039 - Vor der Tür stand Frankenstein
aufspüren.
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Während des Fluges mit dem Hubschrauber sprach Larry Brent mit dem Piloten
kaum ein Wort. Er studierte aufmerksam den Lageplan, der auf seinem Sitz
gelegen hatte. Über Funk stand er seit einer Viertelstunde mit der Zentrale in
Montcornet in Verbindung. Der Hubschrauber war zu diesem Zeitpunkt noch knapp
fünfzig Kilometer von Montcornet entfernt. Von der Zentrale aus versuchte man
eine Schaltung, um Kommissar Lucell direkt mit dem PSA-Agenten in Verbindung zu
bringen.
Larry erfuhr alles über den Einsatz, und Maurice Lucell teilte ihm seine
Vermutungen und Befürchtungen mit. Der Kommissar ahnte nicht, wie die Dinge
wirklich lagen. Larry, durch das Gespräch mit der Chinesin mit den wahren
Zusammenhängen vertraut, hielt es für an der Zeit, ihn aufzuklären.
Der Amerikaner konnte sich das Gesicht des Kommissars vorstellen, als er
erfuhr, dass die Menschen, gegen die er kämpfte, Opfer eines Pilzes geworden
waren, der auf der Erde eingeschleppt wurde. Aus Hinweisen der Agentin wusste
Larry, dass das bemannte chinesische Schiff bei seiner Rückkehr die Ausläufer
eines Kometenschweifs gestreift hatte. In den Gasen und Staubpartikeln, die in
dem flammenden Schweif des Kometen mitgetragen wurden, schienen sich die
verkapselten Pilzkulturen befunden zu haben.
»Alain Fermand hat es geahnt«, kam es aus dem Funkgerät. »Als er die
Kulturen untersuchte, wurde ihm klar, dass es etwas Derartiges nicht auf der
Erde gibt.«
X-RAY-3 wollte genau über die Einsätze informiert sein.
»Wir verfolgen Jean Dumont. Sein Wagen fährt etwa hundert Meter vor uns. Er
nähert sich dem altem Autofriedhof, der eigentlich inzwischen mehr zu einem
riesigen Schuttabladeplatz für die Umgebung geworden ist. Und eben habe ich
erfahren, dass meine Leute, Frankenstein Nummer eins auf den Fersen sind.«
Das war der chinesische Pilot, der bisher seinen Häschern immer wieder
geschickt entkam, und den nicht einmal der Verlust eines Armes geschwächt zu
haben schien.
»Er bewegt sich in gleicher Richtung wie Jean Dumont. Auch südlich. Es
sieht so aus, als hätten sie beide ihr Versteck auf dem Autofriedhof. Das würde
erklären, weshalb wir die ganze Zeit so erfolglos geblieben sind.«
Ein Schuss fiel.
Aus der Ferne vernahm Larry quietschende Reifen, dann einen lauten Knall.
Kommissar Lucell hatte auf den Wagen, in dem Dumont saß, geschossen. »Wir
sind direkt vor dem Autofriedhof, Monsieur Brent. Dumont steigt aus dem Wagen.
Ich habe seinen linken Hinterreifen zerschossen, ehe er direkt auf das
unübersichtliche Gelände fahren konnte ...«
Dann ein Kratzen, Lucells leiser Aufschrei.
Stille.
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Wie aus dem Boden gewachsen standen sie plötzlich neben ihm. Maurice Lucell
und Alain Fermand wichen zurück. Der Kommissar kam nicht mehr dazu, noch einen
Warnruf auszustoßen, geschweige denn seine Pistole abzudrücken. Damit hätte er
sein eigenes Todesurteil gesprochen. Die drei Chinesen hielten die
Maschinengewehre im Anschlag. Sie standen wie Statuen neben dem
krautüberwachsenen Chassis eines rostigen Lkw.
Einer von ihnen schlug dem Kommissar das Funkgerät aus der Hand und stieß
ihn mit brutaler Hand zurück an den Wagen. Ein Vierter kümmerte sich um Jean
Dumont. Ein dumpfes »Plopp« fiel in die Stille. Erschrocken sah Maurice Lucell,
wie Dumont getroffen wurde. Doch nicht von einem Bleimantelgeschoss, sondern
einer fingerdicken Kapsel, die nadelspitz zulief und genau in seinem Oberarm
stecken blieb.
Dumont schrie auf, drehte sich wütend um die eigene Achse und versuchte, im
Gewirr der übereinandergestapelten Kanister und rostzerfressenen
Autokarosserien zu entkommen. Da traf ihn die zweite Betäubungskapsel aus dem
dicken Lauf des merkwürdigen Gewehres. Er schwankte. In letzter Verzweiflung
stürzte er sich nach vorn und wollte seinen Widersacher, der ihm diese
Schmerzen zufügte, packen. Doch auf halbem Weg begann das hochkonzentrierte
Betäubungsmittel zu wirken. Dumont stürzte zu Boden. Der Untergrund erzitterte,
als sein schwerer Körper aufschlug.
Der Chinese mit der Maschinenpistole grinste. »Wir haben Sie doch gewarnt,
Lucell! Haben Sie das vergessen? Das ist schade für Sie und Ihren Begleiter.
Dieser Mann hier ...«, mit einem kurzen Seitenblick gab er zu verstehen, dass
er Dumont meinte, »... mag zwar ein Franzose sein, aber er ist nicht mehr
Eigentum Ihres Staates, um es einmal so auszudrücken. Auch den Piloten, den Sie
so lange jagten, werden Sie nun bald los. Wir nehmen
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