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0391 - Susans Knochenmann

0391 - Susans Knochenmann

Titel: 0391 - Susans Knochenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zusammenbrechen, das Chaos ausbrechen, die Entropie sich erhöhen… es durfte nicht sein. Noch nicht!
    Aber es hätte so geklungen, als bettele Amos um sein Leben. Als suchte er verzweifelt nach einer Ausrede, um dem Tod noch einmal zu entgehen. Das aber ließ sein Stolz nicht zu. Ein Sid Amos, der einstmals gewaltige Macht besessen hatte und jetzt eine nicht weniger gewaltige Verantwortung trug, bettelte nicht. Nicht einmal in dieser Situation.
    Es mußte einen anderen Weg geben.
    Er wollte nicht von diesem Niemand abgeschlachtet werden wie ein Stück Vieh, nicht von diesem Menschen, dessen Namen er nicht einmal kannte, dessen Gesicht er nie zuvor gesehen hatte. Wenn jemand Sid Amos tötete, dann sollte es ein würdiger Gegner sein.
    Wie aber ließ sich dieser austricksen?
    Schon einmal war es mißlungen. Der andere konnte sich einfach auflösen, wenn er angegriffen wurde! Wie sollte einem solchen Gegner beizukommen sein?
    Der holte jetzt zum endgültigen Todeshieb aus. »Fahre hinab in den Abyssos, Verräter!« schrie er dabei.
    In diesem Moment handelte Sid Amos auf die einzige Weise, die ihm möglich war.
    Er setzte seine Hand abermals ein.
    Es war eine Verzweiflungstat, zu der er sich lieber nicht hätte zwingen lassen. Aber es ging nicht anders. Nur so konnte er seinen Untergang noch einmal aufhalten. Es war fraglich, ob der andere eine weitere, ähnlich starke Waffe besaß.
    Amos griff den Gegner nicht selbst an.
    Er schleuderte seine Hand einen Gedanken weit und ließ sie den herabzuckenden Ju-Ju-Stab umklammern. Die Hand war keine dämonische Substanz, sie wurde daher nicht von dem Stab vernichtet. Der Zauber des Amun-Re beruhte auf einer anderen Grundlage. Deshalb konnte Amos die Hand ja auch immer noch einsetzen, obgleich ihm jede eigene magische Kraft abgesaugt wurde.
    Die Hand kehrte an den Armstumpf zurück, hielt den Ju-Ju-Stab umklammert. Aber nur für Bruchteile einer Sekunde. Schon spürte Amos brennenden Schmerz, der wie flüssiges Feuer durch seine Adern rann. Im gleichen Moment, als der unmittelbare Kontakt hergestellt war, begann der Ju-Ju-Stab zu töten!
    Immer noch hielt der andere ihn fest. Er war irritiert, daß der zuschlagende Stab aus seiner Schlagrichtung gezerrt worden war, an Amos’ Seite fuhr und dort keine Gelegenheit hatte, den Ex-Teufel richtig zu berühren. Noch irritierter aber war er, daß er sehen mußte, wie Amos’ Hand diesen Stab fest umklammerte, der ihn eigentlich durch die Berührung bereits töten mußte.
    Und Amos lebte immer noch…
    Und immer noch…
    Und da schleuderte Amos die Hand abermals von sich. Einen weiteren Gedanken weit, einen Gedanken, den er lieber nie ausformuliert hätte.
    Die Hand verschwand.
    Er hatte sie über seine Sichtweite hinaus versetzt, irgendwohin, nur fort von dieser Stelle. Und sie riß den fest umklammerten Ju-Ju-Stab mit sich.
    Der Fremde wollte den Stab nicht loslassen.
    Er wurde durch die Wucht der Magie zerrissen und löste sich auf.
    ***
    »Da ist sie!« stieß Gryf hervor. »Ich kann sie spüren! Sie lebt hinter der Mauer!«
    Aber in der Mauer gab es immer noch keine Öffnung. Nur ein düsteres Leuchten, das jetzt vom Boden ausging und sich zu einer Säule verdichtete, in deren Mitte das Amulett lag.
    Zamorra riß den Dhyarfa-Kristall aus der Tasche. Er drückte ihn Gryf in die Hand. »Halte mir die Tür offen«, sagte er. »Ich gehe hindurch!«
    »Du meinst…«
    »Ja. Das ist der Durchgang. Während ich in der Wand gesucht habe, ist er im Boden…«
    Der Schrei Susan Boyds war verstummt. Zamorra trat in das Leuchten hinein. Gleichzeitig bückte er sich nach dem Amulett und wollte es aufheben, aber bevor er es berühren konnte, wurde er bereits in einen anderen Raum katapultiert. Er spürte sofort die böse schwarzmagische Aura, die in diesem Raum schwebte und ihn vollständig durchdrang. Der Polterspukgeist war hier!
    Zamorra sah sich um. Da war das Glühen der matten Lichtsäule, da lag das Amulett… diese Lichtsäule schien diesseits und jenseits der Wand gleichzeitig zu existieren! Zamorra war überrascht. Eine solche Art von Raumkrümmung hatte er noch nicht erlebt. Die Weltendimension wurde in diesem Punkt dermaßen verzerrt, daß sie eigentlich hätte zusammenbrechen müssen. Es war kein Tor in eine andere Dimension, sondern nur die Umgehung einer wenn auch kurzen Entfernung. Die Lichtsäule und auch das in ihr befindliche Amulett befanden sich an zwei Orten zugleich und waren doch eins.
    Aber das war ein Phänomen, von

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