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0396 - Wer erstach Jerry Cotton?

0396 - Wer erstach Jerry Cotton?

Titel: 0396 - Wer erstach Jerry Cotton? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer erstach Jerry Cotton (1 of 3)
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sagte Foreman und zog wieder an der Zigarre. Wenn Lindsay schon nervös war, konnte es von Nutzen sein, diese Nervosität ein wenig zu steigern.
    »Ich rechne mit einer Begnadigung«, kaute der Sträfling zwischen kaum geöffneten Kiefern hervor. »Ich habe mich gut geführt. Ich habe einen Anspruch auf eine Begnadigung.«
    »Sie sollten mal über das Wort ›Gnade‹ nachdenken«, empfahl Captain Foreman. »Es liegt im Sinn des Begriffs, daß niemand einen Anspruch darauf haben kann.«
    »Aber alle anderen —«
    Lindsay brach ab. Foreman hob den Kopf.
    »Was ist mit allen anderen?«
    »Alle werden begnadigt und vorzeitig entlassen, wenn sie sich gut geführt haben!« knurrte Lindsay finster. »Warum ich nicht?«
    »Niemand hat gesagt, daß Sie nicht auch begnadigt werden könnten. Ich wollte Ihnen lediglich klarmachen, daß Sie keinen Anspruch darauf anmelden können. Eine Gnade bekommt man geschenkt, aber man kann sie nicht fordern. Übrigens hat der Begnadigungsausschuß schon über Ihren Fall entschieden.«
    Lindsay sprang auf. Zum ersten Male in all den Jahren sah ihn der Captain mit weit geöffnetem Munde. Unten links glänzte eine Goldplombe am ersten Backenzahn.
    »Na und?« krächzte der Sträfling. »Bin ich begnadigt?«
    »Ja«, sagte der Captain. »Nach dem Willen des Begnadigungsausschusses sollten Sie morgen früh entlassen werden.«
    Lindsay war so aufgeregt, daß er den eigenartigen Unterton in Foremans Erklärung überhörte. Der Sträfling ließ sich auf den Stuhl zurückfallen und wischte sich mit dem rechten Ärmel über die Stirn. Sein Atem ging hörbar.
    »Noch vor zwei Stunden lagen Ihre Entlassungspapiere hier in dieser Schublade, Lindsay«, fuhr der Captain fort und öffnete die mittlere Schreibtischlade einen Spalt, um ein winziges Stück Papier herauszuholen.
    Lindsay sagte nichts mehr. Er starrte nur, schnell atmend, vor sich hin. Foreman ließ sich Zeit. Er legte den Kopf schief und beobachtete den Sträfling.
    »Haben Sie schon Pläne, Lindsay?« fragte er.
    »Ich? Nein. Kann ich doch nicht!«
    Die Antwort kam viel zu schnell, entschied Foreman. Es war eine glatte Lüge. Er hat sehr genaue Pläne. Er hat ja schon Jahre auf diesen Tag gewartet.
    »Übrigens«, murmelte der Captain und zog auf dem Schreibtisch ein Blatt heran, das aus einem Fernschreiber stammte und als Absenderangabe die FBI-Zentrale in Washington trug, »übrigens, Lindsay, sind Ihnen die folgenden Namen ein Begriff: Alfredo Roberto Mirovia, Santos Elvord, Bernhard Kunkelmann, Dick Backson, Ivan Jaloshinsky und — Jack Sorrensky?«
    Der letzte Name hatte in Lindsays Gesicht ein rasches Zucken bewirkt, und der Captain hatte es wohl bemerkt. Trotzdem nuschelte der Sträfling noch undeutlicher als sonst:
    »Nie gehört. Was ist mit den Kerls?«
    »Alles schwere Jungen«, erwiderte Foreman. »Sie lebten an verschiedenen Plätzen, sind aber merkwürdigerweise alle seit ungefähr einer Woche verschwunden - oder sagen wir lieber: untergetaucht.«
    »Und?« knurrte Lindsay in schlecht gespielter Gleichmütigkeit.
    Foreman nahm erst wieder einen Zug an seiner Zigarre, bevor er die Frage beantwortete:
    »In Washington gibt es ein paar Burschen beim FBI, die klipp und klar behaupten, daß sich diese sechs Gangster an einem uns noch unbekannten Ort treffen werden, um ein großes Ding vorzubereiten.«
    »So, so«, nuschelte Lindsay.
    »Ja«, sagte Foreman plötzlich schneidend. »Und deshalb wird aus Ihrer vorzeitigen Entlassung nichts, Lindsay!«
    »Was?« Die Stimme des Sträflings bekam einen schrillen Klang.
    Foreman legte den kleinen Zettel hin.
    »Da! Lesen Sie mal: ›Melde dich umgehend 518, Fulham Road, L.P.!‹ Haben Sie etwas dazu zu sagen, Lindsay?«
    »Ich - eh - wieso ich? — Nein - was -was soll das überhaupt?«
    »Der Zettel war für Sie bestimmt! Wir haben das Geständnis des Mannes, der Ihnen seit acht Monaten Kassiber zugeschmuggelt hat. Sie erwarten doch nicht im Emst von uns, Lindsay, daß wir einen Mann begnadigen, damit er an einer dicken Sache teilnehmen kann? Dann könnten wir ja in Zukunft die Verbrechen gleich bei den Profis in Auftrag geben.«
    Der Sträfling starrte wütend auf den Zettel. Plötzlich schoß seine Hand vor wie ein gierig zupackender Raubvogel. Mit einem Griff hatte er das kleine Stück Papier gepackt, zerknüllt und in den Mund geschoben. Gleich darauf sah man an der Bewegung seines Adamsapfels, daß er den Zettel verschluckte.
    »Guten Appetit«, sagte Captain Foreman trocken. »Das

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