0391 - Susans Knochenmann
erfolgten Druck auf den Lichtschalter. Anscheinend war die Reaktion bis jetzt von schwacher Magie unterdrückt worden.
»Was, zum Teufel, ist passiert?« rief Nicole von der Straße her.
Gryf sah, daß Zamorra die Augen öffnete.
»Jemand hat deinem Partner eine magische Kopfnuß gegeben«, rief Gryf zurück. »Aber er lebt noch. Du brauchst also die Auszahlung seiner Lebensversicherung noch nicht zu beantragen.«
»Du bist ein dummer Hund, Gryf«, gab Nicole ärgerlich zurück.
Der Druide grinste. Er half Zamorra, in die Wirklichkeit zurückzufinden. »Hast du erkennen können, was dich fertigmachte?« fragte er dann.
Zamorra schüttelte den Kopf. Er erhob sich. Er verspürte keinerlei Nachwirkungen. »Es war eine Warnung«, murmelte er. »Aber ich konnte ihn nicht fassen, diesen Warner.«
Er sah in den erleuchteten Hausflur.
»Versuchen wir es noch einmal. Aber diesmal abgeschirmt.« Fragend sah er Gryf an.
Der Druide schüttelte den Kopf. »Ich weiß mich selbst zu schützen«, sagte er.
Zamorra löste durch einen Gedankenbefehl den grün leuchtenden Schutzschirm diesmal bewußt aus. Er hätte Gryf mit darin einschließen können, aber der Druide hatte abgelehnt.
Zamorra trat wieder in das Haus. Er erwartete einen neuerlichen Angriff.
Aber nichts geschah…
***
An einem anderen Ort zuckte Susan Boyd zusammen. Plötzlich war es wieder da, das Gefühl. Aber es war diesmal anders als vorher.
Sie fühlte eine Bedrohung.
Aber seltsamerweise schien sie nicht ihr selbst zu gelten. Ihr wurde schwindlig zumute. Für ein paar Sekunden glaubte sie, mit den Gedanken eines anderen Menschen zu denken. Aber sie konnte die Bahnen nicht nachvollziehen, in denen sich diese fremden Gedanken bewegten.
Werde ich wahnsinnig? fragte sie sich. Ist es so, wenn man den Verstand verliert? Vielleicht sind es ja alles nur Zwangsvorstellungen, denen ich unterliege - keine Wirklichkeit, sondern nur Einbildung, die sich immer mehr verselbständigt und mich bezwingt…?
Aber dann schüttelte sie den Kopf. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß jemand an sich selbst beobachten kann, wie er dem Wahn verfällt. Ihr Verstand mußte in Ordnung sein, wenn sie noch in der Lage war, sich auf diese Weise selbst zu analysieren.
Die Bedrohung durch das geisterhafte Wesen war also real, und sie war selbst jetzt noch vorhanden, da sie sich fernab ihres Hauses befand! Das erschreckte sie. Es half also nichts, sich fern zu halten - der Spukgeist erreichte sie auch hier, wenn er wollte!
Gab es denn keine Sicherheit, keine Ruhe vor dieser unsichtbaren Kreatur aus dem Jenseits?
Wenn doch dieser Professor schon hier wäre, dachte sie.
»Was ist mit dir los?« fragte Mark Cramer besorgt. »Mit dir stimmt doch etwas nicht?«
Sie hatten das kleine Restaurant erst vor ein paar Minuten betreten und an einem der Tische Platz genommen. Es war noch niemand gekommen, um die Bestellung aufzunehmen. Nur die Speisekarten lagen da.
»Mit mir ist nichts«, wich Susan aus.
»Du kannst mir nichts vormachen«, erwiderte er. »Du hast ein Problem. Willst du es mir nicht erzählen?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Wenn es um meine Vermieterin und meine finanzielle Lage geht…«, holte er aus, aber sie unterbrach ihn, indem sie ihre Hand auf seine legte und ihn fest ansah.
»Mark, es ist nichts. Glaube mir.«
»Nein. Ich glaube es dir nicht. Vielleicht sollten wir zu dir fahren. Du brauchst etwas Ruhe. Du mußt dich entspannen.«
»Gerade deshalb sind wir hier«, sagte sie. »Wir…«
Wieder war das seltsame Gefühl da. Sie wußte plötzlich, daß in ihrem Haus etwas geschah. Die Unruhe in ihr wurde plötzlich übergroß. So groß, daß sie aufsprang.
Sie mußte wissen, was los war.
Auch Mark erhob sich, verblüfft.
»Du hast recht«, stieß sie spontan hervor. »Fahren wir zu mir. Komm.«
»Und das Essen hier…?«
»Wir haben doch noch nicht bestellt.« Sie griff nach seiner Hand und zog ihn einfach hinter sich her nach draußen. Die gerade näherkommende Bedienung schüttelte nur verwundert den Kopf. Manche Leute waren schon seltsam!
Als sie hinter dem Lenkrad saß und den Motor startete, fragte Susan sich, was in sie gefahren war. Wie kam sie dazu, plötzlich nach Hause zu wollen? Sie hatte doch gerade vermeiden wollen, im unmittelbaren Einflußbereich des Spuks zu sein. Daß er sie auch hier in der Stadt erreichte, spielte dabei keine Rolle! Außerdem - sie hatte doch Mark, den ungläubigen Realisten, nicht in die Sache hinein ziehen wollen!
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