet und erkannt, wohin es wollte. Nach Ghet-Scheng! Er brauchte also keine gewaltsame Entführung mehr durchzuführen. Er gab seinem

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