0378 - Masken-Terror
sich zurück und hauchte: »Wir haben viel Zeit.«
Suko hob die Schultern. Sein Gesicht zeigte einen gequälten Ausdruck. »Das glaube ich nicht.«
»Wieso?«
»Ich habe mit John Sinclair vereinbart, daß er anruft. Verstehst du das nicht? Es kann jede Sekunde der Apparat klingeln, und so möchte ich nicht gerade unterbrochen werden. Du vielleicht?«
»Nein…«
Shao hatte zwar ablehnend geantwortet, aber der Tonfall ihrer Stimme verriet das Gegenteil. Suko kannte sie. Er konnte in gewissen Situationen stark bleiben, wenn ihm Shao aber so kam wie jetzt, wankte er. Hinzu kam die Stimmung, das Zimmer, in dem nur zwei Lampen brannten, Shaos Ausstrahlung, ihr nach Badelotion duftender Körper, das machte auch einen Mann wie Suko an.
»Nun ja«, sagte er…
Weiter kam er nicht. Denn in diesem Augenblick meldete sich tatsächlich das Telefon. Durch sein mißtönendes Klingeln zerstörte es die Atmosphäre radikal.
Die Enttäuschung malte sich auf dem Gesicht der Chinesin ab. Sie raffte den aufgeklafften Bademantel wieder zusammen und sagte:
»Tu, was du nicht lassen kannst, Suko.«
»Sorry, aber…«
»Heb schon ab!« Sie hatte gesehen, daß Sukos Hand bereits auf dem Hörer lag.
Der Inspektor faßte zu und meldete sich mit einem knappen »Hallo.« Er hatte erwartet, John Sinclairs Stimme zu vernehmen und dachte schon daran, daß das leise Rauschen im Hintergrund die Küstenbrandung war, weil John im Freien telefonierte, aber die Stimme, die er letztendlich vernahm, gehörte einem Deutschen.
Kommissar Mallmann.
»Endlich erreiche ich einen von euch«, sagte der BKA-Mann. »Das wurde auch Zeit.«
»Du bist es«, sagte Suko enttäuscht.
»Wieso? Hast du jemand anderen erwartet?«
»Ja, ich rechnete mit einem Anruf von John, aber der treibt sich in Brighton herum.«
»Macht er Urlaub?«
»Nein.«
»Dann kannst du ihm einiges bestellen. Ich habe das Gefühl, vor dem Beginn eines großen Falls zu stehen.«
»Rede.« Der Kommissar erzählte. Längst hatte sich der Chinese konzentriert.
Der Zauber einer gewissen Stunde war bei ihm verflogen. Er lauschte den Worten des Inspektors und nickte einige Male.
Shao war inzwischen aufgestanden, in die Küche gegangen und hatte sich einen Martini eingeschenkt. Mit dem Glas kehrte sie in den Wohnraum, als der Inspektor gerade den Hörer auflegte.
»Was war denn?« fragte sie.
Suko behielt seinen Platz im Sessel. Er schaute von unten her seine Partnerin an. »Ich glaube, daß es einige Schwierigkeiten geben wird.«
»Mit wem?«
»Das sieht nach dem Spuk aus.«
»Was?« Shao schob vor Überraschung ihre Unterlippen nach unten. »Das darf doch nicht wahr sein. Nach dem Spuk?«
»Ja, so ist es.«
Sie holte tief Luft. »Um Himmels willen. Wieso denn das schon wieder? Der Spuk in Deutschland. Er…«
»Natürlich, er schlägt überall zu. Will hat ihn sogar gesehen. Er kann von Glück reden, daß er überlebt hat.« Suko begann mit seinem Bericht.
Shao hörte fast atemlos zu.
»Du mußt John informieren.«
»Sicher.« Suko nickte. Er wußte die Telefonnummer, und er erinnerte sich auch daran, was Myxin ihnen mitgeteilt hatte. Er hatte John in das Seebad geschickt, damit er sich um einen gewissen Eddy kümmern sollte. Der kleine Magier hatte auch hinzugefügt, daß hinter dem Fall eventuell der Spuk stecken könnte. Sicher war dies natürlich nicht, man mußte jedoch mit allem rechnen.
Shao strich ihre Haarmähne zurück. »Und was willst du jetzt unternehmen?« fragte sie.
»Ich weiß es noch nicht«, erklärte Suko. »Ich weiß es wirklich nicht. Soll ich John sofort warnen oder selbst nach Brighton fahren?«
»Ruf ihn an!«
Der Inspektor dachte einen Moment nach. »Ja«, meinte er, »das mache ich. Ich werde ihm Bescheid sagen.«
Er hatte sich die Nummer des Hotels notiert, bekam auch Verbindung, doch es wurde ihm gesagt, daß ein gewisser John Sinclair das Haus verlassen habe.
»Und Mr. Conolly?«
»Er ist ebenfalls nicht bei uns, Sir.«
Suko legte auf, nachdem er sich für die Auskünfte bedankt hatte.
Nachdenklich schaute er auf das Telefon. »Da stimmt etwas nicht«, murmelte er. »Ich werde das Gefühl einfach nicht los, daß sich über uns ein Netz zusammenzieht…«
»Was willst du machen?« fragte Shao.
Der Chinese hob nur die Schultern. »Abwarten«, sagte er leise. »Mehr kann ich nicht tun…«
***
Das Problem hieß Eddy!
Ich ärgerte mich jetzt, daß ich ihn bei der ersten Begegnung nicht härter angefaßt hatte. Er war verschwunden
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