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0393 - Staatsfeind nur für eine Nacht

0393 - Staatsfeind nur für eine Nacht

Titel: 0393 - Staatsfeind nur für eine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Staatsfeind nur für eine Nacht
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musste etwa meine Größe haben und trabte auf leisen Sohlen hinter mir her.
    Wir erreichten den Wagen.
    »Los, schieb die Tür auf und steig ein«, kommandierte die Stimme hinter mir. Ich reckte mich, ohne die Tasche loszulassen, schob die Tür auf und setzte meinen Fuß auf das Trittbrett.
    Im Wagen herrschte eine ägyptische Finsternis.
    Ich blieb am Rand stehen und rechnete meine Chancen aus, die ich unter diesen Umständen hatte.
    War der Wagen leer, oder warteten die Komplizen des Erpressers auf mich?
    Der Gangster bohrte mir den Lauf der Pistole in die Rippen, schob mich an die gegenüberliegende Tür und trat wieder zurück.
    »Du kommst von Garney?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Hast du das Geld in der Aktentasche?«, fragte er weiter.
    »Was denkst du, warum ich sonst hier mit dieser schweren Aktentasche spazieren gehe?«, antwortete ich.
    Der Gangster schwieg einige Sekunden. Ich drehte mich vorsichtig um, sah aber nur die Umrisse des Burschen, der immer noch unschlüssig in der offenen Wagentür stand.
    »Willst du die Bucks nicht haben?«, fragte ich, denn ich war das Versteckspiel leid.
    »Nur Geduld, und beweg dich nicht vom Fleck, Bursche«, knurrte er hinter mir. »Die Bucks habe ich jetzt, wenn du mich nicht reingelegt hast. Aber wie werde ich dich wieder los?«
    »Ich trolle mich nach Hause. Damit ist meine Mission beendet, und du kannst meinetwegen auf diesem Pier hocken.«
    »Damit ihr mich wie eine Ratte ins Wasser treiben könnt?«, sagte er höhnisch. »No, da mache ich nicht mit. Ich werde mir einen Weg überlegen, der uns beiden gefällt.«
    Der Bursche arbeitete auf Sicherheit. Er kam auch nicht näher an mich heran, um sich die Tasche abzuholen.
    »Außerdem muss ich mich erst überzeugen, dass das Geld tatsächlich im Koffer steckt«, sagte er leise.
    »Du kannst ja nachzählen, wenn du Angst hast, betrogen zu werden«, sagte ich, »wird allerdings ‘ne Weile dauern.«
    Der Gangster schwieg. Ich starrte gegen die dunkle Holzwand des Waggons.
    »Stell die Tasche auf den Boden und mach fünf Schritte nach rechts, immer mit dem Gesicht zur Wand!«, befahl er dann.
    Ich zögerte einige Sekunden. Hinter mir legte der Kerl den Sicherungsflügel der Pistole herum.
    »He, bist du plötzlich taub?«, knurrte der Gangster, »fünf Schritte nach rechts.«
    Ich kam der Aufforderung nach und wartete auf eine günstige Gelegenheit.
    Der Gangster wartete ab, bis ich in der Dunkelheit die fünf Schritte nach rechts gemacht hatte.
    Dann zückte er eine Stablampe, knipste sie an und richtete den Schein genau auf meinen Hinterkopf. Meine Umrisse malten sich auf der löchrigen Holzwand ab.
    »Reck deine Pfoten in die Höhe«, knurrte der Bursche und klebte seine Stablampe an einen Eisenträger. Die Lampe musste einen Haftmagneten besitzen.
    Jetzt trat der Bursche selbst in den Lichtstrahl. Sein Profil erschien riesenhaft und verzerrt auf der Wand. Trotzdem erkannte ich eine bestimmte Ähnlichkeit mit dem Gesicht, das Phil mir geschildert hatte.
    »He, verstehst du nicht, was ich sage?«, knurrte der Gangster, »reck deine Pfoten in die Höhe.«
    Im Zeitlupentempo hob ich meine Hände. Der Schatten des Gangster wurde auf der Wand von Minute zu Minute kleiner. Das war ein Zeichen, dass der Bursche sich lautlos auf mich zubewegte.
    Als er auf gleicher Höhe neben mir stand, wirbelte ich herum und holte mit der rechten Faust aus. Ehe mein Schlag landete, krachte der Revolverlauf auf meinen Schädel. Meine Knie wurden butterweich…Ganz langsam ging ich zu Boden, obwohl ich nicht die Besinnung verlor.
    Der Gangster griff schnell nach der Tasche. Ich wälzte mich auf den Rücken, meine Hand fuhr in den Jackenausschnitt. Ich zauberte die 38er Smith & Wesson blitzschnell heraus.
    »Stopp, Boy, keinen Schritt weiter, oder ich schieße!«, rief ich.
    Der Gangster ließ die Tasche fallen, wirbelte herum und starrte mich einen Herzschlag lang verblüfft an. Dann wich er zwei Schritte zurück und schlug die Taschenlampe zu Boden. Ich durfte nicht schießen, wenn ich nicht sicher war, ihn nur geringfügig zu verletzen.
    Der Gangster sprang auf den Bahnkörper. Ich richtete mich auf und schnellte auf die Beine. Durch die plötzliche Lageveränderung schoss mir das Blut mit Katapultgeschwindigkeit unter die misshandelte Schädeldecke.
    Ich hatte das Gefühl, dass in meinem Kopf eine Staffel Düsenjäger startete.
    Der Lärm schien mir die Augen aus den Höhlen zu pressen. Trotzdem lief ich weiter. Ich durfte den gefährlichen

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