0378 - Masken-Terror
was hätte ich damit erreicht?
Wahrscheinlich nichts, ich hätte sie vielleicht nur wütender gemacht und zu vorschnellen Reaktionen gereizt. Daß sie etwas vorhatten, war mir längst klargeworden.
Mit der Waffe zielte ich zwar nicht auf sie, dafür nahm ich die Taschenlampe. Der breite Lichtarm zerschnitt die Düsternis und hätte eigentlich ein Ziel treffen müssen.
Das geschah nicht!
Er wurde auf dem Weg zu den Masken plötzlich verschluckt, als wäre er von einem Messer abgeschnitten worden.
Dafür gab es nur eine Erklärung.
Noch vor den Masken lauerte ein anderer.
Der Spuk!
Ich war nun froh, die Beretta nicht genommen zu haben. Hätte ich geschossen, wäre der Spuk gereizt worden, und so etwas hätte böse für mich enden können.
Ich löschte das Licht und tastete nach meinem Kreuz, das in der Jackentasche steckte. Der Spuk war zwar ein mächtiger Gegner, hatte auch zu den Großen Alten gehört, aber irgendwie mußte er Furcht vor meinem Kreuz haben. Den Grund hatte ich bisher noch nicht kennengelernt, aber vor langer Zeit in New York hatte ich ihn einmal mit dem Kreuz bannen können, als mir die Horror-Cops begegnet waren.
Vernichten konnte ihn die Waffe leider nicht, und das bereitete mir Kopfzerbrechen.
Wir standen uns gegenüber. Die Masken leuchteten weiterhin.
Nur gaben sie dieses Licht nicht an ihre unmittelbare Umgebung ab.
Die Anwesenheit der absolut finsteren Wolke verschluckte auch den geringsten Schein. Nur die sechs Dreiecke standen scharf konturiert über dem Boden und schienen auf meine Reaktionen zu lauern.
Was sollte ich tun?
Selbst die Initiative ergreifen und auf den Spuk zugehen? Eigentlich hätte ich es versuchen können, da mich das Kreuz ja doch einigermaßen schützte. Es konnte natürlich ins Auge gehen. Dann saugte mich der Spuk auf, der innerhalb einer winzigen Sekunde die Form und Gestalt wechseln konnte.
Also abwarten.
Der Spuk konnte reden. Auch ein Phänomen. Er besaß sogar, wenn er wollte, eine menschliche Stimme, und die dröhnte mir im nächsten Augenblick entgegen.
»Willkommen bei mir und meinen Dienern, Geisterjäger. Ich wußte, daß wir uns wiedersehen würden.«
»Das war mir auch klar.«
Er lachte hallend und dumpf. »Welcher Weg führte dich denn in den Stollen? Hast du etwa einiges über den zweiten Würfel gehört, der noch existiert?«
»Das habe ich in der Tat.«
»Und du willst ihn besitzen?«
»Auch das«, erklärte ich ihm. »Ich möchte ihn haben, so wie du ihn bekommen willst.«
»Ja, das stimmt.«
»Weißt du, wo er sich befindet?«
»Noch nicht.« Er legte eine kurze Pause ein. »Aber ich wette, daß du es ebenfalls nicht weißt, Geisterjäger.«
»Nein.«
»Aber ich könnte es herausfinden und dir zeigen. Dann beginnt ein Wettlauf zwischen uns beiden um den zweiten Würfel. Wäre das nicht eine Möglichkeit?«
Diesmal lachte ich. »Hätte mir ein anderer den Vorschlag gemacht, wäre ich darauf eingegangen. Aber nicht bei dir. Du bist mir zu flink, zu raffiniert. Du willst andere reinlegen, um dein Ziel zu erreichen.«
»Jeder kämpft eben mit seinen Mitteln.«
Ich wollte die Diskussion nicht ausufern lassen und kam wieder zur Sache. »Gut, wir wollen beide den Würfel. Angeblich weißt du ja schon, wo er sich befindet. Dann sag es mir.«
»Nein.«
»So wird es nie ein Wettstreit.«
Der Spuk lachte. »Was heißt hier sagen, John Sinclair? Ich kann es dir sogar zeigen.«
»Das ist ein Trick!«
»Nein, es ist echt. Ich erinnere mich daran, daß du durch den Spiegel gekommen und in einer Welt gelandet bist, die von mir beherrscht wurde. Nun, du hast einen starken Kämpfer töten können…« [1]
»Nicht ich, sondern Myxin.«
»Was spielt das für eine Rolle? Ich hätte nicht gedacht, daß du meinen Diener geschafft hast. Aber ich will darüber nicht mehr reden. Die Spiegelwelt habe ich vorerst zurückgestellt. Ihre Tore sind verschlossen, mir kommt es auf den zweiten Würfel an, den die Stummen Götter vor langer Zeit tatsächlich erschaffen haben. Deshalb holte ich mir die sechs Diener, die mir behilflich sind.«
»Nur sechs?« höhnte ich. »Verläßt du dich nicht mehr auf Akim Samaran?«
»Auf ihn auch. Der ist das Zünglein an der Waage, wie ihr Menschen immer sagt. Nur weißt du nichts davon…« Er konnte sich nicht beherrschen und lachte wieder.
Mir gefiel diese letzte Reaktion überhaupt nicht. Damit meinte ich nicht einmal das Lachen, das war ich von ihm gewohnt, er hatte da einen Namen erwähnt und
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