0396 - Wer erstach Jerry Cotton?
schwarze Lederjacke. Er fuhr einen gelben Ford Falcon. Warten Sie, ich habe mir das Kennzeichen notiert…«
Ich hörte Papier rascheln, dann las er mir das Kennzeichen vor, das ich sofort mitschrieb.
»Das dürfte für euch wohl genügen«, krächzte die Stimme und - klack - war die Verbindung unterbrochen.
Ich legte ebenfalls auf und sah nachdenklich auf die Nummer des Kennzeichens. Die beiden letzten Zahlen hinten waren tatsächlich dreiunddreißig. Ich steckte mir eine Zigarette an, griff nach dem Kaffee und wartete. Wenig später bimmelte der Apparat wieder.
»Es war nicht möglich, den Standort des Anrufes zu ermitteln, Jerry. Die Telefongesellschaft hätte viel mehr Zeit dazu gebraucht.«
»Das hatte ich mir schon gedacht. Jedenfalls kam der Anruf bestimmt nicht aus Kalifornien.«
»Wieso kannst du das behaupten?«
»Der Bursche behauptete, gestern abend noch in Lincoln Park in New Jersey gewesen und mit dem Auto nach Kalifornien unterwegs gewesen zu sein. Von Lincoln Park bis Kalifornien sind es rund fünftausend Kilometer. Ich kenne kein Auto, mit dem sich die Strecke in zwanzig Stunden schaffen ließe, mein Lieber. Aber ich kann mir ungefähr denken, woher der Anruf kam.«
»Nämlich?« fragte der Kollege interessiert.
»Aus Lincoln Park«, erwiderte ich überzeugt.
***
»Bestimmt wissen wir noch nicht viel«, raunte Phil und fuhr sich müde über die Stirn. »Wenn Sie es genau nehmen, Snyder, dann wissen wir eigentlich nur zwei Dinge richtig: Daß Fuller kurz vor sechs nach einem Anruf sein Haus verließ und daß er abends tot im Bear Mountain Harriman State Park gefunden wurde. Alles, was dazwischen liegt, gleicht noch zu sehr einem Mosaik, bei dem die meisten Steinchen fehlen. Wir sind auf Vermutungen und Theorien angewiesen, so daß sich kein Staatsanwalt mit unseren Ermittlungen begnügen wird.«
»Ganz so schlimm ist es doch nicht«, widersprach der Polizeichef von Lincoln Park. »Aber ihr G-men seid ja bekannt dafür, daß ihr so unheimlich gründlich seid.«
»Das muß sein«, sagte Phil überzeugt.
»Von unserer gründlichen und einwandfreien Arbeit hängt die Freiheit eines Menschen und oft sogar sein Leben ab. Ich schlage vor, daß wir jetzt ganz exakt und der Reihe nach vorgehen. Wir müssen Minute für Minute festlegen. Was von sechs bis neun geschah, muß sich bis in die letzte Einzelheit hinein von uns beweisen lassen.«
»Na schön«, seufzte Snyder. »Solange ich noch nicht aus den Stiefeln kippe, stehe ich Ihnen zur Verfügung, Decker. Womit fangen wir an?«
»Wir wissen, daß Fuller angerufen wurde. Jemand muß gesehen haben, daß sich die Bande von Jugendlichen im Einkaufszentrum herumtrieb. Wer war dieser Jemand?«
»Halten Sie das für wichtig?«
»Nein«, sagte Phil. »Aber ich will es wissen. Ich will alles wissen, was mit diesem Fall zusammenhängt. Alles! Bevor ich einen Mann vor Gericht bringe und wegen einer so schwerwiegenden Sache wie der Ermordung eines Polizisten anklagen lasse, muß ich mir des Beweismaterials absolut sicher sein. Lassen Sie Ihren Leuten sagen, daß Sie draußen in der Siedlung herumhören, wer Edwin Fuller angerufen hat. Ich nehme an, daß es ein Nachbar war oder eine Nachbarin, die zufällig das Erscheinen der Bande im Einkaufszentrum beobachtete. Jedenfalls will ich wissen, wer es war.«
»Okay«, seufzte Snyder. »Mir leuchtet immerhin ein, daß man in so einer verzwickten Geschichte nicht zu viel wissen kann. Ich sage vorn in der Wache Bescheid, daß alle Leute entsprechend instruiert werden.«
Als der Polizeichef in sein Arbeitszimmer zurückkam, stand Phil vor einem geöffneten Fenster und betrachtete im spiegelnden Glas prüfend sein Gesicht. Er fuhr sich über die Bartstoppeln.
»Wird Zeit, daß ich mich irgendwo rasieren lasse«, murmelte er. »G-men, die so ungepflegt herumlaufen wie ich, sind in unserem Verein nicht besonders gern gesehen.«
»An der nächsten Ecke ist ein Friseur«, sagte Snyder und lächelte.
Phil schüttelte den Kopf.
»Gibt es draußen in der Siedlung keinen?« fragte er.
»Doch. Aber warum wollen Sie zwei Meilen fahren, wenn Sie’s an der nächsten Ecke haben können?«
Phil schloß das Fenster wieder.
»Wenn man wissen will, was die Leute so reden«, antwortete er, »dann muß man in die Kneipen gehen oder zu den Friseuren. Außerdem müssen wir sowieso wieder ’raus in die Siedlung.«
»Warum?«
»Wir müssen mit den Angehörigen der Frau sprechen, die das Einkaufszentrum leitete und heute
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