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0389 - Der Ghoul und seine Geishas

0389 - Der Ghoul und seine Geishas

Titel: 0389 - Der Ghoul und seine Geishas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geöffnet hatte.
    »Ja, ja…«
    Die Stimme Hito Tawashis klang krächzend. Seine Antwort fiel in das Öffnen der Tür hinein.
    Der Sekretär wollte mich anmelden. Ich fuhr ihm in die Parade.
    »Lassen Sie mal. Mit Ihrem Chef rede ich allein.«
    Der hatte meine Worte gehört, stand auf und krächzte mir entgegen: »Ein besonders höflicher Polizist scheinen Sie mir nicht zu sein, Mr. Sinclair.«
    »Vielleicht«, erwiderte ich und dachte dabei an Shao. »Ich mag es aber auch nicht, wenn Menschen mit einem Wagen entführt werden, der Ihnen gehört, Mr. Tawashi.«
    »Nehmen Sie zunächst einmal Platz«, sagte der Japaner und wies auf einen niedrigen Sitzhocker. Wahrscheinlich wollte er ablenken.
    Ich tat ihm den Gefallen und mußte die Beine kreuzen, als ich mich setzte.
    Das Büro war nicht typisch japanisch eingerichtet. Es zeigte vielmehr die nüchterne Sachlichkeit eines amerikanischen Geschäftsraumes. Die silberfarbenen Metallbeine der Sessel standen im schroffen Kontrast zu dem dunkelgrauen Teppichboden.
    In einen der Sessel durfte ich mich hineinsetzen, während der Japaner mir gegenüber seinen Platz einnahm. Hito Tawashi trug eine blaue Jacke. Der Stoff schimmerte seidig. Die Hose besaß messerscharfe Bügelfalten, an denen man sich fast schon schneiden konnte.
    Sein Gesicht erinnerte mich an eine Zitrone, die noch nicht ganz ausgequetscht war. Die Falten hatten sich verteilt. In der unteren Gesichtshälfte waren sie stärker vertreten als in der oberen. Aus diesem Grunde lag auch ein säuerlicher Ausdruck auf den Lippen des Japaners. Die Augen verschwanden fast völlig in den Schlitzen, und er wirkte so, als wollte er jeden Augenblick anfangen zu weinen.
    Weinerlich war er nicht, wie er in den folgenden Sekunden bewies. »Es ist in meinem Lande nicht üblich, sofort zur Sache zu kommen, aber wenn Sie schon mit der Tür ins Haus gefallen sind, Mr. Sinclair, erklären Sie mir doch, was die Bemerkung bedeuten soll, die meinen Wagen betraf. Sie verstehen schon.«
    »Sicherlich. Ich will meine Worte auch gern wiederholen, Mr. Tawashi. In Ihrem Wagen wurde eine Chinesin namens Shao entführt.«
    Er nickte, schaute mich dabei an und fragte plötzlich. »In welchem meiner Wagen. Ich besitze mehrere.«
    »Es war der Cadillac.«
    »Ach der.«
    Ich freute mich. »Sie bestätigen also, daß dieser Wagen Ihnen gehört, Mr. Tawashi?«
    »Gehörte!«
    »Wieso?«
    »Nun, wie das Schicksal so spielt. Er wurde mir gestohlen. Vor zwei Tagen, wenn ich mich recht erinnere. Ich habe mir natürlich meine Gedanken darüber gemacht und bin zu dem Schluß gekommen, daß es Auto-Fans gewesen sein müssen, die den Wagen stahlen. Meinen Sie nicht auch, Mr. Sinclair?«
    »Es waren Verbrecher.«
    »Das höre ich jetzt von Ihnen.«
    »Haben Sie den Diebstahl gemeldet?«
    Der Japaner lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Nein, das habe ich nicht.«
    »Weshalb nicht? Fast jeder meldet sich bei der Polizei, wenn sein Wagen gestohlen wurde. Sie machen wohl da die berühmte Ausnahme. Gab es einen Grund?«
    Der Japaner hob die Schultern. »Ich bin nicht so an meinen Autos interessiert. Wissen Sie, mein Großvater fuhr noch mit einer Rikscha über Tokios Straßen. Ich habe mich der Zeit angepaßt und mir Wagen gekauft, die bequem sind, wissen Sie.«
    »Der Zeit angepaßt?« Ich wiederholte den Satz. »Daran kann ich nicht so recht glauben, wenn ich sehe, daß Sie eine Geisha-Schule betreiben. Ist das nicht Schnee von gestern?«
    »Geishas?« Er begann zu lachen. »Ich sehe, Mr. Sinclair, Sie liegen nicht im Trend.«
    »Dann klären Sie mich auf.«
    »Gern. Wie Sie sicherlich wissen, ist es bei manchen Leuten Mode geworden, sich mit fremdländischen, orientalischen Dingen zu beschäftigen. Dazu zähle ich auch den Bauchtanz. Hat er nicht eine Erneuerung erlebt? Wie viele Frauen es sind, die diesem neuen Hobby frönen, ist kaum abzusehen.«
    »Klar, sehe ich ein. Was aber hat der Bauchtanz mit den Geishas zu tun?«
    »Alles und nichts. Beim Bauchtanz oder bei den Geisha-Schulen ist es ähnlich. Auch unsere Tradition erlebt eine Erneuerung. Viele Menschen interessieren sich plötzlich für die alten Werte der Geishas, und es sind nicht allein Japanerinnen, die ich ausbilde. Die ersten Weißen oder Europäerinnen versuchen bereits, diese Kunst zu erlernen.«
    »Ja, Mr. Tawashi, ich weiß es. Die entführte Shao ist auch keine Japanerin, sondern Chinesin.«
    Der Mann legte seine Stirn in Falten. »Ich habe diesen Namen aus Ihrem Munde schon einige

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