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0393 - Staatsfeind nur für eine Nacht

0393 - Staatsfeind nur für eine Nacht

Titel: 0393 - Staatsfeind nur für eine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Staatsfeind nur für eine Nacht
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gefühllos. Trotzdem gelang es mir, die Verschnürung eines Schuhs zu lösen und ihn abzustreifen.
    Ich tastete nach meiner Jackentasche.
    Der kleine Browning war noch da. Ich zerrte ihn heraus und horchte.
    Nichts regte sich. Nur die Wellen klatschten gegen die Betonmauer des Hafenbeckens.
    Ich schlich am Kühlwagen entlang, schwang mich auf das Trittbrett zum ersten Bremshäuschen und kletterte die Stufen hinauf. Der Aufbau war leer. Ich kletterte rückwärts wieder hinunter, presste mich gegen die Wand und schlich auf Socken vorwärts.
    Mit katzenhafter Geschwindigkeit nahm ich die Trittbrettleiter zum zweiten Bremshäuschen. Ich riss die Tür auf und starrte in das verzerrte Gesicht des Gangsters.
    Ich riss die Pistole hoch. Aber da krachte schon ein Fuß gegen meinen Brustkasten.
    Blitzartig krallte ich mich an einem Gegenstand fest. Dieser gab nach. Ich verlor das Gleichgewicht.
    ***
    Die Luft im Archiv war stickig und verbraucht. Phil löste den oberen Kragenknopf und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
    Vor wenigen Minuten hatten fünf Mann das Archiv verlassen. Sie beteiligten sich an der Suchaktion nach einem Gangster, der am hellen Tage einen Raubüberfall auf einen Bankkassierer gemacht hatte. Es lag eine deutliche Beschreibung des Gangsters vor. Seit vier Stunden suchte das FBI nach dem Namen.
    Die Suche in der Kartei war vergeblich gewesen.
    Phil ging ans Fenster, riss es auf. Kalte Novemberluft strömte herein.
    Nach wenigen Minuten kam der Kollege Hopkins zum Nachtdienst ins Archiv.
    »Wer macht heute Nacht Dienst am Vaicom?«, fragte Phil.
    »Alan Baker, glaube ich.«
    »Okay, dann sag ihm Bescheid. Ich habe es brandeilig.«
    Hopkins war ein untersetzter Mann, der mächtig zugenommen hatte, seit er im Innendienst steckte. Er hatte sich auf das Drängen seiner Frau in den kugelsicheren Bau zurückgezogen. Die Umstellung war ihm schwergefallen.
    Phil fischte den Hörer von der Gabel und wählte die Kantine. Nach wenigen Sekunden war Baker an der Strippe. Phil trug ihm seine Wünsche vor.
    »Okay, ich komme sofort«, erklärte Baker.
    Phil legte auf.
    »Du kannst mir in der Zwischenzeit einen Gefallen tun. John. Sieh mal nach, ob das Girl Joanne Witby bei uns im Archiv steckt. Bei den Dreierstreifen vielleicht. Die Miss wurde heute Morgen in ihrer Wohnung ermordet. Nun grasen wir jede Spur ab, um ihren Bekanntenkreis kennenzulernen. Vielleicht gibt das Vorstrafenregister einige Hinweise.«
    Hopkins ging zu den Karteikästen hinüber, zog ein alphabetisches Register heraus und fuhr mit dem Finger über die Liste.
    Aus einem Kasten in der fünften Reihe zog John eine Schublade heraus. Der Kollege entnahm einen Dreierstreifen und studierte ihn.
    »Wenn ich nicht irre, hatte das Girl etwas mit einem Prozess gegen einen der Gangster zu tun, die Long Beach unsicher machten«, meinte Hopkins. »Das Bild kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    Phil nahm den Dreierstreifen, studierte die Bilder und die Vorstrafe. Das Girl hatte lediglich einen Denkzettel wegen Rauschgift Vergehens bekommen. Sonst nichts.
    »War das Girl in dem Prozess angeklagt, oder trat es nur als Zeugin auf?«, fragte Phil
    »Ich weiß es nicht mehr genau. Es liegt bestimmt schon drei oder vier Jahre zurück«, antwortete Hopkins.
    »Hast du keine Zeit, mal darüber nachzudenken? Vielleicht kannst du uns damit auf die Sprünge helfen«, sagte Phil und starrte die drei Bilder auf der Karteikarte an.
    Als Phil den Dreierstreifen auf den Tisch zurücklegte, flog die Tür auf. Baker, der Vaicom-Fachmann, kam herein. Phil begrüßte den schmächtigen, jungen Kollegen, der eine randlose Brille trug.
    »Ich habe eine bestimmte Vorstellung von deih Knaben, der mich beinahe ins Jenseits befördert hat«, sagte Phil, »wir wollen mal versuchen, sein Gesicht festzuhalten.«
    ***
    Im Anfang herrschte bei uns noch eine gelinde Abneigung gegen das Vaicom. Trotz allen fortschrittlichen Denkens konnten wir uns nicht daran gewöhnen, dass es möglich sein sollte, 40 durch das Übereinanderblenden einiger Dias in Minutenschnelle die Gangsterphysiognomie herauszuarbeiten. Wir waren wohl am Anfang zu sehr der Meinung, jedes menschliche Gesicht sei einmalig und nicht durch irgendwelche Klischees zu bestimmen. Aber mit der Erfahrung wuchs unser Zutrauen, und heute schätzten wir das Vaicom-Gerät wie unseren Augapfel.
    Baker ging mit Phil in den kleinen Raum, in dem das Vaicom stand. Es handelt sich um einen Projektor, an dessen Rückseite acht Dias eingeschoben

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