037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
unerlässliche, aber harmlose Notlüge. So sahen es jedenfalls diese Männer. Sie stöhnte. Es ging schließlich nicht um ihr Leben, das durcheinander gebracht, ihre Ehre, die beschmutzt, und ihren Körper, der verhökert wurde.
Verdammte Männer .
Doch sie war klug genug, um zu erkennen, dass sie in noch schlimmere Schwierigkeiten geraten könnte als die Forderung nach sofortiger Schuldentilgung, wenn sie das „großzügige Angebot“ ausschlug. Diese Leute hatten offensichtlich Nachforschungen über sie angestellt und wussten, mit welchen Mitteln auf sie Druck ausgeübt werden konnte. Auch falls der Prinz selbst ihr eine Absage nicht übel nähme, so würden seine engen Gefährten eine solche Beleidigung des königlichen Stolzes niemals ungestraft durchgehen lassen.
Eine königliche Mätresse. Als sie an diesem Nachmittag die Treppe hinunterstieg, um das Gespräch zu führen, das ihr Leben grundlegend verändern würde, blieb sie kurz stehen, um sich prüfend in dem verschnörkelten Spiegel im Korridor zu betrachten.
Die Frau, die ihr dort entgegenblickte, sah nicht besonders verrucht und lasterhaft aus. Sie fragte sich, nach welchen Gesichtspunkten ein zukünftiger König seine Mätressen aussuchte. Und was, wenn der Prinz sie schließlich zur Bettgefährtin nähme und sie nicht nach seinem Geschmack wäre?
Sie strich das lange Mieder ihres besten blauen Kattunkleids glatt, bauschte ihre Keulenärmel auf und überprüfte die Perlmuttknöpfe ein letztes Mal. Ihr grünes Kleid hätte zwar ihre Haare besser zur Geltung gebracht, doch das blaue unterstrich die Farbe ihrer Augen.
Nicht, dass ihr etwas daran liegen sollte, ob „Jack B. Nimble“ ihre Augen bemerkte, schalt sie sich. Sie wollte lediglich, dass er und sein arroganter Gefährte sahen, dass sie eine respektable Dame war, über die man nicht abfällig und herablassend bestimmen konnte. Diese Mistkerle.
Sie rügte sich für ihre Ausdrucksweise, richtete ihr hochgestecktes Haar, strich sich kurz über die geröteten Wangen und zupfte ihren Kragen und die Kamee zurecht. Bei all dem vermied sie es, ihrem Spiegelbild in die Augen zu sehen.
In der geräumigen guten Stube war der alte Robert dabei, mit zittrigen Händen ein Tablett mit Tassen, Untertassen und Löffeln aus dem Esszimmer abzustellen. Die noch ältere Aggie kam mit unsicheren Schritten hinter ihm ins Zimmer und brachte ein frisches Tischtuch und einen Servierwagen, der mit Rosinenkuchen und Sandwichs bestückt war. Die beiden sahen zutiefst erschöpft aus. Sie seufzte. Sie brauchte dringend jüngere Dienstboten.
Der Kamin wurde angezündet, der Tisch gedeckt, und dann wurde der alte Robert an die Haustür gerufen, um die Gäste hereinzulassen. Er kam nach kurzer Zeit zurück, gefolgt von Lord Marchant und St. Lawrence.
Mariah stand vor dem imposanten Marmorkamin, und trotz der Hitze, die ihren Rücken wärmte, versteifte sich jeder Muskel in ihrem Körper, als der „flinke Jack“ St. Lawrence den Raum mit federnden Schritten durchquerte. Sie streckte erst Marchant, dann ihm ihre Hand entgegen. Sie wollte nicht unhöflich wirken, hatte aber doch Angst vor dieser Berührung.
Als der flinke Jack sich mit einem einfachen „Mrs. Eller“ verbeugte, roch sie seinen Duft nach Sandelholz und warmer Wolle, und für den Bruchteil einer Sekunde kehrte die Erinnerung zurück. Sein dunkles Haar hing ihm weich in die Stirn, seine Schultern waren breit und muskulös und seine Hand, die die ihre hielt, war warm und fest wie der Rest seines ...
„Lord Marchant. Mr. St. Lawrence.“ Sie riss sich zusammen und bat die beiden an den gedeckten Tisch. „Kann ich Ihnen etwas anbieten, während wir unser Gespräch führen?“
Ein selbstgefälliges Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Lords aus, und er warf St. Lawrence einen bedeutungsvollen Blick zu. Der höfliche Empfang, den sie ihnen bereitete, wurde bereits als Anzeichen dafür gedeutet, dass die beiden Männer die erhoffte Antwort erhalten würden.
„Ausgezeichnet. Der Prinz wird hocherfreut sein“, sagte Marchant und war selbst offensichtlich zufrieden mit diesem erfolgreichen Ausgang. „Ich kann mir vorstellen, dass Sie uns einige Fragen zu stellen haben.“
Und so, ohne dass es einer weiteren Erklärung bedurfte, hatte sie ihre Einwilligung gegeben. Sie würde eine Mätresse des Prinzen von Wales werden. Sie warf einen Blick hinüber zu St. Lawrence, während ihr Marchant einen Stuhl am Tisch zurechtrückte. Der Lord redete
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