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0399 - Totentanz im Urnengrab

0399 - Totentanz im Urnengrab

Titel: 0399 - Totentanz im Urnengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wand, wo sich auch die Tür befand. Es war klar, was er damit meinte. Al Bender sollte sich dort aufbauen, und Al verstand dies auch.
    Er ging wie auf Eiern. Die Gefahr verdichtete sich von Sekunde zu Sekunde. Er hatte das Gefühl, in einem Raum zu stehen, der immer kleiner wurde und ihm einen Teil der Atemluft nahm. Er machte sich Vorwürfe, zuviel getrunken zu haben. Wäre er völlig nüchtern gewesen, hätte er es vielleicht schaffen können, den anderen zu überwinden, so aber zitterte er vor Schwäche und Angst.
    Neben seinem stets gepackten und irgendwie fluchtbereit wirkenden Seesack blieb er stehen.
    Der Häuptling hatte seine Gehbewegungen sehr genau verfolgt und sie mit der Pfeilspitze nachgezeichnet. Erst als sich Bender mit dem Rücken gegen die Wand preßte, hielt auch der Eindringling in seinen Bewegungen inne. Dafür starrte er den Weißen an.
    Al wich dem Blick nicht aus. Er hätte es gern getan, aber in den Augen des anderen lag eine so zwingende Kraft, daß er nicht anders konnte. Die Pupillen kamen ihm vor wie dunkle Kreise, die ein tiefes Geheimnis hüteten und gleichzeitig auch ein Wissen, um das der Weiße dem Eingeborenen beneidete.
    Bender kam sich plötzlich klein und schmutzig vor. Er war früher stets überheblich gewesen, hatte die Ureinwohner des gewaltigen Kontinents als den letzten Dreck bezeichnet und mußte nun mit ansehen, wie der andere mit ihm »spielte«.
    Noch immer fragte er sich, was dieser Häuptling von ihm wollte, und er wollte es sehr bald erfahren, denn dieser änderte seine Haltung. Er drückte seinen Kopf vor, öffnete den Mund und nahm die Bogensehne jetzt zwischen die Zähne.
    Der Pfeil hatte sich bei dieser Übergabe kaum bewegt. Der Häuptling wollte eine Hand freihaben. Dies aus einem bestimmten Grund.
    Er griff dorthin, wo sein Lendenschurz von einer Lianenkordel zusammengehalten wurde, und klaubte mit zwei Fingern etwas hervor, das zerknüllt war und von Bender zunächst nicht identifiziert werden konnte.
    Papier war es nicht. Leder ebenfalls nicht, es sah mehr aus wie ein Blatt.
    Und das warf der Häuptling dem Weißen kommentarlos vor die Füße. Sprachlich konnten sich die beiden ohnehin nicht verständigen, aber der Weiße wußte auch so Bescheid, obwohl ihm der andere noch zeigte, was er zu tun hatte, indem er leicht in die Knie ging und den freien Arm dem Boden entgegenstreckte.
    Al Bender folgte dieser Bewegung, ohne allerdings den Indio aus den Augen zu lassen. Dazu mußte er in die Höhe schielen.
    Benders Finger fanden das Blatt eines Dschungelbaumes. Man konnte es beinahe falten wie Papier. Bender zog es langsam auseinander.
    Um etwas erkennen zu können, mußte er es glätten, strich mit den Fingern darüber, schaute hin und erschrak.
    Bender erkannte drei Gegenstände, die sich glichen wie ein Haar dem anderen. Es waren die Urnen.
    Tief atmete Al Bender durch. Der Kloß in seinem Magen wurde dicker. Er begann zu bereuen, denn er wußte mit einemmal, daß er mit dem Raub dieser Gefäße einen Fehler gemacht hatte.
    Der Häuptling wollte sie zurückhaben. Deshalb hatte er den langen und beschwerlichen Weg auf sich genommen, Bender wunderte sich sowieso, daß dieser Mann es geschafft hatte, ihn in einer so turbulenten Stadt wie Rio zu finden.
    Er hörte den Häuptling reden. Bender fühlte sich angesprochen, hob den Kopf und sah wieder die verdammte Pfeilspitze auf sich gerichtet. Die Bogensehne hielt der Indianer noch immer mit den Zähnen fest. Seine Augen funkelten. Er schien fest entschlossen, den Plan bis zum bitteren Ende durchzuführen.
    Auch sah er sich genötigt, eine Antwort zu geben. Der Häuptling wartete darauf. Und Bender spürte vor Angst schon den Pfeil in der Brust.
    »Nein, ich…« Mehr brachte er nicht hervor. Er schüttelte noch den Kopf, und das hätte er nicht tun sollen. Der Häuptling verstand die Geste falsch. Für einen Augenblick schien sein Gesicht nur aus Augen zu bestehen, und Bender ahnte, was auf ihn zukam. Als er seine rechte Hand schützend hob, war es bereits zu spät. Da war der Pfeil schon unterwegs.
    Al hörte noch das Surren und das harte Zurückschnellen der Sehne, dann kam der Schmerz.
    Böse, dämonisch, seinen Körper für sich einnehmend. Bender schielte auf seine linke Schulter, wo das Zentrum des Schmerzes lag, und er sah den Schaft des Pfeils hervorragen, während die Spitze an seinem Rücken aus dem Fleisch schaute.
    Den linken Arm bekam er nicht mehr hoch. Der Treffer hatte seine Bewegungen lahmgelegt, so

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