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039 - Flucht in die Todeszone

039 - Flucht in die Todeszone

Titel: 039 - Flucht in die Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Sie musterte die Umgebung mit großen Augen.
    Orville gaffte auf seinen Plan. Dann schüttelte er den Kopf. »Der Krater ist hier nicht eingezeichnet.«
    »Das Nebelreich«, sagte Aruula leise. Matt fiel ein, dass sie dieses Wort schon am gestrigen Abend ausgesprochen hatte. Dann griff sie sich an den Kopf, als fiele ihr etwas ein. »Ich habe… Ich war schon mal hier…«
    »Du warst schon mal hier?« Orville reckte den Hals. »Wann denn?«
    »Meine Gefährtin hat das Zweite Gesicht«, sagte Matt, um keinen Argwohn zu erregen.
    »Manchmal sieht sie Dinge voraus…«
    »Wie gestern Abend?«, fragte Orville. »Als sie im Schlaf gesprochen hat?«
    »Ja.« Matt hatte keine Lust, näher auf das besondere Talent seiner Gefährtin einzugehen.
    Er wusste, dass viele Menschen sich vor übersinnlichen Dingen fürchteten. Vielleicht duldete Gott Kukumotz keine anderen Propheten neben sich. Er wollte nicht das Risiko eingehen, dass Orville deswegen Theater machte.
    Laara betrachtete Aruula nachdenklich von der Seite. »Was hast du gesehen?«, fragte sie.
    »Kennst du die Gefahren, die hier lauern?«
    Orville lachte nervös. »Von dem Ungeheuer im Sumpf hat sie jedenfalls nichts gewusst.«
    Aruula schüttelte den Kopf. »Es sind nur Eindrücke«, sagte sie. »Ich weiß, dass man Eindringlingen hier nicht wohlgesonnen ist…«
    »Dass auf dieser Sumpfinsel Gefahren lauern, dürfte nach dem Angriff des Kraken wohl allen klar sein. Dazu braucht man keine hellseherischen Fähigkeiten.« Laara erweckte den Eindruck, als wolle sie Aruulas Fähigkeiten herunterspielen. Doch Aruula reagierte nicht darauf. Sie war in die Knie gegangen und suchte den Boden nach Fußspuren ab. Matt sah, dass sich auf ihrer Stirn eine Falte bildete. Schließlich stand sie auf. »Die Spuren sind hier zu zahlreich. Die der Entführer verlieren sich darin.«
    Nun war guter Rat teuer.
    Plötzlich knackte es im Unterholz. Alle warfen sich zu Boden und spähten mit angehaltenem Atem um sich. Das Geräusch wiederholte sich. Es klang wie ein verhaltenes Tappen.
    Ein Tier? Matt nahm den Driller zur Hand und robbte in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. Das Laub am Boden war feucht, deshalb knisterte es nicht. Als er den Kopf über einen Erdhügel hob, sah er eine bronzehäutige Frau im hellen Lederkleid. Sie stand vor einem Riesenpilz und schnitt mit einem langen Messer die Spitze eines Auswuchses ab. Gleich darauf quoll eine sämige Flüssigkeit aus dem Gewächs hervor. Die Frau hielt einen Metalleimer darunter, bis er gefüllt war.
    Matt schauderte, als sie eine Art Stopfen in das abgeschnittene Ende schob, den Eimer an die Lippen hob und einen Schluck der Flüssigkeit trank. Anschließend stieß sie einen Laut aus, der von Wohlbehagen kündete, und verschwand schnell zwischen den Büschen.
    »Droht uns Gefahr?«
    Matt drehte den Kopf. Aruula lag neben ihm auf dem Bauch und spähte dorthin, wo gerade noch die Frau gewesen war.
    »Ich glaube nicht. Sei trotzdem leise.« Er stand auf und schlich geduckt den Hügel hinab. Aruula folgte ihm lautlos wie eine Katze. Matt ging vor dem Pilz in die Knie und musterte fasziniert den mit einem hölzernen Stopfen versehenen Auswuchs. Die Frau hatte den Pilz angezapft. Allem Anschein nach war die Flüssigkeit nahrhaft. Es gab also eine Möglichkeit, sich auch ohne Jagd in dieser lebensfeindlichen Umgebung zu ernähren. Matt fühlte sich verlockt, den Stopfen herauszuziehen, um die Flüssigkeit zu kosten.
    Als er sich gerade dazu durchgerungen hatte, stieß Aruula, die um dem Pilz herum gegangen war, einen überraschten Ruf aus. »Meerdu!« Matt zuckte hoch. »Aruula?«
    Ihre Antwort kam sofort, klang aber eigenartig dumpf. »Eja bevivo.« Und dann, auf Englisch: »Ich bin hier.«
    Matt eilte um den Pilz herum, doch er sah sie nicht. Plötzlich griff aus dem Inneren des Gewächses ein nackter Arm zu ihm heraus und packte seine Schulter. »Hier…«
    Matt machte große Augen. In der Wand des Pilzes war ein mannshoher Schlitz, und aus diesem lugte das Gesicht seiner Gefährtin hervor. Der Pilz war hohl!
    »Komm rein«, sagte Aruula. »Hier ist es schön warm.«
    ***
    Die Sonne sank, die Kälte kehrte zurück. Sie verbrachten die Nacht im Inneren zweier Pilze, die ihnen genügend Platz boten. Die Höhle, die Matt zusammen mit Aruula bezogen hatte, war so warm, dass er einen Stock in den Einstiegsschlitz klemmen musste, damit kühle Luft zu ihnen herein kam. Innen war der Pilz rosarot, und auf dem Untergrund schlief man

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