0388 - Der Dämonensarg
mußte Nägel mit Köpfen machen.
Bevor sich Terry Morgan versah, hatte Suko sie schon über seine linke Schulter gewuchtet, rannte über die winzige Lichtung und warf sich mit seiner Beute in den Wald.
Es wurde verdammt schwer für ihn, denn er erreichte ein Gelände, wo mehr Nadelbäume wuchsen.
Fichten und Tannen können zu sehr hinderlichen und auch elastischen Hindernissen werden. Das spürte Suko schon in den folgenden Sekunden, als er die biegsamen Zweige zurückdrückte und diese wieder vorpeitschten, so daß sie ihm gegen den Körper schlugen und durch das Gesicht schrammten.
Er kämpfte sich weiter.
Verbissen arbeitete er sich voran. Schweiß rann über sein Gesicht.
Daß die Schläge seine Haut malträtierten, kümmerte ihn nicht. Er wollte nur Distanz gewinnen und diesen dichten Wald hinter sich lassen. Das schaffte er auch, denn seine Sicht wurde besser, die Bäume wuchsen nicht mehr so hoch, und er sah vor sich eine kleine Anhöhe, die nur mit Buschwerk bewachsen war, das bereits lange Schatten warf, weil sich die Sonne zurückgezogen hatte und der Dämmerung Platz schaffen mußte.
Der Inspektor stolperte mehr, als er ging. Und irgendwann ließ er sich einmal fallen.
Zwei Körper verschwanden im hohen Gras. Suko blieb einfach liegen. Er war naßgeschwitzt, fühlte sich ausgelaugt und durchweicht. Er brauchte einfach eine Pause.
Die Erde war noch warm von der Sonne. Es hätte alles wunderbar sein können, wenn nicht die lebensbedrohende Gefahr in Form schwarzer Wolken herbeigeschwebt wäre.
Und sie kamen!
Suko hörte sie nicht. Er sah nur, daß der Himmel über ihm für einen Moment düsterer wurde, sprang wieder hoch, war schon kampfbereit und hielt sich zurück, denn beide Wolken griffen nicht an. Dafür hatten sie sich verändert, als sie über ihm standen.
Gesichter waren in ihnen erschienen!
Ein bleiches, wie das eines Zombies, der aus dem Grab zurückgekehrt war. Das andere besaß nur ein Auge. Es leuchtete in mehreren Farben, die ineinanderliefen und ein Wirrwarr aus mehreren Farben bildeten. Beide Gesichter starrten auf den Inspektor herab. Und beide begannen zur gleichen Zeit zu sprechen.
»Wir werden später mit dir abrechnen. Zuerst ist der andere an der Reihe. Er hat Tri-Arion getötet und befindet sich auf dem Weg zum Ziel. Wenn er den roten Felsen erreicht, wird er sterben, das schwören wir dir und ihm. Wir kommen zurück. Du kannst versuchen, dich zu verstecken, es wird dir nichts nützen. Wir finden dich überall. Hörst du? Überall…«
Ja, Suko hatte sie genau verstanden. Nur dachte er nicht im Traum daran, den Vorschlägen nachzukommen. Er würde sich nicht verstecken, sondern das Gegenteil von dem tun.
Der rote Felsen!
Sie hatten ihm bewußt oder unbewußt genau die Information gegeben, die er brauchte. Wo der Felsen genau lag, wußte er nicht, möglicherweise konnte ihm Terry Morgan helfen.
Der Chinese überzeugte sich davon, daß die beiden Wolken auch tatsächlich verschwanden, und er wandte sich erst dann an Terry, die auf dem Boden lag, ihn mit gläsern wirkenden Augen anblickte, so daß Suko das Gefühl hatte, sie würde ihn überhaupt nicht wahrnehmen.
Er konnte sich gut in die Psyche der Frau hineinversetzen, aber er durfte jetzt keine Rücksicht kennen. Ihr Zustand war schlimm, daran gab es nichts zu rütteln. Noch schlimmer aber wäre es gewesen, wenn sie jetzt nichts taten.
»Terry!«
Auch Sukos scharfer Ruf ließ die Frau kalt. Sie reagierte nicht einmal, der Blick blieb glasig, und sie rührte nicht den kleinsten Finger.
»Verdammt, Terry, kommen Sie zu sich!« Er kniete sich hin, faßte sie an beide Schultern und schüttelte sie durch. Nicht eben eine feine Methode, dafür aber wirksam.
Terry schaute ihn an. Noch immer geistesabwesend, aber sie hatte ihn wenigstens bemerkt. Er faßte sie unter und stellte sie auf die Füße. Von allein wollte sie nicht stehenbleiben, bis Suko sie noch einmal durchschüttelte und einen kleinen Erfolg erzielte.
»Laß mich!« hauchte sie.
»Nein!« herrschte der Inspektor sie an. »Ich lasse dich nicht, Mädchen. Ich will, daß du mir hilfst, verstanden?«
»Die Wolke, sie… sie kommt!«
»Sie ist weg!«
Suko mußte den Satz dreimal wiederholen, bevor die Frau endlich begriff. »Weg?« flüsterte sie. »Und wir leben noch?«
»Ja, und das will ich auch noch eine ganze Weile!«
»Ohne Ed!«
Sie wollte wieder anfangen zu weinen. Suko konnte sie jetzt nicht ihren Gefühlen überlassen. Zu wichtig waren die
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