0375 - Die Mörder-Druidin
stände sie auf einer Plattform.
»Ja, ich denke, es wird reichen. Es gibt Unterschiede, aber im großen und ganzen stimmt auch der Körperbau«, sagte die Frau.
Der Mann hob einen Arm. Aus seinem Kuttenärmel zuckte etwas hervor. Es flirrte auf die Hostorikerin zu und fiel unmittelbar vor ihr zu Boden.
»Du kannst das da anziehen, wenn du willst«, sagte der Mann dumpf.
Es war ein dünner, weißer Overall modischen Zuschnitts.
Hastig hob Joyce ihn auf und schlüpfte hinein. Es war ihr unbegreiflich, wie sie ein paar Augenblicke zuvor ihre gesamte Kleidung verloren hatte, aber offenbar galten in dieser Höllenwelt die Naturgesetze ohnehin nicht. Nun, es war ein beruhigendes Gefühl, nicht mehr nackt zu sein. Sie schloß den Reißverschluß des Overalls.
»Du bist Sara Moon«, sagte die Frau. »Komm zu mir, Sara Moon.«
Nein, wollte Joyce rufen. Sie wollte stehenbleiben. Aber etwas zwang sie, sich der Frau im Schatten zu nähern. Schritt für Schritt. Sie kämpfte dagegen an, aber es war eine Schlacht, die sie niemals gewinnen konnte. Die Frau im Schatten besaß grün leuchtende Augen. Zwei funkelnde Punkte im düsteren Schattenriß. Und da war etwas blau Leuchtendes.
Schritt für Schritt… Meter um Meter… schließlich stand sie nur noch knapp zwei Meter von den beiden Gestalten entfernt, und immer noch sah sie sie nur als Schatten.
»Deine Haarfarbe stimmt nicht, Sara Moon«, sagte die Frau im Schatten. »Sie sind auch ein paar Zentimeter zu kurz. Wir werden das ändern.«
»Warum?« keuchte Sara Martins. »Was habt ihr mit mir vor?«
»Oh, du wirst eine ehrenvolle Aufgabe erhalten«, brummte der Mann in der Kutte. »Du wirst deinen größten Feind töten.«
»Ich… ich habe keine Feinde…«, flüsterte Sara Martins.
Unwillkürlich griff sie nach einer Haarsträhne. Das Haar schien in der Tat länger geworden zu sein. Und… es war jetzt silbrig. War es nur eine Täuschung durch das eigentümliche Licht, oder hatte eine unglaubliche Kraft das Blond in Silber verwandelt?
»Doch, du hast einen Feind, Sara Moon«, sagte der Kuttenmann. »Professor Zamorra ist dein Feind. Du haßt ihn. Er hat dir zahlreiche Niederlagen beigebracht. Er will dich fangen, er will dich töten. Du mußt ihm zuvorkommen, Sara Moon.«
»Aber ich kenne ihn gar nicht«, stöhnte sie. »Ich habe diesen Namen nie gehört! Und ich bin auch nicht Sara Moon!«
»Die Augen«, sagte die Frau im Schatten. »Sie müssen Druiden-Augen werden. Warte einen Moment…«
Sara Martins versuchte sich herumzuwerfen und zu fliehen. Aber sie konnte es nicht. Die unfaßbare fremde Zauberkraft lähmte sie.
»Natürlich bist du Sara Moon«, sagte der Kuttenträger. Plötzlich konnte sie sein Gesicht sehen. Nein, es war kein Gesicht! Es war eine Silbermaske mit Sehschlitzen!
Aber mehr gab der Unheimliche nicht von sich preis.
»Du wirst Zamorra berühren und ihn töten, sobald ihr euch begegnet, Sara Moon«, sagte er.
»Ja«, sagte Sara Moon tonlos.
Sie kannte Zamorra. Sie haßte ihn. Sie sah ihn förmlich vor sich, diesen hellhaarigen Mann mittleren Alters. Ja, sie würde ihn töten, sobald sie ihm gegenüber stand.
Denn sie war Sara Moon.
***
Zamorra bemerkte sofort, daß Krel ihm folgte. Schulterzuckend nahm er es hin. Der Redakteur würde sich kaum wieder zurückschicken lassen.
Er witterte hier eine Story, und er wollte wissen, woran er war. Das war durchaus verständlich.
Es war nur ärgerlich. Zamorra mußte damit rechnen, daß nach wie vor Gefahr drohte. Und dann hatte er auf den Redakteur aufzupassen.
Aber das Amulett warnte nicht. Es verhielt sich ruhig.
Zamorra ging etwas langsamer, so daß Krel zu ihm aufschließen konnte.
»Was erwarten Sie wirklich hier unten zu finden?« fragte der Redakteur.
»Tote«, sagte Zamorra. »Zwei tote Männer.«
»Oh«, machte Krel. »Das ist nicht schwer zu erraten, nicht wahr? Und Joyce Martins?«
Zamorra antwortete nicht. Er hatte schon zu viel verraten. Die Frage Kreis hatte ihn überrumpelt.
»Wieso glauben Sie, die Martins nicht hier zu finden? Meinen Sie, sie hätte die beiden Männer umgebracht und sei mit einem Teil des Schatzes verschwunden? Da muß ich Sie enttäuschen. Sie hatten nur zwei Wagen, und die stehen beide oben. Sie…«
»Nun halten Sie doch endlich mal für ein paar Minuten die Klappe«, verlangte Zamorra.
Nach einer weiteren Biegung erweiterte sich der Gang zu einer Höhle. Im Lampenschein funkelte und glitzerte es.
»Das - das ist ja unglaublich«, stieß Krel
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