0386 - Die Hölle war schon angeheizt
hob sich seine Stimme wieder. »Aber anrempeln darf mich heute noch keiner!«
»Ich hab’s gesehen, Mr. Dewey«, sagte ich anerkennend.
Aus der Menge, die sich in Sekunden zusammengefunden hatte, tauchte Les Nagel, der Reporter auf.
»Diesmal haben Sie Ihre Story«, sagte ich und deutete auf den ehemaligen Boxer.
»Danke, Agent Cotton«, meinte er. »Ich hab doch gewusst, dass ich nicht umsonst hinter Ihnen herfahre!« .
Während er mit seinen Fragen auf die Beteiligten losstürzte, schoben Phil und ich uns langsam aus dem Kreis der Umstehenden.
»Wo steht euer Wagen?«, fragte ich den Hageren. Er streckte die gefesselten Hände vor und deutete auf einen Chevrolet, der vielleicht vier Yards weiter vorn parkte. Ich holte ihm die Wagenschlüssel aus der Tasche und verfrachtete beide nach hinten in den Fond. Phil kutschierte mit dem Jaguar im Kielwasser. Die beiden machten betretene Gesichter und verhielten sich im Großen und Ganzen recht manierlich. Im Distriktgebäude übergaben wir sie erst einmal dem Erkennungsdienst.
»Mein Magen knurrt wie eine ganze Löwenherde«, sagte Phil, als wir im Office auf das Ergebnis warteten.
»Du wirst heute schon ein wenig auf deine Linie achten müssen«, erklärte ich. »Allenfalls kannst du einen Becher Kaffee und ein paar Sandwiches aus der Kantine kommen lassen. Ich will die beiden Gangster sofort in ein Vernehmungszimmer setzen.«
Das Telefon schrillte schon wieder. Mein Freund lauschte kurz in den Hörer, dann reichte er mir den Hörer herüber.
»Für dich!«, sagte er. »Eine Miss Glotter. Kenne ich die Kleine? Ist sie hübsch?«
Ich gab keine Antwort, denn nachdem ich mich gemeldet hatte, hörte ich die angenehme Stimme der Stewardess.
»Ich habe heute schon ein paar Mal versucht, Sie anzurufen, Agent Cotton. Wie geht es Ihrem Freund? Haben Sie ihn gefunden?«
»Dem geht’s gut. So gut, dass er Sie so bald wie möglich kennenlernen will.«
»Wollen Sie mich abgeben?«, fragte sie gespielt empört, »ich dachte, Sie wollten mich zur Ausstellung bringen.«
Ich beruhigte sie und sagte, dass ich sowieso alles getan hätte, um den verderblichen Einfluss meines Kollegen von ihr fernzuhalten. »Aber wenn Sie heute Abend nichts Besseres Vorhaben, hole ich Sie ab.«
»Ich freue mich schon darauf, Agent Cotton.«
»Okay. Bis heute Abend.«
Ich hängte auf.
»Wie heißt sie denn mit Vornamen?«, forschte Phil.
»Euphrosine!«, sagte ich ärgerlich, denn ich wusste es selbst nicht. Und dann störte das Telefon schon wieder.
»Wir bringen die beiden jetzt in den Vernehmungsraum«, sagte Bobby Salder vom Erkennungsdienst. »Es handelt sich um Dan Ries und Alfred Staine, genannt das Messer. Beide waren die Schläger-Asse in einem Rackett in Toronto, bis ihnen der Boden dort zu heiß wurde.«
»Okay«, sagte ich. »Vielen Dank, Bobby. Dann wollen wir mal versuchen, ihnen die Würmer aus der Nase zu ziehen. Wir sind gleich da!«
»Rackett-Spezialisten«, sagte ich zu Phil. »Genau die richtigen Leute, um jemanden unter Druck zu setzen.«
Auf dem Tisch im Vernehmungszimmer lagen eine automatische Luger-Pistole und ein langes Messer mit schmaler, dünner Klinge. Ich nahm das Messer und prüfte die Schneide. Das Blatt war scharf wie eine Rasierklinge und im Sägezahnmuster geschliffen. Ich hob es hoch und setzte es mit dem Heft auf die Tischplatte.
»Wem gehört dieses Mordinstrument?«, fragte ich. Der kleinere von beiden, Dan Ries, meldete sich.
»Du bist also Dan Ries«, stellte ich fest. »Wer ist euer Boss?«
»Wir bekamen zweihundert Bucks die Woche durch den Geldbriefträger«, sagte Alfred Staine fast freundlich. »Wir haben unsere Arbeit getan, ohne viel zu fragen.«
»Was wolltet ihr bei Manzini? Ich meine den Neffen. Oder ist euch der Name vielleicht nicht bekannt?«
»Doch«, sagte Ries. »Wir sollten den Jungen einschüchtern. Wir kamen nicht dazu. Wir machten uns dünn, als es an der Tür klingelte. Gefahrenzulage war in unserem Honorar nicht inbegriffen.«
»Habt ihr euch nicht zufällig auch an einem G-man vergriffen?« Ich deutete auf Phils Stirn, die immer noch ein Pflaster schmückte.
»Nein«, beteuerte Alfred Staine, aber er sagte es etwas zu schnell.
»Pech gehabt, mein Junge«, sagte ich. »An dem Fensterbrett waren Fingerabdrücke, und das Gewehr werden wir auch noch finden. Wo logiert ihr denn eigentlich?«
Sie verständigten sich kurz und spielten die großen Schweiger.
»Macht nichts«, meinte ich fröhlich. »Das ist nur eine
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