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0368 - Samarans Todeswasser

0368 - Samarans Todeswasser

Titel: 0368 - Samarans Todeswasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es.«
    Das dunkle Tuch verdeckte seine Augen wie ein Streifenband.
    Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln. Es wirkte erlösend, denn er rechnete mit meiner Hilfe.
    Mein Gott, wie groß würde seine Enttäuschung sein, wenn ihm Akim Samaran das Tuch löste. Und eine gewisse Vorfreude zeigte dieser Mensch-Teufel bereits, als er seinen Mund zu einem breiten Lächeln verzog.
    »Ach, wie ist das schön!« flüsterte er. »Wie ist das herrlich! So etwas habe ich mir in meinen kühnsten Träumen immer vorgestellt. Jetzt endlich tritt es ein.«
    Auch mein Vater hatte die Worte gehört, ihren Sinn aber nicht so recht begriffen.
    »John, was ist denn los?« fragte er. »Weshalb gibst du keine Antwort? Und was soll das Gerede bedeuten?« Seine Stimme zitterte. Er hob die Arme und brachte seine Hände in die Nähe des schwarzen Bandes.
    »Laß es sein!« Samarans Befehl peitschte ihm so hart entgegen, daß mein Vater die Arme sinken ließ.
    Horace F. Sinclair dachte nach. Das merkte ich ihm an. Sein Mund zuckte, die Stirn legte sich in Falten, und ich sah auch die feinen Schweißtropfen im Licht der eingeschraubten Deckenlampe schimmern. »Kannst du etwa nicht eingreifen, John?« fragte er flüsternd.
    »So ist es.«
    »Und weshalb nicht?«
    »Ich kann es dir nicht erklären, Dad.« Meine Stimme klang leise und auch verzweifelt. Das merkte mein Vater natürlich.
    »Junge, was ist mit dir los?«
    »Er hat uns beide!«
    »Wer?«
    Akim Samaran lauschte unserem Zwiegespräch und amüsierte sich köstlich dabei, denn bisher hatte mein Vater noch nicht bemerkt, in wessen Gewalt er sich befand.
    »Gib doch Antwort!«
    »Du kennst ihn, Dad. Schon einmal hat er uns überlisten können, und er ist mir entkommen…«
    Mein Vater stöhnte auf. »Nein!« ächzte er. »Nein, das kann nicht sein. Das ist einfach…«
    »Doch, Dad, er ist es. Wir befinden uns beide in der Gewalt von Akim Samaran.«
    Mein Vater sagte zunächst nichts. Diese schlimme Nachricht mußte er erst verdauen. Er hockte auf dem Stuhl, seine Hände öffneten und schlossen sich, bevor er den Kopf schüttelte, weil er dies einfach nicht wahrhaben wollte.
    »Es ist wahr!« meldete sich der Perser. »Alles ist wahr, was Sie von Ihrem Sohn gehört haben, Sinclair. Ich habe die Regie übernommen. Ihr Sohn ist sogar frei, aber er wird sich nicht wehren können. Ich habe endlich das erreicht, was mir beim erstenmal nicht gelungen ist.«
    Mein Vater konnte es noch immer nicht recht fassen und wandte sich deshalb mit seiner Frage an mich. »Stimmt das, John? Hat dieser Teufel die Wahrheit gesprochen?«
    »Es stimmt, Dad!«
    »Und Sie werden Ihren Sohn gleich sehen können«, versprach Samaran lachend. »Nur noch einen Moment. Ich möchte es nicht versäumen, Ihnen die Binde abzunehmen.« Er lachte hämisch und schrill, als er sich auf den Weg machte und zu meinem Vater ging.
    Jeder Schritt wirkte wie eine finstere Drohung. Und die Echos der Tritte zitterten durch den Raum.
    Mich nahm er mit. In seiner linken Faust steckte ich. Nur noch mein Kopf schaute hervor. An mich direkt dachte ich in diesen Augenblicken nicht, sondern an meinen Vater. Welch eine höllische Überraschung würde er erleben, wenn Samaran ihm plötzlich die Augenbinde wegriß!
    Er ging noch eine halbe Armlänge vor, dann hatte er die richtige Position erreicht. Der Griff um meinen Körper hatte sich wieder verstärkt. Ich spürte jeden einzelnen Finger wie eine Klammer und hatte das Gefühl, zerdrückt zu werden.
    Er bückte sich. Die rechte Hand streckte Akim Samaran aus. Mein Vater sah nicht, wie sie um seinen Kopf herumglitt. Er merkte nur, wie sich die Finger an dem Knoten in seinem Nacken zu schaffen machten und ihn lösten.
    Frei.
    Die Binde fiel.
    Mein Kopf guckte aus der Faust heraus. Mein Vater zwinkerte mit den Augen. Er hatte für einige Zeit nichts gesehen und mußte sich erst an die Lichtverhältnisse gewöhnen. Auch blickte er in die falsche Richtung, und zwar an Samaran vorbei.
    Mich sah er noch nicht.
    Auch in dieser kleinen Größe reagierte ich wie ein normaler Mensch. Das Blut war aus meinem Gesicht gewichen. Wahrscheinlich hatte die Angst auch Spuren in meinen Zügen hinterlassen.
    »Hier ist er!« sagte Samaran und bewegte seine linke Faust so auf meinen Vater zu, daß er mich sehen mußte.
    Er sah mich auch.
    Sein Gesicht veränderte sich. Im ersten Moment hatte ich schreckliche Angst um ihn, denn er wirkte wie jemand, der kurz vor einem Herzinfarkt steht. Seine Augen weiteten sich. Die

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