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0366 - Er kam aus der Tiefe

0366 - Er kam aus der Tiefe

Titel: 0366 - Er kam aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Majestät«, sagte Wang.
    »Das Urteil ward gesprochen und wird vollstreckt«, sagte der König. »Ihr habt Unsere Erlaubnis, Euch zu entfernen - alle. Aber jener Zamorra nur bis in den Kerker!«
    Sie zerrten ihn davon.
    ***
    Mehrmals in den nächsten Stunden versuchte Zamorra einen Ausbruch aus dem Kerker. Aber die Wachen waren aufmerksam und unermüdlich. Einmal tauchte Wang vor den Gitterstäben auf.
    »Ich habe getan, was ich konnte. Du Narr hättest meine Warnung beherzigen sollen«, sagte er. »Aber du mußtest ja unbedingt hier eindringen und dich erwischen lassen. Ich kann nichts mehr für dich tun. Wenn ich noch einmal versuche, den König zur Milde zu überreden, läßt er mich gleich mitköpfen, weil ich ihm lästig falle.«
    Er wandte sich zum Gehen.
    »Warte«, rief Zamorra ihm nach. »Ist der König immer so schnell mit Todesurteilen bei der Hand?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Wang. »Ich bin noch nicht lange für ihn tätig.«
    »Wieso bist du überhaupt hier? Was hast du vor?« wollte Zamorra wissen. Aber Wang Lee verließ den Kerker ohne ein weiteres Wort.
    Zamorra verfiel in dumpfes Brüten. Wang hatte recht - er war ein Narr. Aber nicht, weil er Wangs Warnung nicht beherzigt hatte, sondern weil er sich erst auf dieses Abenteuer einließ. Die letzten Stunden erschienen ihm wie ein Alptraum. Es konnte doch einfach nicht möglich sein, daß man einen Menschen so einfach und so schnell zum Tode verurteilte!
    Den Dhyarra-Kristall hatte Wang Lee ihm selbst vorsichtig abgenommen, von einem Lederbeutel geschützt, damit er nicht in direkte Berührung mit dem Sternenstein kam. Das Amulett nützte Zamorra hier nicht viel. Damit konnte er die Gitterstäbe nicht durchsägen. Er konnte nur hoffen, unmittelbar vor der Hinrichtung noch eine Chance zur Flucht zu bekommen. Aber es sah nicht so aus, als würde man ihm diese Chance einräumen.
    Wenn Nicole doch mitgekommen wäre. Sie hätte versuchen können, ihn herauszuholen. Oder wenn Wang etwas mehr Courage zeigte… nichts dergleichen war möglich.
    Und Sara Moon? Was konnte ihr besseres passieren, als daß Zamorra hingerichtet wurde? Möglicherweise gesellte sie sich sogar unter die Zuschauer, um sicher zu sein, daß es ihren alten Erzgegner nicht mehr gab.
    Sara Moon!
    Ein erschreckender Gedanke durchzuckte Zamorra. Sollte sie den König hypnotisch beeinflußt haben, daß er das Todesurteil fällte?
    Sie - oder die Bruderschaft vom Blauen Stein…
    ***
    In den Morgenstunden kamen sie. Durch das winzige Fenster der Zelle fiel gerade der erste Lichtschimmer, als sechs Gardisten heranstapften, die Tür aufschlossen und Zamorra herauszerrten. Er schielte nach ihren Schwertern, aber es war recht aussichtslos, gegen sechs Männer zugleich kämpfen zu wollen. Drei, vier konnte er vielleicht überraschen. Aber dann würden sie ihn überwältigen.
    »Du bist ein Glückspilz«, sagte einer der Soldaten plötzlich, während sie Treppen hinaufstiegen und Korridore durchquerten.
    »Du hast Nerven«, murmelte Zamorra. »Regnet’s etwa, und ihr seid verärgert, weil ihr den Weg zweimal gehen müßt?«
    »Witzbold«, stellte der Soldat fest. »Der König will dich sehen. Das ist noch keinem Todeskandidaten passiert.«
    Zamorra war sich nicht sicher, ob er auf diese zweifelhafte Ehre nicht gut verzichten konnte. Was hatte er vom König noch zu erwarten? War er gestern beeinflußt, war er es wahrscheinlich heute noch. Und das Urteil zurücknehmen, ohne sein Gesicht zu verlieren, würde ihm auch schwerfallen.
    Die Gardisten brachten Zamorra in den Thronsaal. Auf einem Podest stand der prunkvoll verzierte Stuhl, auf dem sich der König niedergelassen hatte. Ein Lakai stand schräg hinter ihm und wartete auf Anweisungen. Einige Wachsoldaten lockerten ihre Waffen in den Scheiden, als Zamorra hereingebracht wurde.
    Ein wenig verblüffte es ihn schon. Gut, gestern beim Verhör war es normal gewesen. Aber auch jetzt war der König wieder allein. Keine Familienangehörigen in Sicht, keine Berater in der Nähe? Das war schon verblüffend. Besaß er weder die einen noch die anderen, oder wollte er hier etwas im kleinsten Kreise besprechen?
    »Ah, der unbefugte Eindringling und mutmaßliche Attentäter«, sagte der König. »Er wird eine schwere Nacht hinter sich haben. Wir bedauern, sie Ihm zugemutet zu haben, aber es ließ sich nicht vermeiden.«
    »Um das zu sagen, habt Ihr mich herholen lassen, Majestät«, fragte Zamorra. Er sah sich um. Hier bot sich ihm vielleicht doch eine

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