0375 - Die Gangsterhochzeit von Chicago
Standlicht. Ich presste mich gegen die Barackenwand. Der Holzgeruch stach in meine Nase. Der Wagen rollte an mir vorbei.
Ich bückte mich, konnte aber nur eine Person hinter dem Steuer erkennen.
War es irgendeiner aus Chandlers Gang, der sich überzeugen wollte, dass die Burschen mit mir fertig geworden waren?
Der Wagen gondelte im ersten Gang auf die Lücke zu, durch die der Studebaker mit Roche in die Tiefe gesegelt war.
Ich hielt den Atem an. Handelte es sich um einen Selbstmordkandidaten?
Die Vorderräder standen bereits vier Yards vor dem Abgrund, als der Fahrer den Motor abstellte.
Die linke vordere Tür wurde aufgestoßen. Die automatische Innenbeleuchtung schaltete sich ein. Ich erkannte den Fahrer. Joe, der Gorilla. Schnell sprang er aus dem Wagen und knallte die Tür zu.
Ich wartete ab. Dem Gangster war offenbar der Teufel auf den Fersen. Joe wetzte zum Rand des Steinbruchs, bückte sich und hob einen Felsbrocken auf. Er schleppte ihn zum Wagen und blockierte damit das linke Hinterrad.
Wollte der Bursche wieder einen Wagen von der Bildfläche verschwinden lassen?
Ich spannte meine Muskeln und wollte vorwärts spurten, als Fred in der Baracke zu rumoren begann. Ich zögerte deshalb einige Sekunden.
Währenddessen raste Joe um den Wagen herum und riss die rechte Vordertür auf. Der Strahl der Innenbeleuchtung traf einen Mann, der auf dem Sitz zusammengesunken war. Joe richtete ihn auf und schob ihn hinter das Steuer.
Es gab keinen Zweifel mehr. Der Gangster wollte diesen Mann aus dem Weg räumen.
Fünfundzwanzig Yards trennten mich vom Chevy. Ich zischte los wie eine Rakete. Aber in den wenigen Sekunden, die ich brauchte, um den Wagen zu erreichen, war Joe um den Wagen herumgewetzt, hatte die linke Vordertür aufgerissen und den Motor gestartet. Auf dem weichen Moosboden drehten sich die Hinterräder auf der Stelle. Edgar Pone lag mit der Brust über dem Steuer. Seine Stirn stieß gegen die Windschutzscheibe.
Der Gangster legte Pones Fuß auf das Gaspedal. Der Motor heulte auf. Ich jagte um den Wagen herum und kam gleichzeitig am linken Hinterrad an wie Joe.
Der Gangster bückte sich bereits und streckte seine Hände nach dem Felsbrocken aus, der bis dahin das Hinterrad blockierte.
Ich hob blitzschnell meine Faust und schlug dem Gangster den Lauf meiner Pistole über den Schädel.
Joe stürzte vornüber, rutschte mit dem Kopf an der Karosserie entlang und legte sich genau vor das Hinterrad.
Ich stürzte nach vorn, riss den Wagenschlag auf und zog den Zündschlüssel ab. Das Motorengeräusch erstarb.
***
Edgar Pone roch nach Chloroform. Ich zerrte den Mann aus dem Wagen und bettete ihn auf die Erde. Dann beschäftigte ich mich mit Joe. Ich zerrte den Burschen unter dem Wagen weg, drehte ihn auf den Rücken und tastete ihn ab. Ich beförderte eine Pistole, einen Damen-Browning, der wegen seiner Größe in der Gangsterfaust überhaupt nicht zu sehen gewesen wäre, und ein Schnappmesser in der Nacht.
Inzwischen hatten sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Trotzdem öffnete ich die linke vordere Wagentür. Das Licht der Innenbeleuchtung reichte aus, um die Szene zu erhellen.
Ich bückte mich über Edgar Pone. Sein Atem ging stoßweise, aber sein Herz arbeitete ziemlich regelmäßig. Ich riss ihm den obersten Kragenknopf auf, begann mit einer Herzmassage, ließ aber Joe nicht aus den Augen. Die Hände des Gangsters wischten über den Boden.
»Hallo, Pone! Wachen Sie auf! Ich kann Ihre Hilfe ausgezeichnet gebrauchen.«
Aber Roches Neffe dachte nicht daran, die Augen aufzuklappen. Stattdessen regte sich Joe. Er tastete mit der Hand über seinen Schädel und verzog sein Gesicht, als er die Beule berührte, die mein Pistolenlauf verursacht hatte.
Joe schlug die Augen auf und blickte suchend um sich.
»Es war mir leider nicht möglich, dich schonender zu behandeln, Joe. Jetzt ist das Spiel aus. Stell dich auf deine Beine. Ich nehme dich fest, wegen Mordversuchs an Mr. Pone.«
Der Gangster knurrte, erhob sich schwerfällig und stierte mich an.
»Was hast du mit den anderen gemacht?«, keuchte Joe.
»Sie werden sich freuen, wenn du ihnen Gesellschaft leistest«, antwortete ich und deutete mit der Pistole zur Baracke hinüber.
Ich warf einen Blick zu Pone. Es bestand keine Lebensgefahr. Er brauchte nur seine Zeit, um sich vom Ätherrausch zu erholen.
Deshalb stieß ich Joe meine Pistole gegen das Rückgrat und dirigierte ihn zur Baracke hinüber. Vor der Tür drückte ich ihm die
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