0391 - Susans Knochenmann
spüren. Jetzt denkt Cramer übrigens wieder. Der Einfluß ist fort.«
Zamorra nickte. Er tastete nach seinem Amulett. Es glühte nicht mehr. Es war in dem Moment wieder kühl geworden, als Cramer zusammenbrach. Da war der fremde Einfluß von ihm gewichen.
»Unser Poltergeist besitzt wahrlich phänomenale Eigenschaften«, sagte Zamorra. »Daß er Menschen zu Puppen machen kann, ist untypisch.«
Der Poltergeist, mit dem er es in seinem Château benachbarten Dorf zu tun gehabt hatte, fiel ihm ein. Der war teilweise auch untypisch gewesen und aus dem starren Schema ausgebrochen, das die Parapsychologie erarbeitet hatte.
»Was ist passiert?« wandte Zamorra sich an Susan Boyd.
»Mark wurde plötzlich so starr. Er sah etwas«, sagte sie. »Ich schaute in die Richtung, in die er sah. Der Vorhang bewegte sich, am geschlossenen Fenster. Da wußte ich, daß der Spuk wieder da war. Aber diesmal war es anders«, sagte sie bedrückt. »Und da sprang Mark auf und raste hierher. Ich wollte ihn festhalten, aber es ging nicht.«
Zamorra nickte.
Nicht nur Cramer war gesteuert worden, begriff er plötzlich. Der Spuk hatte auch Einfluß auf Zamorra selbst genommen und verhindert, daß er sich vernünftig zur Wehr setzen konnte.
Das Amulett hatte ihn nicht geschützt…
Zamorra vermutete, daß es sich nicht für eine Aktion hatte entscheiden können. Vielleicht hatte es trotz der »Fernsteuerung« im Vordergrund dm Menschen gespürt. Und gegen einen Menschen richtete es unter normalen Umständen keine Aktionen.
»Sie sehen schrecklich aus, Professor«, sagte Susan. »Ich habe nie gewußt, daß Mark so fürchterlich Zuschlägen kann. Kommen Sie ins Bad, ich verarzte Sie ein wenig. Sie bluten ja!«
Nicole lächelte Zamorra zu. »Sie wird dich schon nicht umbringen«, sagte sie.
»Wir sollten sehen, daß wir die Aktion zum Ende bringen, ehe noch mehr passiert«, sagte Gryf. »Wir verlieren nur unnötig Zeit. Oder hast du vergessen, daß du deinem Busenfreund Assi auch noch helfen mußt?«
Zamorra winkte ab. »Versuche, Cramer wieder aktiv zu bekommen«, bat er und folgte Susan die Treppe hinauf zum Badezimmer. An Sid Amos hatte er in der letzten halben Stunde wahrhaftig nicht mehr gedacht.
Gryf hatte recht. Sie durften keine Zeit verlieren. Je früher sie fertig wurden, um so eher konnten sie sich um Amos kümmern. Mehr noch: um so eher konnte Susan Boyd wieder erleichtert aufatmen - und zusammen mit Mark Cramer dieses unglaubliche Erlebnis einfach verdrängen…
Aber um das zu erreichen, durften sie nicht nur reagieren. Sie mußten agieren. Sie mußten den Spuk in eine Falle locken, ihn zu einer Auseinandersetzung zwingen, die nicht nach seinen Spielregeln ablief, sondern nach denen der Dämonenjäger.
»Setzen Sie sich dahin«, verlangte Susan und deutete auf einen Hocker. »Ich werde erst einmal eine schmerzlindernde Salbe auftragen und Ihnen ein Pflaster auf die Blutung kleben…«
»Lassen Sie’s ruhig bluten. Das hört gleich von allein auf«, sagte Zamorra. Gegen die schmerzlindernde Salbe hatte er allerdings nichts einzuwenden.
Er schloß die Augen.
Susan tupfte ihm die Salbe ins Gesicht, auf die schmerzenden Trefferstellen, und er zuckte unter der Berührung zusammen. Sie begann die Salbe sanft zu verreiben. Plötzlich wurde der Druck stärker.
Als Zamorra die Augen wieder öffnete, sah er das Skelett vor sich.
***
Gryf fühlte, wie es in ihm alarmierend aufgrellte. Er konnte das Fremde wieder spüren. Eine Welle der Bösartigkeit überflutete das Haus. Der Druide stöhnte auf.
Er begriff nicht, wie es möglich war, daß sich der Geist immer so vollständig zurückziehen und dann doch blitzschnell so gezielt zuschlagen konnte. Wen erwischt es diesmal? fragte Gryf sich.
Es mußte in der oberen Etage sein. Dort, wo Zamorra und Susan waren.
Gryf sprang sofort. Nicole hatte noch nicht ganz begriffen, was vor sich ging; sie mußte den Ansturm böser magischer Ausstrahlung erst einmal verarbeiten. Da löste der Druide sich bereits unmittelbar vor ihren Augen auf und verschwand.
Ein langgezogener Schrei hallte durch das Haus. Nicole sah eine flirrende Leuchterscheinung, die Gryfs Umrissen entsprach. Dann war der Druide wieder da, allerdings nicht an der gleichen Stelle, von der er losgesprungen war.
Er war totenblaß und taumelte.
Nicole stützte ihn. Sie half ihm, in einen der Sessel zu sinken, ohne vorher zu stürzen. »Was ist passiert?« fragte sie erschrocken.
»Daneben«, ächzte Gryf. »Zu kurz
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