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0366 - Er kam aus der Tiefe

0366 - Er kam aus der Tiefe

Titel: 0366 - Er kam aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Wir also.«
    Zamorra berichtete von seiner Absicht, mit Sara Moon über ihren Vater zu reden, über Merlin, und daß er ihre Hilfe brauchte. In diesem Punkt blieb er bei der Wahrheit. Es mochte sein, daß seine Worte sich mit Andeutungen deckten, die Sara Moon einmal gemacht hatte. Was aber seine Absicht anging, Sara mit sich zu nehmen, verschwieg er tunlichst.
    »Ist Er endlich fertig?« fragte der König schließlich gelangweilt. »So wollen Wir verkünden, was Wir von Seiner Geschichte halten. Als Märchenerzähler ist Er großartig. Aber Er soll doch bei der Wahrheit bleiben, wenn Wir ihm die Gunst gewähren, vor Uns das Wort ergreifen zu dürfen. Ist es nicht vielmehr so, daß Er eindrang, um Uns zu ermorden? Schlitzte er nicht Unsere Kleidung und Unsere Haut auf? Ergriff Er nicht die Flucht vor Unserer wohl geführten Klinge, und ist nicht Sein verletzter Rücken der Beweis, daß Er auf der Flucht von einem Unserer Schwerter getroffen ward? So zog Er sich dann zurück, und im Gemach der Dame Sara Moon gelang es Unserem tapferen Leutnant Wang, Ihn gefangenzunehmen. Gebe Er es ruhig zu. Es ändert nichts an Seinem Urteil.«
    Zamorra ballte die Fäuste. Am liebsten hätte er diesem arroganten Einfaltspinsel, den ein ungünstiges Geschick zum König von Faronar gemacht hatte, in den königlichen Allerwertesten getreten. Aber der König war anscheinend keinen Argumenten zugänglich. Er hatte sich seine Meinung gebildet, und dabei blieb er.
    »Wie kommt es dann, daß Wang meinen Weg durch den Palast etwas anders hat rekonstruieren lassen?«
    »Das«, murmelte der König nachdenklich, »ist der einzige Punkt, der nicht völlig klar ist. Hier widersprechen sich Aussagen. Wir wollen nicht annehmen, daß Unser tapferer Leutnant Wang Uns zu belügen wagt. Man finde eine Erklärung für diese Unstimmigkeit.«
    Zamorra seufzte. Er hätte alles recht lustig finden können, wenn es hier nicht um seinen Kopf und Kragen ginge. Selbst Amulett und Dhyarra-Kristall würden ihm kaum helfen können, wenn der König die Hinrichtung befahl. Und ob Wang zu seinen Gunsten eingriff…? Vor ein paar Tagen hatte Zamorra es noch geglaubt. Seit dem Geschehen in Ghet-Scheng ging eine Wandlung mit dem Mongolen vor sich. Ein Verdacht blitzte in Zamorra auf: Hatte Wang sich vielleicht deshalb in Ash’Cant beim König von Faronar verdingt, weil er sich von Leonardo deMontagne losgesagt hatte?
    Aber darüber konnte er später nachgrübeln - wenn es ein später gab.
    Jemand klopfte vernehmlich an die Tür. Der König winkte huldvoll, und ein Soldat trat ein. Er hielt Zamorras Schwert und Dolch in der Hand und reichte sie Wang, dem er etwas zuflüsterte.
    »Kein Blut und kein Gift an beiden Klingen, Majestät«, sagte Wang dann. »Nur am Schwert kleben ein paar borstige schwarze Haare. Die werden schwerlich von Euch sein, mit Verlaub.«
    Der König runzelte die Stirn. »Er redet respektlos«, rügte er.
    »Die borstigen Haare müssen von dem Ungeheuer stammen, das Sara Moon in ihrem Zimmer als Haustier hielt«, sagte Zamorra. »Das Untier muß unter ihrem Fesnter auf den Pflastersteinen des Hofes liegen. Das dürfte der Beweis sein. Ich habe mit dem Ungeheuer gekämpft und es aus dem Fenster geschleudert. Vielleicht sind an seinen Pranken auch noch Stoffreste von meinem Wams.«
    »Wir werden sehen«, sagte der König. Er sandte einen Mann aus, nachzuforschen. Nach einer Weile kam der Soldat zurück.
    »Ich bedaure, Eure Majestät, doch unter dem Fenster der Dame Sara Moon liegt kein gestürztes Untier. Es gibt nur Spuren, daß dort jemand vom Balkon gesprungen ist.« Er warf Zamorra einen schiefen Blick zu. »Ich fürchte, Majestät, dieser Attentäter hatte noch einen Helfer, der entfloh.«
    Zamorra seufzte. Das Biest war widerstandsfähiger, als er gedacht hatte. Es hatte den Aufprall lebend überstanden! Und es war auf und davon. Damit fiel dieser Beweisversuch schon einmal flach.
    »Fragt Sara Moon selbst, wenn sie sich wider blicken läßt«, verlangte Zamorra.
    »Das währt Uns alles zu lange«, sagte der König. »Wir haben anders entschieden. Wir werden eine magische Befragung durchführen lassen. Man hole einen Bruder vom Blauen Stein. Hurtig!«
    Zamorra seufzte abermals. Das hatte ihm gerade noch gefehlt!
    ***
    Zamorras Befürchtung bestätigte sich recht bald. Der König hatte in diesem Fall den Bock zum Gärtner gemacht. Der Bruder vom Blauen Stein berührte Zamorras Gedankenbilder nicht einmal, obgleich der Parapsychologe seine Sperren

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