0371 - Karawane der Dschinns
Pfeifen der mörderischen Waffen, die einfach nicht zu stoppen waren.
Auch jetzt hatten die Besucher Glück. Nur Haare gingen verloren, abrasiert von den scharfen Schneiden.
Dann waren sie weg.
Ihre geballte Kraft richtete sich gegen den Ausgang.
Und sie schlugen durch.
Es gab nur wenige Zeugen, da sich die meisten Menschen geduckt hatten. Die Schwerter hämmerten in die Ausgangstür. Im Nu entstand eine Feuerlohe, dann war die Tür zerschmolzen, und die goldenen Waffen hatten freie Bahn.
Sie rasten in den Gang.
Und sie wurden noch schneller, tauchten wie goldene Streifen im Vorraum auf, wo der Besitzer des Kinos sich gebückt hatte und einen Karton mit Süßigkeiten hochhob.
Er hätte in seiner geduckten Haltung bleiben sollen. So aber kam das Grauen über ihn.
Er wollte noch schreien. Das hätte ihm auch nichts geholfen, die Waffen waren einfach zu schnell. Als Pulk sah er sie vor sich auftauchen, der Karton rutschte aus seinen Händen, die Süßigkeiten rollten hervor, das bekam der Mann nicht mehr mit.
Drei Krummschwerter erwischten ihn zur gleichen Zeit.
Blutüberströmt sank er zusammen. Ihm war nicht mehr zu helfen, und die Schwerter jagten weiter.
Sie sausten durch den offenen Eingang und stachen hinaus in den kühlen Tag. Und das mitten im Londoner Vergnügungsviertel…
***
Wir hatten das Buch aufgeschlagen, saßen nebeneinander und wollten anfangen zu lesen.
Es blieb beim Versuch, denn keiner von uns kannte die Sprache, keiner konnte deren Schrift entziffern. Auch Suko schüttelte den Kopf.
»Das war wohl nichts«, sagte er.
»Leider.« Daß ich sauer war, merkte man mir an. Aufgeben wollte ich auch nicht und blätterte weiter. Die Seiten waren sehr eng beschrieben. Jeder Buchstabe wirkte wie gemalt und gestochen scharf.
»Dein ägyptischer Freund«, meinte Suko, »müßte das lesen können.«
»Aber er wollte nicht.«
»Eben.«
»Wie meinst du das?«
»Vielleicht hat er sich bewußt nicht die Zeit genommen. Ist ja alles möglich.«
»Was hast du gegen ihn?«
Suko grinste breit. »Ich mag ihn nicht. Weiß auch nicht, wie das kommt, das hat man ja manchmal. Man sieht einen Menschen, ist ihm sympathisch oder auch nicht. Bei mir war es eben so.«
»Ansonsten hast du nichts gegen ihn?«
»Meinst du dienstlich?«
»So ungefähr.«
»Nein, bin mir aber nicht sicher.« Er deutete auf das Buch. »Am besten legst du es zur Seite.«
Ich schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Erst will ich es ganz durchblättern.«
»Glaubst du, dabei die Sprache zu lernen?«
»Auch nicht. Aber manche Bücher zeigen auch Bilder. Vielleicht entdecken wir eines, das uns weiterhilft. Eine Zeichnung, die eine Beschwörung andeutet oder ähnliches. Ist alles schon dagewesen.«
»Dann mach mal.« Suko stand auf und wanderte im Raum umher. Vor einem der großen Fenster blieb er stehen, schob eine Gardine zur Seite und schaute nach draußen.
»Es schneit schon wieder.«
Ich hörte nicht auf ihn. Mich interessierte einzig und allein das Buch, das ich auf meine Oberschenkel gelegt hatte.
Auf den ersten 30 Seiten hatte ich nichts gefunden. Nur eben die enge Schrift. Kein Bild, auf das ich so gehofft hatte. Das jedoch entdeckte ich einige Seiten später.
Plötzlich stutzte ich.
Das Bild zeigte ein Kreuz. Aber nicht das, das so aussah wie meines oder das koptische, sondern das mir bekannte und auf meinem Originalkreuz abgebildete Henkelkreuz.
Ein altes heidnisches Symbol, das mit einer ebenfalls heidnisch anmutenden Waffe in Verbindung gebracht wurde.
Mit einer gnostischen Gemme!
Das Henkelkreuz lag auf dem Gemmenstein, und der Zeichner hatte das Strahlen durch einige dünne Striche angedeutet, die sich über den beiden Gegenständen verliefen.
Die Zeichnung nahm nur die Hälfte der Seite ein. Unter ihr stand ein fett geschriebener Text.
Eine Beschwörung?
Ich versuchte, die Worte zu lesen. Dabei sprach ich sie nicht aus, sondern las still und stellte fest, daß es mir schwerfiel, die Ansammlung von Vokalen und Konsonanten in die richtige Reihenfolge zu bringen und sie auch exakt zu formulieren.
»Ich glaube, John, daß es keinen Sinn hat«, sagte der Inspektor zu mir. Er hatte seine Wanderung unterbrochen, stand da und hob die Schultern.
»Komm mal her und sieh dir das an.«
»Hast du was gefunden?«
Als Antwort winkte ich mit dem Zeigefinger und hatte tatsächlich Sukos Neugierde geweckt, denn er trat zu mir und blieb so stehen, daß er auf das Buch schauen konnte.
»Fällt dir etwas auf?« fragte
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