0386 - Die Hölle war schon angeheizt
der Tür stand einer unserer Kollegen. Er hatte mir noch vor zwei Minuten versichert, Manzini sei nicht weggegangen. Der Boy hingegen versicherte händeringend, Mr. Manzini sei schon am frühen Morgen weggegangen. Er bot uns an, in der Wohnung selbst nachzusehen. Fünf Minuten später hatte ich die Gewissheit, dass er uns nicht angelogen hatte. Eine Nachfrage beim Hausmeister erbrachte des Rätsels Lösung. Das Haus hatte einen direkten Zugang zu einer benachbarten Hochgarage und durch dieses Loch, das noch dazu einen Ausgang zur Parallelstraße hatte, entschlüpfte Giulio unbemerkt, wann immer er Lust dazu hatte. Wir postierten unseren Mann nunmehr direkt vor der Wohnungstür. Ich gab Befehl, Giulio Manzini unverzüglich ins Office zu schaffen, wenn er auftauchen sollte.
Sein Onkel zeigte sich ungewöhnlich besorgt, als wir ihn nach dem Verbleib seines Neffen fragten.
»Ich würde Ihnen ja so gern helfen, Agent Cotton«, versicherte er. Seine Hände nahmen ein Glas von der Theke, aber er tat es nur, um seine Nervosität zu verbergen. »Nein, ich kann Ihnen nicht helfen!«
»Können Sie’s nicht, weil sie wirklich nichts wissen, oder können Sie’s nicht, weil Sie Angst vor irgendwelchen Drohungen haben?«, fragte ich.
Er ließ sich Zeit mit der Antwort und stellte das Glas wieder auf die Theke zurück.
»Ich weiß nichts«, sagte er dann leise.
»Wenn Sie oder Ihr Neffe im Schauhaus liegen, ist es zu spät, Mr. Manzini. Und noch etwas können Sie sich an Ihren fünf Fingern ausrechnen: Sie und Ihr Neffe sind im höchsten Maße verdächtig, big über die Ellbogen in dieser Sache mit drinzustecken!«
»Warum nehmen Sie mich dann nicht fest?«, fragte er erregt.
»Was nicht ist, kann noch werden«, erwiderte ich mürrisch und winkte Phil.
»Von dieser Stunde an wird auch der alte Manzini überwacht«, verkündete ich, immer noch erzürnt.
»Der Chef wird nicht gerade erbaut sein, wenn du den halben Mannschaftsbestand des FBI-Distrikt New York für Beschattungsaufgaben einteilst«, ließ sich mein Freund vernehmen. »Schließlich ist der Mordfall Turk nicht der einzige Fall, mit dem sich das FBI beschäftigen muss. Du setzt unseren Ruf aufs Spiel, wenn du jedem dritten Einwohner New Yorks einen Schatten an die Schuhsohlen klebst!«
»Ruf oder nicht«, knurrte ich. »Ich will mir nicht länger Vorkommen wie ein Tanzbär, den man mit einem Ring in der Nase herumführt.«
»Moment mal«, flüsterte Phil. »Dreh dich nicht um. Hinter uns kommen zwei Burschen. Wenn mich nicht alles täuscht, sind es die gleichen, die damals bei Giulio Manzini aufkreuzten!«
Wir gingen unseren Weg weiter, aber nach zwei Yards traten wir in eine Lücke zwischen zwei parkenden Fahrzeugen und taten, als hätten wir die Absicht, die Straße zu überqueren. Doch unser Täuschungsmanöver ging daneben. Ich sah es im spiegelnden Heckfenster eines Ford Impala. Es sah aus, als übten Rekruten auf einem Kasernenhof die ersten Marschschritte. Wie auf Kommando drehten sie sich um und stampften in der Gegenrichtung davon. Da gab es auch für uns kein Halten mehr. Einer von den beiden drehte sich um, sah uns spurten und rief seinem Kumpanen eine Warnung zu. Sie wetzten los, als sei der Leibhaftige hinter ihnen her.
Der schnellere von beiden, ein langer Bursche mit kurz geschorenem Haar, rannte gegen einen Passanten. Der wusste zwar nicht, welches Stück hier aufgeführt wurde, aber er fühlte sich durch den heftigen Anprall zu Recht in die Lage versetzt, eine Entschuldigung zu fordern. Er packte den Gangster am Ärmel und erwartete eine Erklärung. Sie erfolgte in Gestalt eines Faustschlags, doch der Mann duckte blitzschnell ab, riss die Fäuste hoch und schickte einen linken Haken nach, der den Gangster auf dem Bürgersteig schlafen legte.
Ich war schon an den beiden vorbei und riss den anderen an der Schulter herum. Im Nu hatte ich ein paar Handschellen aus der Tasche genommen und sie dem Ausreißer angelegt. Dann gingen wir zurück zu der Stelle, wo sein hagerer Freund eben von Phil am Kragen hochgezogen wurde, »Das haben Sie prächtig gemacht«, sagte ich zu dem Mann, der seine Linke erfolgreich eingesetzt hatte. »Sie boxen wie einer, der was davon versteht!«
»Das will ich meinen«, sagte er stolz. »Jack Dewey ist mein Name, und die Zeitungen behaupteten mal, ich hätte Dynamit in den Fäusten!« Er zeigte seine Pranken her, und ich bewanderte sie mit gebührendem Respekt.
»Das war einmal«, sagte er fast verträumt, aber dann
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