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039 - Der schwarze Abt

039 - Der schwarze Abt

Titel: 039 - Der schwarze Abt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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in der Eile den Schlüssel vergessen hatte. Das Mädchen, das auf sein Klingeln öffnete, überreichte ihm die inzwischen eingetroffene zweite Post. Kein Brief von Leslie.
    »Mr. Arthur Gine wartet in der Bibliothek auf Sie, Sir!«
    Er zuckte sichtlich zusammen bei dieser Meldung.
    »Mr. Gine -? Wann kam er?«
    »Vor zehn Minuten.«
    Hatte sie ihren Bruder von dem Vorschlag verständigt und ihn statt eines Briefes hierhergeschickt? Wie dem auch sein mochte, man mußte der Situation ins Auge sehen.
    In der Bibliothek fand er Arthur Gine, der es sich, ein Buch in der Hand und eine Zigarette rauchend, in einem Sessel bequem gemacht hatte.
    »Ah, guten Morgen, Gilder!«
    Seine Stimme klang fröhlich, fast liebenswürdig. Gilder fiel ein Stein vom Herzen. Nein, das war ein friedlicher Abgesandter, der sicher mit dem Auftrag kam, die nötigen Arrangements zu treffen.
    »Machen wir am besten einen Strich unter die Vergangenheit«, begann Arthur jovial. »Wir beide haben die Nerven verloren, und was in der Aufregung gesagt oder getan wird, soll man nicht abwägen. - Stört es Sie, wenn ich rauche?«
    »Nicht im geringsten.«
    »Soviel ich weiß, erwarten Sie einen Brief von meiner Schwester. Nun, ich befürchte, daß Sie ihn nicht bekommen.«
    Gilder gab es einen Stich. »Warum nicht?«
    Arthur stellte das Buch an seinen Platz zurück.
    »Freund Thomas betrieb gestern abend Einbruch en gros. Mir stahl er zum Beispiel einen historischen Dolch, eine silberne Teekanne und etliche andere Kleinigkeiten. Sogar am Briefkasten hat er sich versucht und dabei das Schloß verdorben.«
    »Ah, und da konnte der Kasten nicht geleert werden?«
    »Richtig.« Arthur Gine strich sorgsam die Asche ab. »Wie ich gehört habe, wollen Sie mir in meinem Pech beispringen?«
    »Allerdings. Ich will Ihnen die Schwierigkeiten aus dem Wege räumen.«
    »Ja, sehen Sie, Gilder, mir ist eingefallen, daß Sie mir einen Beweis für die Aufrichtigkeit Ihrer Gefühle geben könnten.«
    »Das verstehe ich nicht!«
    »Glauben Sie nicht, daß es taktvoller wäre, wenn Sie mir das Geld leihen würden? Sie können mir das mit ein paar Zeilen bestätigen. Obschon Sie meine Schwester zu heiraten beabsichtigen, liegt mir unbedingt daran, daß dieses Geld nicht etwa als Morgengabe oder gar als Preis verstanden wird, sondern eben als Darlehen an mich! Warum schauen Sie mich so an?« Er lachte auf. »Mir paßt es nicht, wenn die Welt sagt: ›Leslie Gine ist für fünfzigtausend Pfund verkauft worden!‹ Ich möchte es schwarz auf weiß haben, daß dem nicht so ist.«
    »Wenn das alles ist! Ich werde gleich ein Briefchen aufsetzen. Ist es Ihnen unangenehm, wenn ich Sie darin mit ›Lieber Arthur‹ anrede?«
    »Im Gegenteil.«
    »Man muß den Schein herzlicher Beziehungen wahren«, führte Gilder aus, während seine Feder über das Papier flog. »Außerdem hege ich auch gar keine bösen Gefühle gegen Sie, Gine - Sie sind mir recht nützlich gewesen.«
    »Verdammt nützlich!« bekräftigte der Anwalt.
    Er nahm den Brief in Empfang, las ihn genau durch und steckte ihn ein. »Schönen Dank, Gilder! Sobald der Kasten geleert wird, werden Sie von Leslie hören - sofern sich die Vermutung, daß Thomas aus Wut über sein Mißlingen ein paar brennende Zündhölzer hineinwarf, nicht bewahrheitet. Die Neugier trieb mich nämlich, ein bißchen am Schlitz zu schnuppern, und mir scheint, der Argwohn der Polizei ist begründet.« Er erhob sich und unterdrückte ein Gähnen. »Wir machten da draußen eine aufregende Nacht durch, wie Sie wohl schon aus den Zeitungen erfahren haben. Unglücklicherweise war Leslie Augenzeuge, als man den Ermordeten auffand, und Sie können sich denken, in welchem Zustand sie sich jetzt befindet. Gönnen Sie ihr ein oder zwei Tage, bis sich ihre Nerven einigermaßen beruhigt haben.«
    Ein Taxi brachte Arthur Gine in die City, ein anderes zu seinem Junggesellenquartier. Hier rasierte er sein Schnurrbärtchen ab, vertauschte seinen eleganten Anzug mit einem einfachen, dunkelblauen, verunstaltete sich durch eine große Hornbrille und setzte sich, sein Spiegelbild mit einer gewissen Befriedigung musternd, an den Schreibtisch, um ein paar Zeilen an seine Schwester zu schreiben.
    Ein drittes Taxi führte ihn zum Flugplatz hinaus.
    »In Ordnung, Mr. Steele!« Der Kontrollbeamte gab den Paß zurück. »Ihr Flugzeug steht bereit.«
    Wenig später entschwebte die Maschine ins Blaue, wurde rasch zu einem immer kleineren Fleck am weiten Himmel.
    Zuerst Frankreich,

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