037 - Sieg der Schwarzen Magie
keifte die Goldstein.
Coco Zamis schüttelte den Kopf. Trevor Sullivan sah mir fest in die Augen, und ich wußte, was er meinte.
Insgeheim hoffte ich auf Phillip, er hatte uns gezeigt, daß er bei uns war. Vielleicht konnte er uns doch irgendwie retten, wenn ich mir auch nicht vorzustellen vermochte, wie er das bewerkstelligen sollte. Schließlich war sein Geist verwirrt. Aber ich klammerte mich an diese Möglichkeit wie der Ertrinkende an den Strohhalm. Von Olivaro erhoffte ich mir wenig, er hatte mich schon einmal sehr übel hereingelegt und für seine Zwecke eingespannt. Ich hatte Asmodi mit ein paar Hilfestellungen von Olivaro getötet, damit letzterer Herrscher der Schwarzen Familie und Herr der Finsternis werden konnte. Nein, Olivaro – oder Magus VII, wie er sich jetzt nannte – würde vielleicht Coco retten, mich aber sicher nicht.
»Nein«, sagte ich entschieden. »Ich beschwöre keinen Dämon nach den Schreckensriten des Schwarzbuches.«
»Los, Jungens!« rief Al Capone, und die Gangster warfen Marvin Cohen mitsamt der Tragbahre ins Wasser.
Er lag im Delirium, aber der Selbsterhaltungstrieb ließ ihn wieder auftauchen. Stöhnend begann er zu schwimmen. Der See war gleich am Ufer schon sehr tief. Wenn Phillip Cohen retten wollte, mußte es jetzt geschehen.
Das Wasser um den Verletzten begann zu brodeln. Marvin Cohen stieß tierische Schreie aus, schlug mit den Armen um sich, strampelte mit den Beinen. An seinen Armen hingen silbrige Fischleiber, Blut tropfte ins Wasser. Um Marvin Cohen färbte sich das Wasser rot. Er tauchte unter, tauchte noch einmal auf. Mehrere Piranhas hatten sich in seinem Gesicht verbissen. Dann ging Cohen endgültig unter. Das Wasser kochte und brodelte noch eine Weile.
Nach menschlichem Ermessen mußte Marvin Cohen tot sein. Ich hatte nichts von einem Eingreifen des Hermaphroditen bemerkt. Wir alle schwiegen. Cohen war ein brutaler Bursche gewesen. Bei jedem von uns war er angeeckt; keiner war sein Freund gewesen. Aber so ein Ende hatten wir ihm nicht gewünscht, auch ich nicht, obwohl Cohen mich einige Male mit seiner brutalen und unverschämten Art soweit getrieben hatte, daß ich ihn am liebsten erschlagen hätte.
»Das war's«, sagte die Goldstein. »Nun, haben Sie es sich überlegt, Hunter?«
Ich schüttelte nur schweigend den Kopf.
»Bedenkzeit bis heute abend«, rief die Goldstein. »Dann ist Miß Pickford dran. Einen Mann von der Statur Caiman Mayaguntas können wir ihr hier nicht bieten, aber wir haben einen pockennarbigen Mulatten, der auch nicht ohne ist.«
Coco hatte Tränen in den Augen. Sie starrte Lydia Goldstein intensiv an, und ich wußte, daß sie der Alten jetzt etwas ganz Schreckliches wünschte. Aber sie konnte die Goldstein nicht verhexen, auch sonst niemanden. Ihre Fähigkeiten waren wie weggeblasen, seit wir den Fuß auf die Insel gesetzt hatten.
Lydia Goldstein war äußerst unzufrieden. Gerade hatte sie mit Dorian Hunter in seiner luxuriösen Gefangenenzelle gesprochen. Die fünf von der früheren Inquisitionsabteilung waren getrennt worden. Man hatte sie im Westflügel des Haupttrakts untergebracht.
Schöne Mädchen hatten den Dämonenkiller gebadet und gesalbt, seine Wunden versorgt, ihn umgekleidet, ihm köstliche Speisen und erlesene Weine vorgesetzt. Dorian mußte gefüttert werden, denn seine Händen blieben mit Handschellen auf den Rücken gefesselt, und eine Wache von vier Gangstern wich nicht von seiner Zimmertür. Die Mädchen, ausgesuchte Schönheiten aller Rassen und Hautschattierungen, taten alles, um ihn zu verwöhnen.
Lydia Goldstein hatte versucht, den Dämonenkiller zu bestechen, hatte ihm unermeßlichen Reichtum und alle Freuden und Genüsse versprochen. Ohne Erfolg. Auch Drohungen fruchteten nichts.
Nun war sie auf dem Weg zu Griffith. Ein paar Alte hielten sie an, als sie durch die luxuriösen Gänge des Prachtschlosses wandelte.
»Wie steht es, Lydia?«
»Gibt es Hoffnung?«
»Natürlich gibt es Hoffnung«, keifte die Goldstein zornig. »Wir kriegen den Dämonenkiller schon weich. Wartet nur ab.«
»Hoffentlich lebe ich dann noch«, sagte ein uralt aussehender Greis mit einem Gesicht wie rissiges Leder. Er saß im Rollstuhl.
Auch die Goldstein hätte sich gern in ihren Rollstuhl gesetzt, aber sie fürchtete, die Alten würden jemand anderen zu ihrer Sprecherin wählen, wenn sie allzu gebrechlich erschien. So schleppte sie sich weiter, benutzte nicht einmal einen Stock. Zum Glück gab es im Schloß wenigstens Lifts,
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