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0391 - Susans Knochenmann

0391 - Susans Knochenmann

Titel: 0391 - Susans Knochenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gesprungen. Weiß der Teufel, wieso. Irgend etwas hat mir die Kraft abgesaugt. Mitten in der Aktion. Ich kam nicht oben bei Zamorra an, den ich angepeilt hatte, sondern mitten in einer Wand - und halb in der Zwischendecke! Das hätte mich umgebracht. Ich mußte mich wieder losreißen, noch bevor ich wieder stofflich wurde! Meine Güte, strengt so etwas an!«
    Nicole nagte an ihrer Unterlippe. Gryf hatte recht. Wo sich bereits etwas befand, konnte nichts mehr hinzukommen. Wenn er in Wand und Decke gesprungen war, hätte das ihn aufgelöst, wenn er nicht so schnell reagiert hätte. Oder er wäre mit Stein und Beton verschmolzen. Nicole wußte von einer Erzählung Merlins her, daß die schwächere atomare Struktur sich der stärkeren anpaßte - Gryf wäre versteinert.
    Kraft abgesaugt, hatte er gesagt. »War es wie drüben in Florida mit diesem Ungeheuer aus dem Fluch des Asmodis?« fragte sie.
    Gryf schüttelte den Kopf. »Nein. Du weißt doch, daß dieses Biest eher als Magnet gewirkt hat. Es zog Teri und mich beim zeitlosen Sprung aus der Richtung und in seine Klauen, und es war für Druiden-Kräfte unangreifbar, weil es sie in sich aufnahm beim Prozeß des Tötens. Aber das hier - war ganz anders«, murmelte er.
    »Ich glaubte, da etwas gesehen zu haben… aber es ist zu verwaschen, zu fern von mir. Je mehr ich darüber nachgrübele, was es gewesen sein könnte, desto weiter verschwindet es in der Ferne…«
    Nicole sah ihn an. Plötzlich schlug sie sich mit der flachen Hand vor die Stirn.
    »Sag mal - sind wir zwei eigentlich noch ganz normal? Da spüre ich die böse Aura, da springst du zu Zamorra oder versuchst es, und doch bestimmt nicht grundlos! Er muß in Gefahr sein, und während er Hilfe braucht, stehen wir seelenruhig hier herum und unterhalten uns! Komm, schnell!«
    Sie rannte zur Wohnzimmertür. Als sie die Klinke in der Hand hielt, blieb sie abrupt stehen.
    »Verflixt! Es ist weg!«
    »Schon, seit ich hier wieder zurückkehrte«, sagte Gryf. Er stemmte sich langsam aus dem Sessel hoch.
    Nicole nagte an ihrer Unterlippe. Dann öffnete sie die Tür mit einem heftigen Ruck.
    »Egal«, sagte sie. »Ich muß wissen, was da oben passiert ist.«
    Sie stürmte die Treppe hinauf, um Zamorra helfen zu können.
    ***
    Im gleichen Moment, in dem Zamorra das Sklett sah, glühte das Amulett. Es baute den grün flirrenden Schutz gegen dämonische Kräfte auf. Aber es war bereits zu spät. Die fremde Magie hatte sich in Zamorras Gesicht festgesetzt und wirkte unter der Abschirmung weiter. Seine Haut brannte wie Feuer.
    Das Skelett vor ihm zuckte zurück. Seine rechte Knochenhand stand in Flammen. Grünlich flackernde Flammenzungen. Das Skelett taumelte. Es verblaßte jäh. Zamorra schloß abermals die Augen. Das Brennen in seinem Gesicht schien auch sein Sehvermögen angreifen zu wollen. Mit beiden Händen faßte er zu, wollte den Schmerz lindern.
    Er faßte in eine weiche, faulige Masse!
    Bestialischer Verwesungsgestank stieg ihm in die Nase.
    »Professor«, hörte er wie aus weiter Ferne Susan Boyd stammeln. »Was ist mit Ihnen? Was - was machen Sie da?«
    Er brauchte es ihr nicht zu erklären. Sie sah es doch mit eigenen Augen. Er versuchte die faulige Masse aus seinem Gesicht zu entfernen. Er zerrte daran und stellte fest, daß sie sich widerstandslos lösen ließ. Er taumelte vor das Waschbecken, sah in den Spiegel. Mühelos löste sich das Fleisch vom Schädelknochen. Er konnte es spielend mit leichten Berührungen abstreifen. Der nackte Knochen blieb zurück, die Zähne bleckten. Mit der Haut und dem Fleisch des Gesichtes entfernte er auch die Augen. Trotzdem konnte er aus den tiefen schwarzen Höhlen sehen.
    Das Grauen sprang ihn an wie ein wildes Tier.
    Immer noch war das Brennen in seinem Gesicht und zwang ihn, am blanken Knochen zu kratzen. Warum gab der nicht endlich nach, löste sich auf?
    Ich verliere den Verstand, durchfuhr es Zamorra. Das alles kann es doch gar nicht geben! Es ist unmöglich! Ich kann mir doch nicht selbst so mühelos mit den bloßen Händen das Fleisch vom Knochen schälen! Und wieso kann ich noch sehen?
    Das grüne Leuchten des Amuletts verlosch.
    Übergangslos starrte Zamorra im Spiegel in sein Gesicht. Es war unversehrt, wenn man mal von den blauen Flecken und der aufgeplatzten Unterlippe absah.
    Vorsichtig, ganz vorsichtig berührte der Parapsychologe mit den Fingerkuppen die Haut. Er spürte die Salbe, die Susan aufzutragen und zu verreiben begonnen hatte. Und er spürte darunter

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