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038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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gegenüber weit weniger großzügig zeigen. Schließlich bin ich im Grunde meines Herzens noch immer nur ein einfacher Schuhmacher."
    „Aber Sie haben einen eigenen Laden und viele Angestellte", gab Rebecca zu bedenken.
    „Oh, gewiss. Gewiss doch. Mein Geschäft kann sich wirklich sehen lassen. Aber ich habe mir alles im Schweiße meines Angesichts erarbeitet. Der Laden meines Vaters war sehr bescheiden."
    „Wirklich?", erkundigte sich Rebecca höflich. „Das wusste ich gar nicht."
    Mr. Thornton schüttelte so betrübt den Kopf, als bereite ihm die Erinnerung an die bescheidenen Anfänge seines Vaters Kummer. „Nachdem ich aus dem Krieg heimgekehrt war, habe ich sein Geschäft übernommen. Vor sechs Jahren war das.
    Sechs Jahre voller Sorgen und harter Arbeit, bis ich es dahin gebracht hatte, wo ich heute bin. Und eines kann ich Ihnen sagen: Ich würde auch über Leichen gehen, wenn jemand versuchen würde, mir das alles wieder wegzunehmen."
    Sichtlich verwundert schaute Rebecca Mr. Thornton an. Seine Worte waren seltsam eindringlich gewesen und standen in keinem Verhältnis zu dem, was zuvor gesagt worden war. Emeline stockte der Atem, und noch während sie den Mann gespannt beobachtete, tat er etwas sehr Befremdliches. Er neigte den Kopf zur Seite, grinste übers ganze Gesicht und zwinkerte ihr zu.
    Und da wurde Emeline von einem Entsetzen erfasst, das in keinem Verhältnis zu dem stand, was eben geschehen war.
    Als Sam durch Londons Straßen zurückritt, war er verärgert und enttäuscht darüber, nichts erreicht zu haben. Thornton war weder zu Hause noch in seinen Geschäftsräumen anzutreffen gewesen. Zudem waren ihm Dinge zu Ohren gekommen, die ihn fürchten ließen, dass Thornton versuchen könnte zu fliehen.
    Sein Instinkt sagte ihm, dass er Thornton umgehend ausfindig machen sollte. Als erfahrener Jäger hatte er ein gutes Gespür dafür, wann eine Beute ihm zu entkommen drohte. Wenn er Thornton heute nicht mehr fand, würde er die beiden Plätze aufgeben müssen, die er für sich und Rebecca morgen noch auf der Hopper bekommen hatte.
    Ein längerer Aufenthalt in London bedeutete weitere Tage in Emelines Nähe. Und er wusste nicht, ob er das noch länger aushielte, ohne völlig denVerstand zu verlieren.
    In einem Moment der Unaufmerksamkeit lief ihm ein Straßenjunge in den Weg. Das Pferd scheute, und Sam musste sich einen Augenblick ganz darauf konzentrieren, es ihm Zaum zu halten. Der Junge war natürlich längst verschwunden. Wahrscheinlich hatte er in seinem kurzen Leben schon einige dieser knapp verfehlten Zusammenstöße überstanden, glichen die überfüllten Straßen Londons doch eher einem reißenden Fluss als einem passierbaren Verkehrsweg. An jeder Straßenecke, teils auch mitten auf der Fahrbahn, standen Händler, die lauthals ihre Waren anpriesen. Wie Elefanten walzten breite Gespanne sich ihren Weg durch die Menge und hinderten alle anderen am Durchkommen. Sänftenträger schlängelten sich gewandt durch das Gedränge. Und Menschen, überall Menschen. Männer, Frauen, Kinder. Säuglinge, die auf dem Arm getragen wurden, Greise, die an Krücken gingen.
    Menschen aller Stände, ein jeder mit seinen eigenen Gedanken und Belangen befasst und alle stets in Eile. Es grenzte an ein Wunder, dass ihnen nicht längst die Luft ausgegangen war, aufgesogen von Abertausenden Lungen.
    Schon der Gedanke genügte, dass Sams Brust sich zusammenzog. Die bloße Vorstellung, dass alle Luft aus der Atmosphäre gesogen wäre, schien seinen Verstand anzugreifen und ihm das Gehirn zu umwölken. Aber das war natürlich Unsinn. Er konzentrierte sich auf sein Pferd und auf das Wegstück, welches direkt vor ihm lag, versuchte das Menschengewühl um ihn her auszublenden. Er atmete tief durch. Es war genügend Luft für alle da, wenngleich sie nach Rauch, Unrat und Fäulnis stank. Mit seinen Lungen war alles in Ordnung.
    Diese Gedanken betete er sich immer wieder vor, bis er endlich in seine Straße einbog. Rebecca würde wahrscheinlich noch mit Packen beschäftigt sein, aber vielleicht konnte er sie ja zu einem frühen Mittagessen überreden. Gerade als er sich aus dem Sattel schwang, fuhr nebenan - vor Emelines Haus - ein Wagen vor. Auf dem blank polierten schwarzen Kutschenschlag erkannte er Vales Wappen. Sam beschleunigte seine Schritte, um ja schnell ins Haus zu gelangen. Wozu Vale noch einmal über den Weg laufen? Alles, was gesagt werden konnte, war bereits gesagt worden.
    Er reichte dem Butler Hut und Mantel und

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