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039 - Der schwarze Abt

039 - Der schwarze Abt

Titel: 039 - Der schwarze Abt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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...«
    Päng!
    Eine Kugel zischte an Puttlers Gesicht vorbei und schlug ganz am Rande in den Stamm ein, so daß die Rinde absplitterte. Über einem etwa zweihundert Meter entfernten Rhododendrongebüsch schwebte ein blaues Wölkchen.
    »Hinlegen!« schrie Dick heiser und zog das Mädchen zu Boden. Nicht eine Sekunde zu früh ...
    Päng!
    Die zweite Kugel schlug tiefer ein. Ein Stückchen Rinde flog gegen Leslies Ohr.
    Jetzt rannte Mr. Puttler, einen großkalibrigen Browning aus der Gesäßtasche reißend, gebückt auf das Gebüsch zu.
    Ein dritter Schuß dröhnte. Der vorwärtsstürmende Mann fiel vornüber aufs Gesicht und blieb liegen.
    Dick rannte auf den regungslosen Körper zu und drehte ihn auf den Rücken. Die Augenlider zuckten krampfartig, aber abgesehen von Schürfungen im Gesicht, die vom Aufprall am Boden stammten, konnte er keine Verwundung sehen. Doch dann entdeckte er, daß die Sohle des rechten Schuhs abgerissen und die Socke blutgetränkt war. Als er hinter sich ein Kleid rauschen hörte, fuhr er herum.
    »Stellen Sie sich augenblicklich hinter den nächsten Baum!« schrie er.
    Diesmal gehorchte Leslie nicht. Sie war bleich, zeigte aber keine Furcht, als sie neben dem Bewußtlosen niederkniete und seinen Kragen zu lösen begann.
    »Gottlob, er ist nur ohnmächtig«, murmelte Dick. »Zuerst dachte ich, er wäre erledigt.«
    Langsam versuchte er, den Schuh abzustreifen, und obwohl er größte Vorsicht walten ließ, mußte der Verwundete heftige Schmerzen spüren, denn er zuckte zusammen und öffnete die Augen.
    »Hallo! Was ist geschehen, Mr. Alford? Hat der Bursche mich getroffen?«
    »Sie haben Glück gehabt - eine Fleischwunde an der Ferse. Warten Sie, nur einen Augenblick!«
    Puttler tastete nach der ihm beim Sturz entfallenen Pistole, während Alford ohne weitere Erklärungen zum Rhododendronbusch lief. Angsterfüllt blickte ihm Leslie nach, jeden Moment eines vierten Schusses gewärtig.
    Ein paar Minuten später kam er mit einem Fund zurück.
    »Der Kerl gebrauchte eine Lee-Enfield, das übliche Armeemodell. Hier sind die Hülsen. Natürlich ist er entwischt, das Unterholz zieht sich hier vom Westflügel bis zum Hügel hinauf. Wir gehen jetzt besser ins Haus und versuchen, etwas für Ihre Wunde zu tun, Puttler.«
    Auf halbem Wege kam ihnen Harry entgegen.
    »Wer veranstaltete diese Knallerei?« zürnte er. »Dick, du weißt genau, daß eine Meile im Umkreis nicht geschossen werden soll. Meine Nerven ertragen es nicht, und du könntest wohl etwas Rücksicht darauf nehmen!«
    Leslie öffnete schon die Lippen, um den Sachverhalt wahrheitsgemäß zu berichten. Da traf sie Dicks Blick, und geistesgegenwärtig murmelte sie eine Ausrede von einem wilden Tier, das ihr angst gemacht habe.
    »Ich allein bin schuld daran, Harry«, beteuerte sie.
    »Gut, gut, das ist was anderes - nur ...« Ohne zu Ende zu sprechen, drehte sich Harry unvermittelt um und ging davon. Daß die beiden den Sergeanten stützend untergefaßt hielten, war ihm völlig entgangen.
    »Fast hätte ich eine Dummheit begangen«, meinte Leslie zerknirscht. »Die Wahrheit hätte ihn zu Tode erschreckt. -Aber wer könnte die Schüsse abgegeben haben, Dick? Ein unglückseliger Zufall?«
    »Zufall? Ausgeschlossen!« entschied Puttler. »Mr. Alford, werden Sie den Vorfall der Ortspolizei melden?«
    Dick überlegte ein Weilchen.
    »Nein. Ich glaube, es unterbleibt besser. Finden Sie nicht?«
    Zu Leslies Überraschung teilte der Mann von Scotland Yard diese Meinung.
    Sie brachten Puttler ins Haus, Leslie streckte ihm die Hand zum Abschied hin und wandte sich dann an Dick.
    »Ich habe Arthur versprochen, früh zurückzukommen«, entschuldigte sie sich. »Sie brauchen mich nicht zu begleiten, Dick, ich fürchte mich nicht!«
    »Ich auch nicht!« Er lächelte etwas gezwungen, ließ sich aber nicht davon abbringen, sie nach Hause zu fahren.
    Als er vom Willow-Haus zurückkam, hatte Puttler schon einen kleinen Verband auf die Wunde gelegt, und Dick suchte ihm ein Paar große, bequeme Hausschuhe heraus.
    »Ganz geringfügige Schramme!« versicherte Puttler. »Natürlich hätte es auch anders ausgehen können. Jedenfalls bin ich froh, daß die Kugel mich und nicht die Person, für die sie bestimmt, war, getroffen hat.«
    »Für wen war sie bestimmt?«
    Ohne Zögern kam die Antwort:
    »Für Miss Gine. Ich dachte, Sie wüßten es.«
    Dick Alford erwiderte nichts, aber er zweifelte nicht, daß Puttler recht hatte.

21
    Fabrian Gilder, gewesener

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