0396 - Mord-Marionetten
schwer. »Dann müssen Sie mir sagen, dass Sie es geschafft haben. Es muss eine Sicherheit geben. Sonst können wir den Yard schließen. Haben Sie verstanden, John?«
»Natürlich, Sir.«
»Und klären Sie auch die Hintergründe auf«, ächzte er. »Tun Sie um Himmels willen alles, um…« Sir James verzog das Gesicht.
Er konnte nicht mehr, und ich fühlte, wie der Griff um meine Hand erschlaffte. Für einen Moment durchtoste mich ein schrecklicher Gedanke. War Sir James vielleicht tot?
Nein, sein Herz schlug noch. Ihn hielt aber eine gnädige Bewusstlosigkeit umfangen.
Ich hörte Suko atmen. Er stöhnte dabei. »Meine Güte«, flüsterte er, »damit habe ich nie gerechnet. Nein, das ist einfach unglaublich.«
Ich erhob mich. »Hast du bemerkt, welche Energie in ihm steckt?«
»Ja. Davon können sich manche Junge eine Scheibe abschneiden. Der ist noch vom alten Schlag.«
»Und wird auch wieder zusammengeflickt. Davon bin ich fest überzeugt«, erklärte ich.
Endlich kam Hilfe. Wir hörten die Leute schon draußen auf dem Gang. Ich lief hin und öffnete die Tür. Ein Arzt und zwei Männer mit einer Trage stürmten in den Raum.
Der Arzt kniete sofort nieder und startete eine kurze Untersuchung. Sir James bekam dann eine Spritze.
»Wie sieht es aus?«, fragte ich den Mediziner.
»Er wird es überstehen.« Der Arzt gab den Sanitätern einen Wink.
»Zum Glück sind die Wunden nicht sehr tief. Sir James wird es überleben.«
Wir schauten zu, wie der Superintendent auf die Trage gelegt wurde. Die beiden Sanitäter verstanden ihr Handwerk. Sie gingen sehr vorsichtig mit dem Bewusstlosen um.
Schon auf dem Weg nach draußen, sagte einer von ihnen: »Seltsam, der Mann im Keller hatte die gleiche Verletzung, nur eben tiefer. Da steckt doch System dahinter.«
Ich hatte die Worte zwar verstanden, reagierte aber erst, als die Männer schon auf dem Flur waren. Plötzlich klickte es bei mir, und ich rannte los.
Zum Glück holte ich die Sanitäter ein. »Moment noch, wie war das eben mit dem anderen Mann?«
Sie verstanden erst nicht, bis ich die Worte wiederholte.
»Ach so – ja.« Der Mann hob die Schultern. »Aus dem Untersuchungsgefängnis ist ein Beamter angegriffen worden, als er einer Gefangenen das Essen brachte.«
»Einer Gefangenen?«, vergewisserte ich mich.
»Ja, so einem Luxusweib!«
»Dunkelhäutig?«
Der Mann nickte. »Das hat man mir gesagt. Zu Gesicht bekommen habe ich sie leider nicht.«
Mir reichte das als Information. Ich ließ die beiden ziehen. Suko hatte mitgehört und sprach mich an. »John, ich werde das Gefühl nicht los, dass wir uns mit Moira Cargal eine Laus in den Pelz gesetzt haben. Und das mitten im Yard Building…«
***
Jetzt interessierte uns natürlich der Mann, der von Moira angegriffen worden war. Als wir mit ihm sprachen, er hatte den rechten Arm bis über den Ellbogen verbunden, lag er in einem Krankenzimmer, schaute uns aus tief in den Höhlen liegenden Augen an und versuchte, auf unsere Fragen klare Antworten zu geben.
Wenige Minuten reichten uns. In dieser Zeit hatten wir erfahren, dass nicht die Frau ihn angegriffen hatte, sondern ein Gegner, den er persönlich nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekommen hatte.
Der Mann würde bald in ein normales Krankenhaus überführt werden, wo die Wunde genäht werden musste. Wir wünschten ihm gute Besserung und gingen.
Suko war sehr nachdenklich geworden. Ihn beschäftigten wahrscheinlich die gleichen Gedanken wie mich, und er sprach sie auch aus. »Moira Cargal, John, das ist die Laus, die in unserem Pelz sitzt.«
Von mir erntete er keinen Widerspruch. »Ich frage mich nur, wie sie das geschafft hat. Ist sie eine Magierin gewesen?« Ich gab mir selbst die Antwort. »Nein, das war sie nicht. Das hätten wir bemerken müssen. Sie ist ein Mensch wie du und ich, auch wenn ihr Bruder eine Armee von Zombies regierte. Wobei ich nicht einmal glaube, dass es ihr richtiger Bruder war.«
»Wieso?«
»Ich habe Damion Cargal kennen gelernt. Der war halb Mensch und halb Roboter.«
»Du kannst sie ja fragen.«
»Was meinst du, wo uns der nächste Weg hinführt? Moira sitzt in der Zelle, und genau da ist der Wärter angegriffen worden. Sie ist die Spinne, die ihr Netz ausgebreitet hat.«
»Das Puppennetz.«
Ich stutzte. »Weshalb sagst du das?«
Suko lächelte. »Aus einem bestimmten Grund. Es ist so. Hat Voodoo nicht auch etwas mit Puppen zu tun?«
»Ja, schon. Weshalb fragst du mich? Man fertigt Puppen an, die so aussehen wie
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