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038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Gesicht bekommen. Nicht, dass es etwas geändert hätte. Noch im Salon hatte Mr. Thornton auf einmal Rebecca seine grässliche kleine Pistole in die Rippen geschoben und sie beide hinaus in die Kutsche beordert. Emeline hatte nicht gewagt, sich ihm zu widersetzen, zu groß war ihre Angst gewesen, dass Rebecca vor ihren Augen sterben könnte.
    Doch nun, als sie schon eine Weile mit Mr. Thornton und seinen übelriechenden Häschern unterwegs waren, fragte sie sich, ob sie nicht einen Fehler gemacht hatte.

    Wer sagte ihr, dass er sie nicht beide umbrachte, sowie sie beim Hafen angelangt waren? Sie überlegte, ob sie nicht einfach aus der Kutsche springen sollte. Allerdings musste sie dazu erst einmal an den beiden Schlägern vorbeikommen, ganz abgesehen davon, dass Rebecca mit einer Waffe bedrohte wurde. Emeline hatte nicht den gerings-ten Zweifel, dass Mr. Thornton im Augenblick ihrer Flucht sofort schießen würde - und sei es nur aus reiner Bosheit oder um das letzte Wort zu behalten sozusagen.
    Der Mann war verrückt, hoffnungslos verrückt. Wie er seinen Zustand bislang hatte verbergen können, war ihr ein absolutes Rätsel, denn mittlerweile verging keine Minute, ohne dass seine Befindlichkeit augenfällig wurde. Andauernd grinste und zwinkerte er, und mit jedem Mal ähnelte sein Gesicht mehr einer irrsinnigen Fratze.
    „Gleich da, die Damen", sagte er nun und zwinkerte wieder auf diese schreckliche Weise. „Schon mal in Indien gewesen? Nein? Na ja, sind Sie vermutlich nicht die Einzigen. Bekommt nicht jeder, so eine Gelegenheit. Das wird ein richtiges Abenteuer!"
    Der Mann zu Emelines Rechten grunzte verächtlich und rutschte auf seinem Sitz herum, wobei seinem scharlachroten Rock ein ungemein übler Geruch entstieg.
    Ratternd und rumpelnd fuhren sie nun durch den Londoner Osten, vorbei an langen Reihen trostloser Lagerhäuser. Über ihnen verfinsterte der Himmel sich zusehends.
    Emeline verschränkte die Hände im Schoß und bemühte sich, ihre Stimme fest und klar klingen zu lassen. „Hier können Sie uns jetzt herauslassen, Mr. Thornton. Weiter brauchen Sie uns nicht zu fahren."
    „Oh, aber nicht doch!", keckerte das grässliche kleine Männchen. „Ich mag Ihre Gesellschaft."
    Emeline holte tief Luft und versuchte, ganz ruhig zu bleiben. „Mr. Thornton, wenn Sie uns festhalten, werden Jasper und Samuel Ihnen folgen. Wenn Sie uns aber gehen lassen, könnte Ihnen die Flucht gelingen."
    „Wie reizend von Ihnen, so sehr um mein Wohlergehen besorgt zu sein, Mylady", erwiderte er. „Aber ich fürchte, dass Ihr Verlobter und Samuel Hartley mir so oder so folgen werden. Vor allem Mr. Hartley scheint geradezu besessen davon, mich in die Finger zu kriegen. Von dem Moment an, als ich gehört hatte, dass er anfängt, lästige Fragen zu stellen, habe ich ihn im Auge behalten." Er deutete mit dem Kinn auf den rotberockten Grobian neben ihr. „Kommt also aufs selbe raus, ob ich Sie hierbehalte oder gehen lasse - und da ziehe ich Ihre reizende Gesellschaft doch vor."
    Emeline fing Rebeccas Blick auf. Seit sie in die Kutsche genötigt worden waren, hatte das Mädchen kein Wort mehr gesagt, aber in ihren Augen sah Emeline nun dieselbe Verzweiflung, die auch sie zu überkommen drohte. Es entbehrte jeden Sinns, dass Mr. Thornton sie entführt hatte, und diese Sinnlosigkeit ließ ihr so beklommen um die Brust werden, dass ihr der Atem stockte. Kein Zweifel, der Mann war nicht ganz bei Verstand.
    Draußen hatte es derweil angefangen zu regnen. So plötzlich prasselte es hernieder wie ein Vorhang, der am Ende eines Stücks herabfällt. Sie würde jetzt gut nachdenken müssen, und sie sollte sich damit beeilen, denn viel Zeit dürfte ihr nicht mehr bleiben.
    Mittlerweile war sie sich ganz sicher, dass Mr. Thornton sie beide zu töten beabsichtigte.
    Der Himmel tat sich auf, und es goss in Strömen. Sam zuckte kurz zurück, als die erste Welle ihn wie ein Schlag ins Gesicht traf, doch er rannte weiter. Genau genommen machte der Regen es ihm sogar leichter. Wer konnte, hatte sofort Unterschlupf gesucht, war von der Straße geflüchtet, so schnell nur irgend möglich.
    Was leider nicht für die zahlreichen Gespanne galt, die unterwegs waren. Dieser verdammte Brauereikarren würde gewiss noch immer Vales Wagen den Weg versperren. Sam sprang über eine kreuzende Gasse hinweg, die der Regen in einen reißenden Strom verwandelt hatte, und versuchte, sich ganz aufs Laufen zu konzentrieren. Was vor oder hinter ihm lag, konnte er

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