Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0391 - Susans Knochenmann

0391 - Susans Knochenmann

Titel: 0391 - Susans Knochenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
jemandem zu üben, der dir überlegen ist.«
    »Ich begreife nicht, wovon du redest«, stieß Amos hervor. Er versuchte, vor dem tödlichen Stab zurückzuweichen, konnte es aber nicht, weil die magische Fesselung ihm keinen Bewegungsspielraum ließ. »Wer bist du? Rede! Und welche Rolle spielst du?«
    Astardis grinste.
    »Es gibt welche, die halten sich damit auf, ihrem Gegner stundenlang zu erzählen, was sie warum tun«, sagte er. »In der Zwischenzeit kommen dessen Helfer und töten den Erzähler. Ich gehöre nicht zu diesen Dummköpfen. Ich lasse dich dumm sterben.«
    Er holte noch einmal schwungvoll mit dem Stab aus, der bereits dicht vor Amos’ Gesicht gezittert hatte, und schlug zu.
    »Fahre hinab in den Abyssos, Verräter«, schrie er dabei.
    ***
    Susan wich vor dem Skelett zurück. Fassungslos starrte sie es an. Ich muß aufhören, zu schreien, dachte etwas in ihr. Aufhören! Nicht hysterisch werden… es gibt dafür eine Erklärung…
    Aber welche?
    Wie kommt das Skelett hierher? fragte sie sich. In diesen verschlossenen Geheimkeller, in mein Haus. In MEIN Haus!
    Sie zwang sich dazu, das Skelett anzusehen. Ein seltsames Leuchten ging von ihm aus. Susan fragte sich, ob das normal war. Fäulnisbakterien vielleicht, die Helligkeit absondern, ähnlich wie die Glühwürmchen in warmen Sommernächten? Oder war es eine übernatürliche Erscheinung?
    Nach allem, was sie in den letzten Tagen erlebt hatte, war das fast anzunehmen!
    Das Skelett war nicht völlig blank. Faulige Gewebereste hingen noch an den Knochen. Seltsamerweise gaben sie keinen Verwesungsgestank von sich. Oder nahm Susan den gar nicht mehr wahr, weil sie sich daran gewöhnt hatte?
    Sie bezweifelte, daß sie sich an eine solche Ausdünstung würde gewöhnen können.
    Das Skelett war teilweise bekleidet. Hemd, Hose, Schuhe, mürbe und halb zerfallen. Jede Berührung konnte den Stoff oder das Leder auflösen und zu Staub werden lassen, so alt sahen die Sachen aus. Das wunderte Susan ein wenig. Eigentlich hätte die Kleidung weit weniger Zerfall zeigen dürfen als die Gestalt, die darin steckte und die dem Schnitt der Kleidung nach männlichen Geschlechts gewesen sein mußte. Hier paßte etwas nicht zusammen.
    Wie so vieles…
    Eine Holzleiter lehnte an der steinernen Kellerwand. Und an dieser schrägstehenden Leiter, wie daran festgebunden, lehnte das Skelett.
    Vorsichtig näherte Susan sich dem Gerippe wieder. Sie überwand ihren Ekel. Vielleicht ließ sich herausfinden, wer dieser Mann einmal gewesen war initialen, in den Hemdkragen eingenäht, Monogramm auf der Gürtelschnalle…?
    Nichts davon.
    Susan fragte sich, wie man diesen Knochenmann hier herein gebracht halte. Es gab eigentlich nur eine logische Möglichkeit. Er war tot oder lebendig hier herein gebracht worden, und dann hatte man die Tür einfach zugemauert, so daß es kein Entkommen und keinen Zutritt mehr gab.
    Das erklärte dann allerdings immer noch nicht, wie sie selbst hier hereingekommen war. Und ob es ihr gelingen würde, wieder zu entfliehen. Sie hoffte, daß der Parapsychologe ihr helfen konnte. Wer in der Lage war, innerhalb weniger Augenblicke von Florida nach England zu reisen, der fand auch einen Weg in einen verschlossenen Raum! Zamorra mußte nur erfahren, wo sie sich befand…
    Daß hinter ihr ein düsteres Glühen entstand, sah sie nicht.
    Aber der Knochenmann stieß sich plötzlich mit einem Ruck von der morschen Leiter ab und packte mit beiden Händen nach Susans Armen!
    Sie schrie.
    ***
    Als Sid Amos den Ju-Ju-Stab sah, wußte er, daß es aus war. Der andere wollte seinen Tod. Mochte Luzifer wissen, woher er den Stab hatte, der lange Zeit als verschollen gegolten hatte. Aber jetzt war er wieder da, lag in der Hand eines Menschen, der Amos damit töten wollte.
    Der Stab war keine Imitation. Amos spürte die verderbenbringende Kraft, die in dem unscheinbaren Schnitzwerk pulsierte. Schon einmal hatte er vor langer Zeit davor kapitulieren müssen, als Professor Zamorra den Stab schwang.
    Damals hatte Asmodis sich dem Zwang gebeugt. Jetzt gab es keine Forderung, der er nachgeben konnte, um sich zu retten. Denn die Forderung lautete auf seinen Tod. Und das wollte er nicht.
    Nur für die Dauer weniger Herzschläge dachte er daran, den Gegner darüber aufzuklären, welchen Fehler er beging, wenn er Amos jetzt tötete. Amos war Merlins Stellvertreter oder gar Nachfolger. Das Amt des Wächters würde verwaisen, da es keinen weiteren Nachfolger gab. Viele Weltordnungen würden

Weitere Kostenlose Bücher