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0366 - Das Todeslied der Testpiloten

0366 - Das Todeslied der Testpiloten

Titel: 0366 - Das Todeslied der Testpiloten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Todeslied der Testpiloten
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einer Fassung aus Hautfalten, wanderten von dem Hut zu meinem Gesicht. »Er stammt aus meiner Werkstatt!« gab er mir zur Antwort.
    »Wissen Sie, an wen Sie ihn verkauft haben, Mr. Tailor?«
    Er beäugte mich mißtrauisch. »Warum wollen Sie' das wissen, Mister?«
    »Ich bin Cötton vom FBI«, erklärte ich ihm und zeigte den Dienstausweis.
    Sofort wurde er freundlicher. »Bitte, kommen Sie mit in mein Büro«, sagte er und deutete mit der Hand nach hinten. Im Büro legte ich den Hut auf den Schreibtisch.
    »Um was handelt es sich, Mr. Cotton?« fragte der Ladenbesitzer.
    »Um ein Verbrechen.«
    »Mord?« Der Faltenkranz um seine Augen verengte sich.
    »Können Sie sich an den Hut erinnern und an den Mann, der ihn kaufte?« fragte ich zurück.
    »An beides, und das sehr genau«, lächelte er mich an. Ihm schien es eine Freude zu sein, mir helfen zu können. »Ich kenne jedes Stück, das in meiner Werkstatt angefertigt und verkauft wird«, sagte er stolz.
    »Warum erinnern Sie sich an dieses Exemplar so genau?«
    »Weil ich ihn unter sehr seltsamen Umständen verkaufte.«
    »Wieso seltsam?«
    »Es war vor etwa einem Monat. Ein Mann kam in mein Geschäft, er trug einen uralten Hut, der sicher einem Goldgräber der Coger-Jahre gehört hatte.«
    »Was fiel Ihnen sonst auf?«
    »Den Kragen seines Mantels hatte er hochgeschlagen. Eine große Sonnenbrille verdeckte die obere Hälfte seines Gesichts. Und als er die Hände aus den Manteltaschen nahm, stellte ich fest, daß er braune Handschuhe trug. Wir hier in Las Vegas sind an seltsame Vögel gewöhnt. Doch dieser Mann fiel mir auf. Draußen war es sehr warm, und er lief herum, als hätten wir tiefsten Winter.«
    »Sie erinnern sich sehr gut, Mr. Tailor«, sagte ich, und er merkte, daß ich an seinen Worten zweifelte.
    Er begriff sofort. »Ich kann jedes Wort beschwören, Mr. Cotton. Noch nie in meinem Leben habe ich solch einen Kunden bedient. Doch hören Sie weiter. Er verlangte nach einem neuen Hut. Ich fragte nach der Kopfgröße und breitete ein Sortiment vor ihm aus. Und wissen Sie, was dann geschah?«
    »Nein.«
    »Der Mann sortierte zwei Hüte aus. Dann fragte er mich, ob er sie irgendwo in einem Raum allein aufprobieren könnte. Er wollte dabei nicht gestört werden. Ich führte ihn ins Bad. Mein Büro wollte ich ihm nicht zur Verfügung stellen, weil er mir so merkwürdig vorkam.«
    »Verstehe.«
    »Nach fünf Minuten kam er zurück. Er trug den neuen Hut, diesen hier, den Sie mitgebracht haben. Seinen alten drehte er wie eine Wurst zusammen und verstaute ihn in der Manteltasche. Dann zahlte er und ging. Darf ich fragen, wie Sie an den Hut gekommen sind, Mr. Cotton?«
    »Ich habe ihn gefunden. Sagen Sie, Mr. Tailor, haben Sie diesen Mann vorher schon einmal gesehen?«
    Er nickte. »Wenn Sie aus dem Schaufenster schauen, schräg nach rechts, sehen Sie in der Häuserreihe ein graues Gebäude. Dort habe ich ihn mehrmals herauskommen sehen. Vielleicht hat er dort gewohnt.«
    »Haben Sie ihn in den letzten Tagen gesehen?«
    »Nein.«
    Ich verstaute den Hut wieder in der weißen Tüte, in der ich ihn von Muroc nach Las Vegas transportiert hatte. »Noch eine Frage, Mr. Tailor.«
    »Ja, bitte.«
    »Wissen Sie mit dem Wort ›Stardust‹ etwas anzufangen?«
    Er nestelte an seiner Lincoln-Schleife herum und schaute in den Spiegel, der hinter mir hing.
    »Stardust? Meinen Sie die Bar?«
    »Das wird es sein?«
    »Falls Ihnen damit gedient ist«, sagte er höflich, »gehen Sie die Straße weiter hinunter, an dem grauen Haus vorbei, dann stoßen Sie auf eine rote Leuchtschrift. Das ist der Eingang zu einer Bar, die sich ›Stardust‹ nennt.«
    Ich wußte nicht, ob Brett Hart diese Bar gemeint hatte, als er kurz vor seinem Tod das Wort »Stardust« flüsterte. Doch ich beschloß, mir auf jeden Fall das Lokal anzusehen.
    Mit einer Freundlichkeit, als habe er mir zwanzig Hüte verkauft, begleitete mich Jonny Tailor durch das Geschäft und verabschiedete mich an der Tür.
    In dem grauen Haus, in dem der Unbekannte offenbar gewohnt hatte, gab es sechs Mieter. Ich drückte auf den untersten Klingelknopf. Die Tür sprang mit einem leisen Geräusch auf.
    Eine ältere Frau mit geblümter Schürze musterte mich neugierig.
    »Ach, Sie meinen Mr. Lawford«, antwortete sie sofort auf meine Frage nach dem Mann im hellen Staubmantel und Sonnenbrille. »Er wohnt in der zweiten Etage bei Mrs. Lamb.«
    Vera Lamb war lang und dürr. Mit ihrer spitzen Nase hätte sie Löcher in Milchdosen

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