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0393 - Staatsfeind nur für eine Nacht

0393 - Staatsfeind nur für eine Nacht

Titel: 0393 - Staatsfeind nur für eine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Staatsfeind nur für eine Nacht
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ich.
    Er sah mich erstaunt an und schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube nicht, dass der Erpresser Ihren Namen willkürlich aus dem Branchenverzeichnis herausgefischt hat«, fuhr ich fort, »ich bin vielmehr überzeugt, dass der Bursche Ihre Vermögensverhältnisse recht gut kennt. Überlegen Sie genau, an wen Sie diese Stimme erinnert.«
    »Wenn ich ehrlich sein soll«, murmelte er dann, »kommt mir die Stimme tatsächlich bekannt vor. Aber es muss schon Jahre her sein, dass ich diesem Mann begegnet bin. Sonst könnte ich mich besser daran erinnern.«
    »Sehen Sie, das habe ich vermutet. Lassen Sie Ihrem Gedächtnis Zeit, Mister Garney. Es spült den Namen von selbst an die Oberfläche. Mein Freund Phil wird zum Archiv in die 69. Straße kutschieren und sich ans Vaicom setzen. Innerhalb einer Viertelstunde ist dieses Gerät in der Lage, über Dias, die zu einem Bild vereinigt werden, das Gangstergesicht nach Phils Angaben auf die Leinwand zu projizieren und zu fotografieren. Dieses neue Gerät versetzt uns in die Lage, bedeutend schneller zu arbeiten. Denn wir haben Hunderte von Teildias vorliegen für Haare, Gesichtsform, Mund, Nase und Ohren. Diese Teildias, nach Beschreibung des Augenzeugen zusammengesetzt, ergeben das Bild des Gangsters. Mein Freund wird die Aufnahme mitbringen, und wenn Sie das Foto sehen, fällt Ihnen der Name vielleicht ein.«
    »Und wenn ich nicht bis 9 Uhr zurück bin?«, fragte Phil.
    »Mach dir keine Sorgen. Diesmal übernehme ich den Geldtransport. Außerdem habe ich für dich noch einen Auftrag fürs Archiv.«
    Ich bat Phil, sich nach Joanne Witby zu erkundigen. Vielleicht hatten wir Glück, dass das Girl bei uns mit Dreierstreifen vertreten war. Ich bat ihn, mich sofort anzurufen, wenn er etwas über die Tänzerin herausgefunden hatte.
    Gegen 8 Uhr verließ Phil das Office.
    Ich ließ Mr. Garney für einige Minuten allein und fuhr mit Phil im Aufzug bis zum sechzehnten Stock.
    Während mein Freund weiter nach unten sauste, ging ich zu unserem Appartement 1613, in dem ein Cop Wache hielt. Ich gab das verabredete Klopfzeichen und wurde hereingelassen. Im Badezimmer kühlte ich eine Viertelstunde mein geschwollenes Gesicht. Dann fuhr ich wieder hinauf.
    James Garney saß vor der Whiskyflasche, die nur noch einen kümmerlichen Rest enthielt.
    »Es könnte nicht schaden, wenn Sie nüchtern blieben, bis mein Freund mit dem Foto zurückkommt, Mister Garney«, erklärte ich. Dann legte ich ihm meinen Plan auseinander.
    Gegen viertel vor neun klemmte ich mir die Ledertasche mit den falschen Dollarbündeln unter den Arm und verließ das Office.
    In unserem Appartement angelte ich mir die 38er Smith & Wesson aus dem Kleiderschrank und schnallte sie um. Drei Minuten später schritt ich durch die Hotelhalle.
    ***
    Ich hielt ein Taxi an, stieg ein und zog die Tür zu. Der Fahrer warf mir einen Seitenblick zu.
    »Lincoln Square«, murmelte ich und lehnte mich in die Polster zurück. Ich hielt die bauchige Aktentasche auf den Knien.
    An diesem trüben Novemberabend waren nur wenige Wagen in Richtung Theater-Distrikt unterwegs. Ich warf an den Ampeln flüchtige Blicke in die vorbeihuschenden Autos. Frauen in großer Abendgarderobe saßen neben Männern im eleganten Anzug. In mir erwachte die Sehnsucht nach einem Abend im Smoking mit Theater- und Barbesuch an der Seite eines schönen Girls. Aber ich hatte erst diesen Fall erfolgreich und mit heilen Knochen abzuschließen, ehe ich an einen geruhsamen Feierabend denken konnte.
    Nieselregen setzte ein. Das hatte gerade noch gefehlt. Ich hatte absichtlich keinen Mantel angezogen, um beweglich zu sein. Der Fahrer schaltete Scheibenwischer und Waschanlage ein. Nach wenigen Sekunden war der Schmierfilm auf der Windschutzscheibe beseitigt. Vor uns tauchte der Lincoln Square auf.
    Ich bezahlte und stieg aus.
    Der Taxifahrer schien hellseherische Fähigkeiten zu besitzen, als er mir nachrief: »Viel Vergnügen!«
    Es war zwei Minuten vor neun. Der Regen nahm zu. Die Westend Street am Lincoln Square war fast menschenleer. Ich bog in die 66. Straße West ein, angelte ein Stück Kreide aus meiner Tasche und malte in Augenhöhe ein handtellergroßes Kreuz an die Wand des Eckhauses Westend Avenue, 66. Straße West. Darunter setzte ich einen zierlichen Pfeil, der die Richtung angab, in der ich wanderte. Diese Zeichen waren ziemlich unauffällig, da die Schulkinder sehr häufig an Hauswänden ihre Zeichnungen hinterließen.
    Fünf Häuser weiter in der 66. West malte ich

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