0382 - Höllen-Friedhof
auch jetzt. Ich habe den Würfel, und ich habe dich. Aber ich will dich tot, Chink! Vernichtet auf dem Boden liegen sehen. Klar?«
»Ich habe verstanden.« Auch in Sukos Gesicht rührte sich nichts.
Dennoch hatte er sich bewegt und sein rechtes Bein vorgeschoben, so daß seine Knie direkt den Kontakt mit dem Rand der Tischplatte bekommen hatte.
Vielleicht war es eine Chance…
»Schieß ihn endlich nieder!« befahl Samaran.
In diesem Augenblick sah Suko den Blitz!
***
Ich hatte es im letzten Augenblick geschafft. Raus aus der Helligkeit, hinein in den Tunnel, so kam ich mir vor, als mich das Zeitloch schluckte und einfach aufsaugte, als wäre ich ein Wassertropfen, der irgendwann auf dem Weg durch die vierte Dimension verdampfte.
Ich schrie nicht, ich sagte nichts, ich ließ mich treiben, denn ich konnte die Reise in keiner Weise beeinflussen. Dabei hoffte ich nur, daß die für uns unsichtbaren Koordinaten der Zeit richtig eingegeben worden waren und uns dorthin zurückbrachten, wo wir hergekommen waren. Dort, in der Gegenwart, konnte ich unter Umständen dafür sorgen, daß dieses Zeitloch ein für allemal geschlossen wurde.
Ob ich auch weiterhin den Homunkulus festhielt, bekam ich nicht einmal mit. Jegliche Gefühle um mich herum waren ausgeschaltet, die Leere einer Dimension hielt mich umfangen und transportierte mich trotzdem weiter oder zurück.
Mein Zeitgefühl war völlig verlorengegangen. Ob ich Minuten, Sekunden oder auch Stunden unterwegs gewesen war, konnte ich nicht feststellen. Ich merkte nur, daß einiges anders wurde. Ich spürte wieder festen Boden unter den Füßen und setzte automatisch ein Bein vor das andere, so daß ich aus dieser magischen Zone heraustaumelte und dann irgendwo gegenlief.
Mit dem Druck hatte ich nicht gerechnet. Er stoppte mich, ich drehte mich und griff ins Leere.
Schwankend stand ich, hatte die Augen weit geöffnet und sah um mich herum nur schnell fließende Schatten, die von links nach rechts oder von rechts nach links in mein Blickfeld gerieten.
Die Schatten beeinflußten mich. Ich glaubte abzuheben, aber sie gingen auch vorbei.
Mein Blick wurde klarer, und ich spürte einen stechenden Schmerz in der linken Hand.
Unwillkürlich schlenkerte ich sie, so daß der Gegenstand herausfiel und zu Boden prallte.
Es war das Menschlein.
Plötzlich sah ich es hüpfen, und ich sah auch die anderen, die die Reise ebenfalls überstanden hatten.
Sie erschienen aus dem Blutnebel!
Zuerst die beiden Leichen. Lautlos und auf dem Bauch liegend schwebten sie hervor. Ihre Arme hielten Petar Kopanek fest, als wollten sie ihn vor allen Gefahren schützen, die noch auf ihn zukommen konnten.
Und auch Wladimir Golenkow hatte die magische Zeitreise überstanden. Er taumelte aus dem Druidenstern, hielt die Arme halbhoch und schüttelte dabei den Kopf, als hätte er etwas erlebt oder gesehen, das er nicht begreifen könnte.
Wichtig war Homunkulus.
Ich sah ihn nicht mehr, aber ich hörte seinen krächzenden Schrei.
Am Ausgang war er aufgeklungen. Und er hatte sich verdammt triumphierend angehört.
Das konnte ins Auge gehen.
Ich zog die Beretta, wollte auf ihn zielen, da war er bereits verschwunden. Auch der Tscheche hatte dies festgestellt. Sein Schrei galt ihm. »Komm zurück!« brüllte er. »Komm…!« Er löste sich von seinen beiden Leichen, um dem Menschlein nachzueilen.
Dagegen hatte ich etwas.
Petar Kopanek rannte genau in meinen Faustschlag, der ihn nicht nur stoppte, sondern auch durchschüttelte. Ich hatte ihn angegriffen, und die beiden schwebenden Leichen wollten sich dafür rächen, denn sie nahmen Kurs auf mich.
Während Kopanek in die Knie brach, streckten sie bereits die Arme aus, und Wladimir warnte mich.
»John, gib acht!«
Ich gab acht, und ich brauchte keine Rücksicht mehr zu nehmen, denn nun konnte ich gegen die Leichen meinen Bumerang einsetzen. Leider sollte ich dazu nicht mehr kommen. Meine Hand hatte die silberne Banane kaum berührt, als wir unter der Decke das knirschende Geräusch vernahmen und schon erste Staubwolken in die Tiefe drangen.
»Das kracht hier ein!« schrie Golenkow.
Wenn er noch nie in seinem Leben die Wahrheit gesprochen hatte, diesmal stimmte es, denn das zweite Krachen klang schon wesentlich lauter, und unter der verdammten Decke bewegten sich auch die ersten Steine. Sie fielen herab.
Ich ließ die Leichen sein und wandte mich fluchtartig und geduckt laufend dem Ausgang zu. Um den Tschechen konnte ich mich auch nicht
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