0375 - Bluthand aus dem Jenseits
»Ihr habt es nicht anders gewollt.«
Die schwere Holztür ächzte, als wollte sie sich gegen den Druck der Hand stemmen, um letztendlich zu verlieren.
Eileen trat als Erste hinaus.
Suko folgte ihr und blieb dicht hinter ihr stehen. Er hatte die MPi in die Rechte gewechselt, mit der Linken fasste er die Schulter der Frau und drückte sie zur anderen Seite hin, um sich selbst und mir freies Sichtfeld zu geben.
Eileen hatte nicht gelogen. In der Tat schauten wir auf eine völlig veränderte Dorfstraße, über der zwar die Dunkelheit lag, die dennoch erhellt wurde.
Man hatte Fackeln angezündet. Die brennenden Scheite standen in mit Sand oder ähnlichem Material gefüllten Fässern, wobei die Flammen vom Wind bewegt wurden und tanzten wie geisterhafte Gestalten, die unruhig von einer Seite zur anderen wischten und ein flackerndes Muster über Fahrbahnen, Häuser und auch Menschen warf.
Das alles waren für mich eigentlich nur Randerscheinungen. Es zählte etwas ganz anderes.
Sie hatten es geschafft und die Magie aktiviert, die in diesem Boden steckte.
Die Kraft der Druiden.
Der eichenkundigen Wesen, die in einem fernen Reich namens Aibon lebten und mit ihrer Magie dafür sorgten, dass auch die normale Erde gestreift wurde.
Das Dorf lag nicht mehr frei. Über ihm befand sich eine gewaltige Kuppel, die aussah wie ein gekrümmter Berg aus Glas, der ebenfalls von dunklen und gleichzeitig auch hellen Schatten übersät war.
Ein phantastisches Bild, und ich sah auf der Straßenmitte das eigentliche Zentrum.
Ein großer grüner Druidenstern, bestehend aus zwei ineinander geschobenen Dreiecken, spannte sich von einer Straßenseite zur anderen, sodass seine Spitzen sogar die Hauswände berührten.
Dieser geheimnisvolle, grünlich leuchtende Druidenstern bildete also das Zentrum.
Bewacht wurde es von Männern, die wie Eileen gekleidet waren.
Das waren ihre Helfer, die Terroristen…
Ich zählte genau sechs, denn an jeder Winkelecke des Sterns hatten sie Aufstellung genommen.
Die Waffen trugen sie am Körper und nicht in den Händen.
Uns hatten sie wahrscheinlich noch nicht gesehen, da wir drei uns sehr dicht an der Hauswand aufhielten und uns nicht rührten. Auch in unserer Nähe brannte eine Fackel.
Das alles war ungewöhnlich. Für die Menschen aus Cockway sicherlich auch schaurig und schlimm, weil sie so etwas bestimmt zum ersten Mal erlebten. Uns aber schockte etwas ganz anderes.
Der Vorgang spielte sich über unseren Köpfen ab, wo die grüne »Glaskuppel« lag.
Jedenfalls sah diese Verbindung zu Aibon so aus. In der Mitte der Krümmung entstand eine Bewegung. Zuerst sahen wir nur einen Schatten, der aus einer nicht messbaren Ferne zu kommen schien und sich allmählich heranschob.
Nur allmählich kristallisierte sich aus dem Schatten etwas hervor.
Es war ein Gegenstand.
Groß, hoch und dunkel.
Dennoch für uns zu erkennen, und ich wurde wieder an die Worte der Männer in Grau erinnert, denn genau sie begleiteten diesen unheimlichen Schatten aus dem Lande Aibon.
Es war die Bluthand aus dem Jenseits!
Etwas war vor dem dunkleren Hintergrund der leicht gekrümmten Holzhand zu sehen.
Eine Frau, die ich kannte, die mit mir zusammen schon einige Abenteuer bestanden hatte, und die sich nun in der Gewalt dieser gefährlichen Blutklaue befand.
Es war Miriam di Carlo!
***
Auch meinem Freund Suko und der Terroristin war diese Hand nicht entgangen. Eileen sagte nichts, dafür gab Suko seinen flüsternden Kommentar ab. Dem Klang seiner Stimme nach zu urteilen, war er ebenso überrascht und geschockt wie ich.
»John, das ist doch…«
»Miriam di Carlo!«, hauchte ich.
»Genau.«
Jetzt erst meldete sich Eileen. Ihr leises Lachen deutete an, dass sie sich freute. »Ihr kennt sie, nicht wahr?« Als sie keine Antwort bekam, fuhr sie fort. »Ich kenne sie nicht, aber ich habe von dieser Hand gehört. Mein Vater sprach davon. Sie war einmal ein Zeichen des Todes. In den alten Legenden ist sie des Öfteren aufgetaucht, wenn jemand grausam bestraft wurde. Und hier ist es so weit. Da soll eine Frau sterben. Wir können zuschauen…«
Noch immer ließen wir sie reden. Ich konzentrierte mich mehr auf diese Bluthand aus dem Jenseits, während Suko sein Augenmerk auf Eileen the cat gerichtet hielt. Er wollte keine unliebsame Überraschung erleben und hielt sie unter Kontrolle.
Dass die Hand nicht in der Luft bleiben würde, war uns allen klar.
Langsam sank sie, kam näher und war immer besser zu erkennen.
Sie
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