0375 - Bluthand aus dem Jenseits
ich.
»Ja, das stimmt. Du vermutest richtig.«
»Daran müsste ich mich erinnern.«
»Vielleicht willst du es nicht. Und dieses Bild war im Zusammenhang mit einer Polizeiaktion geschossen worden. So etwas hasse ich auf den Tod. Polizisten leben, um getötet zu werden. Nicht wahr?«
»Das sehe ich nicht so.«
»Ihr seid Bullen!«
Diese Frau war knallhart und fanatisch. Sie würden wir nicht bekehren können. Die ließ sich auch nichts mehr vormachen. Tatsächlich fühlte ich mich auch verdammt unwohl. Über den Hass der Terroristen auf Polizisten war ich informiert. Die andere Seite machte kurzen Prozess, wenn sie einen Feind vor der Mündung stehen hatte.
Auch bei uns.
Half uns noch ein Bluff?
Eileen sprach weiter. »Ich hatte vorgehabt, euch mit der Druiden-Magie zu konfrontieren. Davon habe ich nun abgesehen. Es gibt Dinge, die sollte man zurückstellen. Bevor wir zu großen Taten schreiten, seid ihr tot. Und jetzt, jetzt gebt eure Waffen ab und auch die Ausweise. Zeigt mir die Dienstmarken. Aber hübsch vorsichtig, wenn ihr in eure Taschen greift.«
»Was zuerst? Ausweise oder Dienstmarken?«, fragte Suko.
Eileen lachte. »Damit hast du zugegeben, Chinese, dass du zu den Bullen gehörst. Erst die Ausweise, doch zuvor könnt ihr mir eure Namen freiwillig nennen.«
»John Sinclair«, sagte ich.
»Suko«, stellte sich mein Freund vor.
Die Frau zuckte leicht zusammen. »Sinclair«, flüsterte sie. »Fast hatte ich es mir gedacht. Ich wollte es schon sagen, war nur im Augenblick ein wenig überrascht. Nun ist mir alles klar. Dein Name ist bekannt, Sinclair. Nennt man dich nicht noch anders?«
»Geisterjäger.«
Sie lachte hoch und schrill, ohne jedoch unaufmerksam zu werden. »Das ist gut, wirklich. Geisterjäger seid ihr und eigentlich hier genau richtig. Aber ihr werdet nicht mehr dazu kommen, Geister zu jagen, das kann ich euch versprechen. Das Geheimnis dieses Tals bleibt für euch immer verschlossen. Und jetzt packt aus.«
»Gern.« Suko hatte das Wort lässig ausgesprochen. Ich kannte meinen Freund und Partner lange genug, und ich hatte auch den Unterton in seiner Stimme genau gehört.
Er wollte etwas unternehmen…
Ich hob die Schultern. »Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig«, erwiderte ich und griff in den Ausschnitt meiner Jacke.
Suko tat das Gleiche.
Eileen behielt uns beide im Auge. Sehr genau beobachtete sie uns.
Ich hatte zuerst meinen Ausweis gezogen, streckte den Arm aus, sodass diese Bewegung Eileens Aufmerksamkeit erregte.
Zeit für Suko.
Der hatte nicht seinen Ausweis gezogen, sondern einen anderen Gegenstand, der harmlos aussah, dennoch eine gefährliche Waffe war.
Seinen Stab.
Und Suko rief das Wort. »Topar!«
***
Es war wie immer. Plötzlich wurde die ablaufende Zeit für fünf Sekunden gestoppt. Niemand, der sich in Rufweite meines Partners befand, konnte sich mehr bewegen, nur Suko selbst, eben der Träger des Stabs.
Ich stand wie festgeleimt auf dem Fleck, war ein stummer Beobachter und sah Sukos Aktionen.
Der löste sich pfeilschnell. Bevor ich überhaupt nur denken konnte, war er bei unserer »Freundin« aufgetaucht, packte ihre Arme und stemmte sie in die Höhe.
Im nächsten Augenblick hatte er schon zugegriffen. Mit einer Drehung riss er die Maschinenpistole aus den Händen der Frau, ging mit der Waffe einen Schritt zurück, wobei er die Mündung auf Eileen gerichtet hielt.
Noch eine Sekunde hatte er Zeit.
Wir bewegten uns gemeinsam. Ich hielt noch meinen Ausweis in der rechten Hand, die Finger der Terroristin aber waren leer. Sie schaute auf die Hände, selbst bei der schlechten Beleuchtung war zu erkennen, wie sehr sie von Sukos Aktion überrascht worden war, denn sie konnte sich kaum mehr rühren.
Ich lachte leise, und in mein Lachen drangen Sukos Worte. »Das war Pech, Eileen. Falls Sie Ihre MPi suchen, die habe ich. Und die Mündung glotzt Sie an wie ein drittes Auge.«
Sie öffnete und schloss die Hände. Vor Wut konnte sie nicht sprechen. Ein dumpfes Röcheln drang aus ihrem Mund. Die Lippen hatte sie in die Breite gezogen, und es kostete sie Überwindung, endlich eine Frage zu stellen.
»Wie, verdammt, habt ihr das geschafft?«
»Magie«, erwiderte Suko trocken.
»Welche?«
»Das werden wir Ihnen nicht verraten, aber wir sind am Drücker, wie Sie gemerkt haben sollten. Ich an Ihrer Stelle würde mich jetzt schön geschlossen halten.«
Eileen schüttelte den Kopf. »Wie immer ihr das geschafft habt, ich sage euch nur eines: Hier ist das
Weitere Kostenlose Bücher