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0366 - Zigeunerliebe - Zigeunertod

0366 - Zigeunerliebe - Zigeunertod

Titel: 0366 - Zigeunerliebe - Zigeunertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Folterkammer drangen.
    Das helle Quietschen wurde von der Streckbank verursacht, wenn man die Räder drehte, um die Seile zu lösen. Er kannte die Laute gut genug. So etwas überließ er immer den anderen. Er kümmerte sich allein um die wichtigen Dinge.
    Schon bald vernahm er die Schritte. Dann tauchten die beiden Söldner in der Türöffnung auf. Sie wollten sich nach rechts wenden.
    Die Zigeunerin trugen sie so, daß ihr Oberkörper durchhing. Einer der Männer hatte sie bei den Schultern gepackt, der andere hielt ihre Beine fest. Die Arme hingen nach unten, wobei die Fingerspitzen über den mit Schmutz bedeckten Steinboden schleiften.
    Es war eine Atmosphäre der Gewalt und des Schreckens, die hier verbreitet wurde.
    »Wartet noch!« sagte er.
    Die Helfer stoppten. Sie schauten zu, wie der Folterknecht langsam näherkam. Seine Augen hatte er zu Sicheln verengt. Den Kopf senkte er so, daß er nach unten schauen konnte und sich den Körper genau ansah. Der Kopf war zur rechten Seite gefallen, so daß die linke Hälfte freilag und Diablo genau auf die Wange schauen konnte, wo sich etwas abmalte, das Ähnlichkeit mit einem blutroten Halbmond auf wies.
    Es war das Zeichen!
    Sein Sigill!
    Im Laufe der Zeit verheilten die Wunden. Haut wuchs dünn um sie herum, aber Narben blieben immer zurück. Manchmal rot, manchmal auch blau schimmernd.
    Die Söldner warteten ab. Sie ahnten, was in diesem üblen Folterknecht mit dem Engelsgesicht vorging. Er hob seinen rechten Arm.
    Die Faust schwebte über dem Gesicht der dunkelhaarigen, noch immer hübschen Frau. Es sah so aus, als wollte er zuschlagen, dann öffnete er die Hand und nickte seinen Helfern zu.
    »Schafft sie an den Pfahl!«
    »Sollten wir auch das Reisig holen und das Holz hinstellen?«
    »Holz ja, das andere mache ich.«
    »Gut.« Tim hatte gesprochen. Er nickte seinem Kumpan zu, die beiden drehten sich um und verschwanden in der modrig riechenden Düsternis des unterirdischen Ganges.
    Der Folterknecht nahm die andere Richtung. Abrupt machte er kehrt, schüttelte sich und dachte an ein heißes Bad.
    Das nahm er jedesmal nach seiner »Arbeit«.
    Bis zu dreimal am Tag…
    ***
    Die Sonne ging unter. Sie tauchte den Himmel in einen dunkelroten Schein, der an verdünntes Blut erinnerte und gewissermaßen als Omen bezeichnet werden konnte.
    Er übergoß auch den einsamen Platz am Fluß, wo die angebliche Hexe an den Pfahl gebunden worden war. Wenn den Menschen nichts mehr einfiel, womit sie die Frauen titulieren konnten, sprachen sie einfach von einer Hexe. Das paßte immer.
    Die beiden Helfer hatten alles vorbereitet. Carmen hing nicht nur in den Stricken, sondern zur Sicherheit auch in Ketten. Sie war längst erwacht, und abermals war kein Wort über ihre Lippen gedrungen, obwohl ihre linke Wange höllisch brannte.
    Man hatte sie gelehrt, sich zu beherrschen. Das ging bis in den Tod hinein.
    Der Pfahl hatte eine Eisenverkleidung bekommen, damit er den Flammen widerstehen konnte. Er war tief in die Erde hineingerammt worden, auch bei stärkstem Sturm kippte er nicht.
    Carmen hörte das Rauschen des Flusses. Selbst der Gesang der Vögel war verstummt. Vielleicht aus Trauer darüber, daß wieder einmal an dieser Stelle ein Mensch seinen Tod finden sollte.
    Und dafür wollte Diablo sorgen!
    Er war gekommen, nachdem sich die Helfer zurückgezogen hatten. Wie ein Schatten erschien er, konnte sich lautlos und schleichend bewegen, während er um den Pfahl herumstrich und die Verschlüsse der Ketten prüfte. Zufrieden nickte er. Dieser Fesselung würde auch ein Weib wie Carmen nicht entkommen.
    Er trug noch immer die gleiche Kleidung. Kein Wort drang über seine Lippen. Was er tat, geschah lautlos, mit kalter Berechnung.
    Nur hin und wieder glitten seine Hände über die Oberschenkel.
    Dabei bekam das weiche Leder Falten.
    Die Sonne sank weiter. Ihre letzten Strahlen schickte sie fast waagerecht über das Land. Sie erinnerte an explodierende, rote Peitschenschnüre, breiteten sich aus und fluteten auch bis zum Gemäuer der Burg, so daß deren Kontur schon mehr einem scharfen Schattenriß glich.
    Der Folterknecht sammelte das brennbare Material. Er holte Reisig zusammen. Das Holz, auf dem die Zweige ihren Platz fanden, war von den Helfern bereitgelegt worden.
    Er beeilte sich nicht. Sehr langsam, beinahe bedächtig ging er vor, und Carmen konnte zuschauen. Es war ihr unmöglich gewesen, sich zu befreien. Sie hatte es versucht, sehr schnell wieder aufgegeben, da die Ketten von

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