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0378 - Aufstand der Henker

0378 - Aufstand der Henker

Titel: 0378 - Aufstand der Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufstand der Henker
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zurückhalten, um ihn nicht zu ohrfeigen, aber das konnte auch nichts mehr ändern. Die Handlungsweise dieses angstgeschüttelten Gang-Chefs hinderte mich daran, einen Mörder zu verfolgen. Denn noch war ich der Meinung, daß Rey French schleunigst die Flucht ergriffen hatte, als seine Kugeln mich verfehlten. Zwei Minuten später wurde ich eines Besseren belehrt.
    ***
    Ich beugte mich aus dem Fenster. Es ging nicht in den Hof, sondern auf die fensterlose Hinterfront eines Gebäudes, das zum Nachbargrundstück gehörte. Ein Spalt von drei Yard etwa trennte die beiden Häuser. Auf dem Nachbarbau, drei Stockwerk höher als Licksteads Büro, mußte sich eine Lichtreklame befinden, denn in geringen Abständen flammte rotes und blaues Licht auf und erhellte die Hauswand.
    Wir waren in dem Büro gefangen wie in einer Mausefalle. Einen Sprung nach unten hätte ich nicht ohne Knochenbrüche überstanden. Zwar entdeckte ich auf der fensterlosen Hauswand des Nachbargebäudes eine Art Feuerleiter, sie sah wenig vertrauenerweckend aus, weil sich einige Krampen gefährlich gelockert hatten.
    »Jetzt haben wir den Salat«, murrte ich. »Wir werden die ganze Nacht in dieser Bude sitzen müssen, bis morgen früh deine Obstsortiererinnen kommen und einen Schlosser alarmieren.«
    Der Gangster hielt den Kopf zur Seite geneigt.
    »Hörst du sie, G-man?« flüsterte er. »Sie kommen!«
    Sein schweißnasses Gesicht verzerrte sich.
    »Sie kommen…« flüsterte er noch einmal.
    Unwillkürlich lauschte auch ich.
    »Unsinn…« wollte ich sagen, aber das Wort blieb mir im Hals stecken, denn ich hörte deutlich, daß ein Schlüssel im Schloß der Stahltür gedreht wurde. Im gleichen Augenblick fiel mir ein, daß Marc Tyst mir heute morgen die Türgeöffnet hatte und daß er einen Schlüssel besaß.
    Ich packte Lickstead am Arm und schleuderte ihn hinter den Schreibtisch.
    »Bleib in Deckung! Wirf den Tisch um! Das gibt dir mehr Schutz!«
    Er stemmte sich gegen die Platte, aber er besaß nicht die Kraft, das altmodische Möbelstück umzuwerfen. Ich griff mit zu und riß den Tisch herum. Krachend fiel er auf den Boden, und der Staub stieg in Wolken aus den Dielenritzen. Im gleichen Augenblick erlosch das Licht. Wahrscheinlich hatte sich die Fassung von der Erschütterung gelockert.
    Mit drei Sätzen sprang ich in die äußerste rechte Ecke des Zimmers. Ich riß einen Stuhl um und zwängte mich in den Spalt zwischen Aktenschrank und Wand.
    Plötzlich füllte rot-blaues Licht den Raum, so daß ich die Umrisse der Möbel sehen konnte. Das Licht mußte von der Leuchtreklame stammen, und in diesem unheimlich wirkenden Licht sah ich, daß die Stahltür langsam aufgedrückt wurde. Sie quietschte in den Angeln.
    Die Tür öffnete sich nach links. Ich sah das schwarze Rechteck der Öffnung und hielt den 38er im Anschlag.
    »Guten Abend, G-man!« sagte Marc Tysts Stimme voller Hohn, »’n Abend, Charly.«
    Immer noch brannte die Lichtreklame, aber der rot-blaue Schein reichte nicht aus, um auch die dunkle Höhle des Treppenhauses zu erhellen. Vergeblich strengte ich meine Augen an, um wenigstens Umrisse zu erkennen. Wahrscheinlich standen sie, flach an die Wand gepreßt, zwei oder drei Schritte von der Tür entfernt. Damit waren sie praktisch aus meinem Schußbereich.
    »Wir haben die Hauptsicherung herausgedreht«, fuhr Tyst fort. »Das macht es für uns zwar schwieriger, aber euch raubt die Dunkelheit die letzte Chance. Es trifft sich gut, G-man, daß du hier bist. Ich glaube, ich habe dir ein wenig zuviel erzählt. Erledigen wir es also in einem Aufwaschen, und vielleicht kann man es so einrichten, daß es aussieht, als hätte Charly dich erschossen.«
    Er lachte leise.
    »Dann gilt Charly nach seinem Tod endlich als der Held, der er niemals war.«
    Die Lichtreklame erlosch. Dunkelheit erfüllte den Raum.
    »Oh, das macht nichts! Es wird gleich wieder hell. Bist du fertig, Rey?«
    »Okay«, knurrte eine Stimme, die Radocs Henker gehörte.
    »Willst du nicht aufgeben, G-man?« fragte Tyst. »Du hast keine Chance. Wir sind zwei gegen einen. Auf Charly kannst du nicht rechnen.«
    Ich gab keine Antwort.
    »Du brauchst nicht auf irgendwelche Cops zu rechnen. Wir können hier bis morgen früh Krieg spielen. Niemand hört es, und wenn es ein Bewohner der Bowery hören sollte, so wird er sich hüten, sich einzumischen oder gar die Polizei zu rufen. Das weißt du doch, G-man?«
    Während er sprach, flammte die Leuchtreklame wieder auf.
    »Jetzt!« sagte Tyst.

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