037 - Sieg der Schwarzen Magie
des Todes. Vielleicht konnte er noch viel mehr herausholen, wenn Lydia in Kürze starb. Etwas Besseres konnte ihm gar nicht passieren.
»Küß mich!« sagte Lydia.
Ramon zwang sich, sie in die Arme zu nehmen. Er preßte die Lippen kurz auf den runzeligen Mund der Greisin. Der Schweiß brach ihm aus. Sein Herz pochte, und das Gefühl des Ekels vor dem schlaffen Körper der Greisin, den muffigen Ausdünstungen ihres alten Leibes wurde überwältigend. Er wollte sich wieder freimachen, aber Lydia klammerte sich wie eine Klette an ihn.
»Küß mich – richtig«, stammelte sie. »Sei zärtlich zu mir. So wie du es sonst immer warst. Denkst du nicht mehr an unsere Liebesnächte, an unsere schöne Zeit?«
Er stieß sie hart von sich. Lydia stürzte auf den Teppich. Er wollte ihr aufhelfen, blieb dann aber stehen und drückte die Zigarette im Aschenbecher aus.
»Damals war alles anders. Ich wußte nicht, daß du – daß du eine uralte Frau bist. Du stehst ja schon mit beiden Füßen im Grab.«
In Lydias Gesicht zuckte es. Mühsam stand sie auf. »Ich enterbe dich«, kreischte sie, »wenn du dich mir gegenüber nicht ordentlich benimmst! Du bist mein Mann! Du hast eheliche Pflichten, sonst kann ich mich scheiden lassen.«
Ramon lachte nur. »Schau doch mal in den Spiegel! Ich soll mit dir schlafen? Du spinnst ja. Geh nur ruhig zum Scheidungsrichter und versuche, mir die Schuld zuzuschieben. Da wirst du schön einbrechen. Aus deinem Testament kannst du mich streichen, aber meine anderthalb Millionen sind mir auf jeden Fall sicher, wenn du dich von mir scheiden läßt.«
»Du Lump! Du Gigolo! Du Mitgiftjäger!«
»Wenn du dich so aufregst, siehst du noch häßlicher aus, Lydia. Du hast mir nichts vorzuwerfen. Ich verlasse dich nicht. Ich begleite dich und gebe mich nicht mit anderen Frauen ab. Ich bin dein ergebener Ehemann, auch jetzt noch, aber intime Kontakte und Zärtlichkeiten können zwischen uns nicht mehr stattfinden.«
»Wozu brauche ich denn dann einen Mann?«
»Das ist deine Sache. Ich habe dich nicht gezwungen, mich zu heiraten. Du hättest dir ja jemanden in deinem Alter suchen können, obwohl ich bezweifle, daß es so alte Knacker überhaupt gibt.«
Damit war er zu weit gegangen. Lydia rannte mit einer Geschwindigkeit, die er ihr nicht zugetraut hätte, zum Schrank, riß eine Schublade auf und holte eine lange Schere hervor. Die eine Schneide der Schere zum Stoß erhoben ging sie kreischend und zeternd auf ihn los.
Aber sie hatte keine Chance gegen den jungen starken Mexikaner. Er entriß ihr die Schere, drängte sie zurück, stieß sie auf die Couch, warf die Schere in die Ecke und lachte höhnisch. »So alte Leute wie du sollten sich nicht mehr aufregen, Lydia. Die Arterien sind schon zu dünn und verkalkt. Die ganze Zeit habe ich nach deiner Pfeife tanzen müssen, aber das ist jetzt vorbei. Ich mache, was ich will, und wenn es dir nicht paßt, kannst du dich von mir scheiden lassen. Für anderthalb Millionen Dollar.«
Ramon hatte sich auf die neue Situation eingestellt. Er wußte, daß er von Lydia Goldsteins Testament nichts zu erwarten hatte. Sich das Erbe zu verdienen, dazu ekelte es ihn zu sehr vor der Alten. Er traute ihr auch nicht. Die Menschenfresserin würde ihn sicher betrügen. Aber den Ehekontrakt hatte er schwarz auf weiß. Solange er keine schwerwiegende Eheverfehlung beging, würde die Schuld bei einer Scheidung immer auf die alte Lydia Goldstein zurückfallen.
Ramon Goldstein, als Ramon Ortega in den schlechteren Nachtklubs von Acapulco ausgepfiffen, lachte in sich hinein, als er das Zimmer verließ.
Lydia Goldstein lag auf der Couch und schluchzte verzweifelt. Die Wut schüttelte sie. Das sollte Ramon ihr büßen, das schwor sie sich. Aber zuerst einmal mußte Dorian Hunter so weit gebracht werden, daß er ihr und den anderen die entschwundene Jugend zurückbrachte. Damit stand und fiel alles.
Ich trug saubere Kleidung, meine Wunden waren versorgt, und ich hatte reichlich zu essen und zu trinken bekommen. Hübsche Mädchen kümmerten sich um mich. Ich war in einer Prachtsuite im Westtrakt des Hauptgebäudes untergebracht, oben im zweiten Stock. Die Fenster waren vergittert. Auf den Balkon konnte ich nicht, und vor der Tür standen ein halbes Dutzend schwerbewaffneter Gangster. Die Handschellen hatte man mir abgenommen. Das Zimmer war vollklimatisiert. Gedämpfte Musik flutete durch den Raum. Es gab meinen Lieblingsbourbon und Players, meine Marke.
Äußerlich ging es mir
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