0375 - Bluthand aus dem Jenseits
dass wir mittlerweile bereits die ersten Scheunen erreicht hatten. Das Holz war durch die Witterung bleich geworden. Fenster existierten keine, nur kleine Luken. Auch einen alten Wassertrog sahen wir neben dem Eingang, der von einem weit vorspringenden Dach fast verdeckt wurde.
Ich hatte vor Minuten noch an den Frieden gedacht, der radikal unterbrochen werden konnte.
Das erlebten wir in der Praxis.
Blitzschnell flog die Tür der Scheune auf und spie zwei in grünen Tarnzügen steckende und bewaffnete Gestalten aus. Bevor wir uns versahen, hatten sie uns eingekreist. Wir wurden von den dunklen »Augen« schwerer Maschinenpistolen angeglotzt…
***
Suko und ich kannten die Spielregeln. Wir blieben stehen und hoben die Arme.
Es war immer besser, zunächst einmal nachzugeben und nichts zu tun, was die andere Seite als Angriffsversuch oder Affront werten konnte. Dafür kamen wir auch in den Genuss, uns die beiden genau anschauen zu können. Es waren junge wilde Burschen, die Schirmmützen trugen, Hass in den Gesichtern hatten und sich nur mehr auf ihre Waffen verließen. Ihre Lippen waren zusammengekniffen, deshalb bekamen sie auch einen grausamen Zug um die Mundwinkel.
Sie sprachen nicht, standen da und starrten uns an.
Ich übernahm das Wort. »Begrüßen Sie Gäste immer so in diesem Ort?«, erkundigte ich mich höflich.
»Shut up!«
Sie wollten, dass wir schwiegen. Meinetwegen. Sollten sie ruhig.
Aber auch die beiden Rebellen oder Terroristen schienen unsicher zu sein, was sie tun sollten, sonst hätten sie sich längst bewegt. So schauten sie uns von oben bis unten an, bis ich es leid war und abermals eine Frage stellte.
»Ist etwas? Können wir euch helfen?«
»An die Wand!«
»Welche? Hier an die Scheune?«
»Ja.«
Als wir uns in Bewegung setzten, vernahmen wir den nächsten Befehl. »Abstützen und so stehen bleiben.«
»Die müssen wir einmachen!«, flüsterte Suko, »sonst ist unsere Mission schon jetzt gescheitert.«
»Die haben MPi’s…«
Eine knatternde Salve unterbrach mich. Wer von den beiden geschossen hatte, wusste ich nicht. Jedenfalls trafen uns die Kugeln nicht, aber sie hämmerten dicht neben uns in den Boden und rissen dort kleine Staubfontänen in die Höhe.
Die beiden Burschen, mochten sie auch noch so jung sein, meinten es verdammt ernst. Womöglich waren sie wegen ihrer Unerfahrenheit gerade so gefährlich wie unberechenbar.
»Einer links, der andere rechts neben den Eingang!«, hörten wir ihren weiteren Befehl.
Ich wandte mich nach rechts, Suko ging in die andere Richtung.
Einen halben Schritt vor der Wand blieb ich stehen. Meine Füße verschwanden im Gras, aus dem kleine Frühlingsblumen wuchsen.
Das überhängende Dach gab mir Schatten, und ich rechnete eigentlich mit einer weiteren Aufforderung, noch einen Schritt zurückzutreten, aber sie erfolgte nicht.
Die beiden waren doch nicht so gut. Obwohl ich meine Handflächen gegen das glatte Holz stemmte, konnte ich noch immer schnell sein, wenn es darauf ankam.
Hinter mir hörte ich Schritte. Wer von den beiden jungen Typen sich mir näherte, wusste ich nicht. Jedenfalls kam er heran, ich roch seinen Schweiß und vernahm die flüsternde Stimme.
»Wenn du dich nur einmal falsch bewegst, bist du tot. Ich werde dich nach Waffen untersuchen…«
Natürlich würde er meine Beretta finden. Auch Suko war nicht ohne Schießeisen unterwegs, und mein Einsatzkoffer, der noch am Straßenrand stand, würde sie bestimmt auch interessieren.
Der junge Bursche war doch geschickter, als ich angenommen hatte. Er stieß mir den Lauf nicht in den Rücken, sodass ich nicht feststellen konnte, in welcher Höhe sich die Mündung der MPi befand.
Das war schlecht.
Seine Hand glitt über meine Schulter hinweg und näherte sich der linken Brustseite, wo die Beretta steckte. Wenn er noch ein Stück tiefer fasste, würde er sie bekommen.
Nicht gerade günstig…
Und dann hatte er sie.
Bevor er sie mir aus der Halfter ziehen konnte, drückte ich mich ein wenig vor, zur Wand hin. Er musste mir zwangsläufig folgen, tat das auch, und die Waffenmündung berührte mich an der Hüfte.
War das die Chance?
Ich rate keinem, es zu versuchen. So etwas kann ins Auge gehen, aber ich war trainiert, man hatte uns gewisse Standardsituationen eingepaukt, und eine solche Situation war hier gegeben.
An der linken Hüftseite spürte ich die Berührung der Waffe.
Einen Zentimeter weiter nur, und sie würde ins Leere stoßen.
Dafür sorgte ich mit einer
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