0382 - Der Teufel wohnt nebenan
rubinringe, ein platinhalsband mit brillanten, ein armband aus weißgold, genaue beschreibungen aller schmuckstücke sind beim county-sheriff erhältlich.«
Bright grinste unwillkürlich. Da der Einbruch dem Polizeigewaltigen einer Grafschaft in New Jersey gemeldet war, erklärte sich, warum die Stadtpolizei von New York nichts davon wusste. Unerklärlich hingegen war wieder einmal, woher es die FBI-Zentrale in Washington wusste. Der Lieutenant warf einen kurzen Blick auf die Uhr.
Es war noch nicht zu spät, um der Familie Scarwater zu melden, dass der wertvollste Gegenstand der Einbruchsbeute wieder aufgefunden worden war. Also bat Bright um eine Verbindung mit der Wohnung des in New York jedem Kind bekannten Finanzmagnaten Scarwater.
Das Gespräch verlief in einer wenig freundlichen Tonart.
»Wir sind von der Versicherung entschädigt worden«, verkündete eine sonore Männerstimme. »Sie müssen das Diadem folglich der Versicherung übergeben. Ich behalte mir allerdings vor, es von der Versicherung zurückzukaufen. Meine Frau soll das entscheiden, schließlich war es ihr Schmuck. Möchten Sie sonst noch was, Lieutenant?«
»Nur noch eine Frage, Sir. Wurde bei dem Einbruch jemand verletzt?«
»Es war niemand im Hause, folglich kann niemand verletzt worden sein, Lieutenant.«
»Danke, Sir. Das war alles«, erwiderte Bright und konnte sich nicht verkneifen, seine Stimme ebenso kühl klingen zu lassen wie die seines Gesprächspartners. Er legte rasch den Hörer auf und dachte: Natürlich war jemand im Hause, nämlich die oder der Einbrecher. Von allein läuft auch der kostbarste Schmuck nicht auf die Straße. Da an dem Diadem Blut klebt, scheint sich der Einbrecher bei seiner Tat verletzt zu haben. Vielleicht an den Scherben meiner eingeschlagenen Fensterscheibe oder sonstwo. Aber jedenfalls könnte das Blut an dem Diadem das Blut des Täters sein, und das wiederum…
Bright griff abermals zum Telefon. Er drehte die Nummer des Labors. In allen großen Abteilungen im Hauptquartier herrschte ein dreimaliger Acht-Stunden-Tumus, sodass jede der wichtigen Abteilungen Tag und Nacht besetzt war.
»Hier ist Bright«, meldete sich der Lieutenant. »Ich hatte heute ein Diadem zur Blutuntersuchung eingereicht. Können Sie nachsehen, Mac, ob schon ein Befund vorliegt?«
Der Befund lag bereits im Kurierfach und wäre am kommenden Morgen an Bright übermittelt worden. Es war Blut der Gruppe B, rhesus-negativ.
»Danke schön«, sagte Bright, legte den Hörer hin und steckte sich die letzte Zigarette aus seiner Schachtel an. Es war halb elf, und der Lieutenant beschloss, ins Künstlerviertel zu fahren, um ein paar Jazzkeller abzuklappem. Er hatte die Beschreibung von Lesly Romanowski und die Angabe, dass der Mann Joe hieße. Und er wollte diesen Joe gern kennen lernen. Aber bevor er aufbrach, wollte er nur noch in Ruhe seine Zigarette zu Ende rauchen.
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und griff gewohnheitsmäßig nach dem Stapel der Rundschreiben, die tagtäglich jedem Polizeiofficer auf den Tisch flattern. Er überflog die Blätter, bis er plötzlich stutzte.
»Tödlicher Unfall in einer U-Bahn-Station. Das Opfer: Ein junger Kunstmaler.«
Bright pfiff leise durch die Zähne. Er stand auf und marschierte im Zimmer auf und ab. Etwas wie Jagdfieber hatte ihn gepackt. Er griff energischer zum Telefon als vorher. In der Registratur gab es eine elektronische Datenverarbeitungsmaschine, und seit dieses maschinelle Gehirn von der Polizei in Dienst gestellt worden war, konnte man aus der Registratur innerhalb kürzester Zeit die kniffligsten Zusammenstellungen erhalten.
»Ich möchte alle Unfälle, Selbstmorde und Morde der letzten zwölf Monate, bei denen das Opfer ein junger Maler war«, sagte er. »Wie lange wird es dauern?«
»Wir brauchen ungefähr eine Stunde, um die Maschine zu füttern, das Aussortieren besorgt sie in weniger als drei Minuten.«
»Okay«, rief Bright. »Dann komme ich im Lauf der nächsten zwei Stunden bei euch vorbei und hole die Zusammenstellung ab.«
Er wollte schon auflegen, als ihm noch etwas einfiel. Er riss den Hörer zurück ans Ohr.
»Hallo? Sind Sie noch an der Strippe? Dehnen Sie die Aufgabe aus; nicht nur Maler, auch Graphiker, Bildhauer und verwandte Kunstrichtungen.«
Wie schon so oft, schloss Bright eine Wette mit sich selbst ab. Er legte zwei Dollar in seine mittlere Schreibtischschublade. Wenn dies eine richtige Fährte wurde, würde er sich nach dem Abschluss des Falles für
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