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039 - Der schwarze Abt

039 - Der schwarze Abt

Titel: 039 - Der schwarze Abt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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wäre passender. Weiß Ihr Herr, daß Ihr richtiger Name Sleisser lautet und daß Sie eine Gefängnisstrafe hinter sich haben?«
    »Nein.«
    Als Thomas sich, Mordlust in den Augen, verzogen hatte, suchte Mr. Puttler Dick Alford auf.
    »Ist das Zimmer wirklich für mich bestimmt? Mein Leben lang wollte ich einmal in einem Himmelbett schlafen! Ja - doch nun, Mr. Alford, was kann ich für Sie tun?«
    »Zuerst muß ich Sie mit meinem Bruder bekannt machen. Er ist ein sehr nervöser Mensch, und aus diesem Grund habe ich Sie als Buchprüfer angekündigt, der die verzweigte Buchhaltung der ganzen Besitzungen in Ordnung bringen soll.«
    Mr. Puttler hatte dagegen nichts einzuwenden, und so wurde er in der großen Bibliothek dem Grafen von Chelford vorgestellt, der, an mancherlei Gäste seines Bruders gewöhnt, keinen Anstoß an der affenartigen Erscheinung Puttlers zu nehmen schien.
    »Mr. Puttler wird sechs Wochen hierbleiben«, eröffnete ihm Dick. »Du mußt dich nicht wundern, wenn er seine Nase überall hineinsteckt. Es ist wichtig, daß er sich von allem ein genaues Bild machen kann.«
    »Er soll den Schwarzen Abt unter die Lupe nehmen«, meinte Harry gezwungen scherzhaft. »Überhaupt würden wir eher einen tüchtigen Polizisten brauchen!«
    Nach der Begrüßung in der Bibliothek führte Dick Alford den Gast ins eigene Arbeitszimmer.
    »Rauchen Sie?«
    Mr. Puttler kramte in seiner Tasche nach einer schwarzen Stummelpfeife.
    »Sie ist nicht aristokratisch, aber es ist mir lieber als Zigarren oder Zigaretten.«
    »Mir auch«, versicherte Dick.
    Nachdem er etwa zehn Minuten, von gelegentlichen Zwischenfragen Puttlers unterbrochen, dieses und jenes berichtet hatte, kam durch den Korridor Thomas geschlichen und preßte sein Auge ans Schlüsselloch. Er konnte gerade noch das eine Sofaende und den Oberkörper des Gastes erspähen. Nun legte er das Ohr ans Schlüsselloch, und obwohl die beiden drinnen gedämpft sprachen, hörte er Mr. Alfords Stimme sagen: ›Mein Bruder hat keine Feinde, was ich von mir nicht behaupten kann.‹ Dann schnappte der Lauscher noch die Worte ›Arthur Gine‹ und ›Schatz‹ auf, ohne den Zusammenhang verstehen zu können. Thomas hielt es jetzt für ratsam, sich erst durch einen kleinen Rundgang zu vergewissern, ob die Luft rein war, um nicht Gefahr zu laufen, auf seinem Lauscherposten überrascht zu werden. Als er zurückkam, war es wiederum Dick Alford, der des längeren irgend etwas erklärte, von dem Thomas zu seinem Verdruß nichts aufschnappen konnte. Nur einmal glaubte er seinen Namen zu unterscheiden - oder ...
    Fort! Von weitem hörte er die gemessenen Schritte des alten Butlers. Thomas flitzte davon.

19
    Der Lunch verlief ziemlich still. Lord Alford hatte die häßliche Gewohnheit angenommen, zu den Mahlzeiten ein Buch mitzubringen, in das er sich auch jetzt ohne Rücksicht auf den Gast vertiefte.
    Doch Mr. Puttler schien wider diese Unhöflichkeit zu bemerken noch den entfalteten Pomp - drei Diener in Livree servierten unter dem dirigierenden Auge des majestätischen Butlers. Unberührt davon erzählte er eine Reihe lustiger Geschichten, die er mit völlig ernstem Gesicht vortrug.
    Einmal unterbrach Dick Alford die Lektüre seines Bruders.
    »Leslie telefonierte, daß sie zum Tee komme.«
    Harry blickte auf, und seine Züge umwölkten sich.
    »Ach, das ist zu dumm, ich wollte den ganzen Nachmittag dem Pater Hiekler widmen. Er schrieb ein interessantes Werk über die Zeit, die er, unter Elisabeths Regierung, in der Abtei zubrachte. Unsere Abtei gehörte zu den wenigen, die sowohl Heinrich der Achte als auch Elisabeth unbehelligt ließen, wahrscheinlich deshalb, weil die schwarzen Mönche von Chelfordbury Gegner der Jesuiten waren.«
    »Es genügt ja«, entgegnete Dick, »wenn du wenigstens den Tee in unserer Gesellschaft trinkst. Leslie wird nichts dagegen haben, wenn du dich nachher wieder mit deinem Pater Hiekler beschäftigst, der übrigens, dem Namen nach, ein Deutscher gewesen zu sein scheint.«
    »Ja, er war ein Deutscher, den seltsame Motive zu uns führten.«
    »Wissen Sie«, warf Mr. Puttler ein, »daß Robinson Crusoe auch ein Deutscher war?«
    Dick Alford hielt die Bemerkung des Sergeanten für einen lahmen Witz, während Lord Alford sie ernsthaft aufgriff.
    »Ich bin mit Robinson Crusoe nicht sehr vertraut, möchte aber behaupten, daß solche Charaktere typisch englisch sind.«
    »Trotzdem handelt es sich um einen Deutschen«, beharrte Puttler. »Gleich auf der ersten Seite

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