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0372 - Werwolf-Omen

0372 - Werwolf-Omen

Titel: 0372 - Werwolf-Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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würde sie auch als Verwandelte von dieser Regel nicht abweichen.
    Deshalb wollte ihr die Frau entgegengehen. Bisher hatte sie das furchterregende Heulen nur im Haus gehört. Jetzt hätte sie sich gewünscht, es noch einmal zu vernehmen, aber Laura tat ihr den Gefallen nicht. Sie blieb stumm…
    Und die Frau ging weiter. Der böige Nachtwind spielte mit den am Himmel hängenden Wolkenbergen und schuf immer neue Formationen, wenn er sie vor sich herjagte.
    Er fegte den Himmel auch an einigen Stellen blank, so daß hin und wieder die flache, bleiche Mondscheibe deutlich zu erkennen war.
    Vollmond…
    Ideal für Werwölfe!
    Flach wie ein Brett war das Land. Weiter zur Straße hin ragten Waldinseln wie dunkle Wälle vom Boden hoch, aber dort hielt sich Laura sicherlich nicht versteckt.
    Der Wind brachte auch die Kälte mit. Die Wangen der einsamen Frau kühlten ab, ihre Augen begannen zu tränen. Sie hatte die Lippen fest zusammengepreßt, und manchmal zuckten ihre bleichen Wangen. Sie besaß auch die blasse Haut wie Laura.
    Plötzlich blieb sie stehen. Obwohl sie schon ein Stück zurückgelegt hatte, glaubte sie, daß sie dem Wald nicht näher gekommen war. Aber sie sah eine Bewegung auf dem flachen Feld. Diesmal relativ gut zu erkennen, weil der Mond jetzt frei am Himmel stand.
    Die Frau konzentrierte sich genau auf die Stelle, und sie erkannte, daß sich dort tatsächlich jemand bewegte.
    Es war eine Gestalt.
    Laura?
    Sie hoffte es stark und ging schneller. Nach fünf Schritten verfiel sie in laufende Bewegungen, das flache Land tanzte plötzlich vor ihren Augen, aber sie sah auch, daß sich jemand vom Boden erhob und direkt auf sie zutorkelte.
    Ja, das war sie!
    »Laura!« Es war ihr lauter Ruf, der über die Weide gellte und auch vernommen wurde.
    Laura blieb stehen. Sie schaute der Frau entgegen, hatte die Arme ausgestreckt, als wollte sie den Ankömmling umfangen. Keuchend erreichte die Frau ihr Ziel, und sie sah, daß es bereits passiert war.
    Laura hatte sich verwandelt.
    Aus dem jungen, hübschen Mädchen war eine Werwölfin geworden, eine Bestie!
    Die Frau atmete stöhnend. Sie trat so dicht an den Werwolf heran, daß sie ihre Hände auf die Schultern legen konnte. »Laura«, ächzte sie. »Meine Tochter…«
    Die Bestie knurrte nur. Sie sah scheußlich aus. Aus dem Mund war eine flache Schnauze geworden, in der das Gebiß gefährlich weiß schimmerte. Die Kleidung war während der Verwandlung aufgeplatzt. Ein paar Fetzen hingen noch als Reste am dunkelbraunen Fell, und aus den Händen waren ebenso Pranken geworden wie aus den Füßen. Das lange, lockige Haar war ebenfalls den dunkleren Fellsträhnen gewichen, die Augen hatten einen anderen Ausdruck angenommen und leuchteten gelblich und erbarmungslos.
    Dennoch umarmte ein Mensch einen Werwolf. Ungewöhnlich, wenn nicht unerklärbar, da Werwolfe den Drang in sich spürten, Menschen zu töten. Zwei einsame, so unterschiedliche Personen standen auf dem Feld, der Mond beleuchtete sie mit seinem Schein, und seine Strahlen waren für die Bestie Balsam.
    »Ich habe dich gesucht, Laura«, flüsterte Mrs. Ascott. »So sehr gesucht. Wo bist du gewesen?«
    Sie bekam keine Antwort, denn ihre Tochter konnte ihr einfach keine geben. Das wußte sie auch, löste sich von der Bestie und sagte:
    »Komm, du mußt mit nach Hause.«
    Es sah schon ungewöhnlich aus, wie die Frau die Wölfin unterfaßte und losging. Mrs. Ascott warf noch einen Blick zurück.
    Ein leeres Gelände lag vor ihren Augen. Sie wollte sich wieder umdrehen, als sie stocksteif stehenblieb. Hatte sie nicht nahe dem Waldrand eine Bewegung gesehen? War da jemand? Und war dort nicht für den Bruchteil einer Sekunde ein heller Schein aufgeblitzt?
    Vielleicht hatte sie sich diese Dinge auch eingebildet, aber es lag auch im Bereich der Möglichkeit, daß man ihre Tochter verfolgt hatte.
    Das wäre fatal gewesen.
    Für den Verfolger, wohlgemerkt…
    »Komm jetzt, Kind!« Sie redete wirklich wie eine Mutter mit der Bestie. »Ich habe alles vorbereitet…«
    Diesmal ließ das Jaulen sie zusammenzucken. Es drang aus dem Maul der Bestie und schien gegen den am Himmel stehenden Mond zu schweben, um mit ihm einen Dialog zu eröffnen.
    Laura machte ihrer Mutter keine Schwierigkeiten. Widerstandslos ließ sie sich zu dem einsam stehenden Haus bringen. Die Frau drückte die Tür auf, stieß ihre Tochter in den schmalen Flur und wandte sich sofort nach rechts, denn dort führte die Steintreppe in den Keller hinunter, wo Laura

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